Bologna-Konferenz sucht den Fortschritt

Berlin (fzs). Auch in diesem Jahr gab es auf der Bologna-Konferenz, zu der Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan eingeladen hat, wieder nur oberflächliche Diskussionen. Die Themen der diesjährigen Konferenz waren zum einen Mobilität und zum anderen die Arbeitsmarktchancen der Bachelorabsolvent*innen bzw. die Möglichkeiten für ein weiterführendes Masterstudium.

Laut einem Bericht der Kultusministerkonferenz sei im vergangen Wintersemester nur ein knappes Viertel der Masterstudiengänge mit einem NC beschränkt gewesen. In den restlichen Studiengängen gab es nach Abschluss der Zulassungsverfahren noch knapp 6000 freie Plätze. „Diese Zahlen lassen erst einmal hoffen, dass nicht alles so schlimm sei, doch leider werden hier wieder einmal Zulassung und Zugang miteinander verwechselt: Zwar mag es noch viele freie Plätze geben, aber dies liegt daran, dass viele Bachelorabsolvent*innen gar nicht erst die formalen Zugangskriterien für ihren Wunschmaster erfüllen. So gibt es Masterstudiengänge, die eine Mindestnote verlangen, die so hoch ist, dass es kaum noch Studierende gibt die sich auf die entsprechenden Plätze bewerben könnten. Es ist also nicht verwunderlich, dass dann noch Masterplätze vakant bleiben!“, so Florian Pranghe, Mitglied des fzs-Vorstands.

Neue Ideen zur Verbesserung der Mobilität gab es nicht. Zwar wurde angeregt, dass doch in Zukunft die Hochschulen nachweisen sollen, warum sie die im Ausland erworbenen Studienleistungen nicht anerkennen wollen und nicht mehr die Studierenden beweisen sollen, dass die erbrachten Leistungen äquivalent sind. Dies in Zukunft machen zu wollen, ist zwar eine nette Idee, doch eigentlich sollte dies schon seit 2007 geschehen. Im Jahr 2007 hat nämlich die BRD die „Lisbon Recognition Convention“ ratifiziert, die diese Regelung genau so vorsieht.

Aber auch Probleme der letztjährigen Konferenz sind weiterhin offen. Die Studienbedingungen haben sich kaum verbessert. Hierzu Moska Timar: „Zwar schwärmte Frau Schavan davon dass sich vieles verbessert hätte, und an den Hochschulen schon einiges für bessere Studienbedingungen getan worden sei, aber das meiste war reine Kosmetik und führte nicht zu einer wirklichen Verbesserung der Gesamtsituation.“ So wurden vereinzelt Klausuren zusammengelegt, um auf den ersten Blick die Zahl der Prüfungen zu verringern, doch in Wirklichkeit müssen die Studierenden den Stoff von ehemals zwei Prüfungen nun in einer können. „Wirklich neue Ideen für die Lehre als auch für die Prüfungen gibt es kaum. Die meisten Hochschulen wollen vom Konzept des „student-centered learning“ nichts wissen, obwohl gerade hier neue Möglichkeiten für den Lehrbetrieb stecken!“, so Moska Timar, ebenfalls Mitglied des fzs-Vorstands, weiter.

Schon im Vorfeld der Konferenz hatten sich einige Akteur*innen zu Wort gemeldet, die das Masterstudium einzig als für eine wissenschaftliche Laufbahn nötig erachten. Der studentische Dachverband widerspricht diesen Äußerungen vehement: „Studierende im Masterstudium, seien sie zum Zeitpunkt der Befragung an einer wissenschaftlichen Karriere interessiert oder nicht, legen keine überflüssige Ausbildungsschleife ein, sondern erweitern und vertiefen ihre Kenntnisse, welche nach sechs Semestern Turbostudium oft nicht als ausreichend empfunden werden. Alles andere widerspricht unserer Meinung nach dem Grundgedanken des Bologna-Prozesses und dem darin enthaltenen Konzept des Lebenslangen Lernens, welche beide ausdrücklich vorsehen, dass alle Menschen sich nach ihren Interessen bilden können und sollen!“, so Florian Pranghe.

„Unser Fazit lautet: Die Verbesserungen des vergangenen Jahres waren relativ klein – und da heute kein Aufbruchsignal kam, wird sich dies weiter fortsetzen. Die Bundesministerin redet sich weiter die Zahlen schön. Vor dem Hintergrund der doppelten Abiturjahrgänge und dem Aussetzen der Wehrpflicht ist dies fatal, da sich die Probleme nicht in Luft auflösen werden, sondern im Gegenteil weiter verschärfen. In einer solchen Situation ist politische Handlungsfähigkeit gefragt! Die Bologna-Konferenz hingegen hat gezeigt, dass Probleme, aufgrund fehlender Strategien, verschwiegen werden. Die Leidtragenden sind die Studierenden im Allgemeinen und im Besonderen diejenigen, welche im laufenden Semester ihr Bachelor-Studium abschließen und keinen Platz in einem Masterstudiengang finden werden“, erklärt so Moska Timar abschließend.