„Dass das Thema Bildung in den Verhandlungen am vergangenen Freitag heruntergefallen ist, ist ein deutliches Zeichen welchen Stellenwert die Jamaika-Koalition dem Thema beimisst. Dabei liegt so vieles auf dem Tisch, was angegangen werden müsste, das aber in den Sondierungsgesprächen kaum zur Sprache gebracht wurde. Dass es eine Nachfolgevereinbarung zum Hochschulpackt geben wird ist zwar gut, jedoch darf diese nicht an Wettbewerb, etwa nach dem Vorbild der Exzellenzinitiative, geknüpft sein. Um die Bundesrepublik zu einem Spitzenland der Bildungsinnovation zu machen, muss in alle Bereiche der Forschung und Lehre investiert werden und nicht nur dort, wo vermeintlich ökonomisch verwertbare Ergebnisse hervorgebracht werden. Denn eine solche Bildungsinvestition schränkt Chancengleichheit für alle ein und gerade in der Lehre würde Bildung ihre gesamtgesellschaftliche Aufgabe verfehlen. Außerdem muss das Kooperationsverbot aufgehoben werden und mehr Geld in die Hand genommen werden. Eine höhere Finanzierung könnte prekäre Arbeitsverhältnisse im Wissenschaftsbereich verringern und zu einem kleineren Betreuungsschlüssel durch Lehrende führen. Damit wäre eine bessere Lehre nachhaltig sichergestellt“ so Nathalie Schäfer, Mitglied des Vorstands des freien zusammenschluss von student*innenschaften.
Konstantin Korn, ebenfalls im Vorstand des fzs ergänzt: „Nicht nur die Hochschulen brauchen mehr Geld, auch für die Studierenden reicht das BAföG nicht mehr aus. Der aktuelle Bedarf liegt laut einer Studie bei 840€ und damit etwa 10% über dem aktuellen Satz. Eine Baldige Erhöhung ist dringend notwendig und der Fördersatz zukünftig regelmäßig und automatisch an die gestiegenen Lebenshaltungskosten anzupassen. Aber auch dies war nicht Thema bei den Sondierungsgesprächen. Viele Student*innen, gerade aus Elternhäusern mit niedrigem oder mittlerem Bildungshintergrund müssen häufig nebenbei arbeiten. Andere fallen ganz aus der Förderung, weil sie zu alt sind oder die Regelstudienzeit überschritten haben. Das verstärkt die soziale Selektion im Hochschulbereich zusätzlich. Eine zukünftige Regierung muss daher dringend gegensteuern und das BAföG elternunabhängig gestalten. Kredit- oder Darlehensmodelle sind hierbei nicht hilfreich und verlaufen kontär zum Abbau der Sozialselektion. Aus der BAföG Förderung zu fallen, weil ein bestimmtes Alter erreicht wurde oder länger studiert ist in Zeiten des sog. ‚Lebenslangen Lernens‘ oder ‚Studium der unterschiedlichen Geschwindigkeiten‘ längst überholt. Die Altersgrenze muss abgeschafft und die Kopplung an die Regelstudienzeit angepasst werden. Eine Verlängerung um vier Semester würde für die Finanzierungslücke für die meisten schließen.“