Abbau von Zugangshürden statt Elitediskussion

BONN. Der fzs sieht sich durch die neue 17. Sozialerhebung, die heute von BMBF und Deutschem Studentenwerk vorgestellt wurde, in seiner Forderung nach Beseitigung aller sozialen Barrieren beim Hochschulzugang und -verbleib bestätigt. Auch das 2001 von der Bundesregierung reformierte BAföG hat aus Sicht des studentischen Dachverbands die soziale Schieflage bei der Zusammensetzung der Studierenden nicht verbessert.

„Die Erhebung belegt erneut die soziale Selektivität des deutschen Bildungssystems. Statt über neue soziale Hürden wie Studiengebühren oder ein Auswahlrecht der Hochschulen nachzudenken, sollten alle Verantwortlichen Anstrengungen unternehmen, um diese Schieflage abzubauen“, sagte Nele Hirsch, Vorstandsmitglied im fzs. Der fzs machte deutlich, dass angesichts der Heterogenität der Studierendenschaft, die Anforderungen an die studentische Interessenvertretung weiter steigen. Dazu Sascha Vogt, ebenfalls Vorstandsmitglied im fzs: „Die Verfasste Studierendenschaft kann viel dazu beitragen, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessenslagen der Studierenden unter einen Hut zu bringen. Die Arbeit der Studierendenwerke und der studentischen Interessenvertretung muss dabei zukünftig stärker miteinander verschränkt werden. Voraussetzung ist, dass der Staat sich nicht weiter aus seiner Verantwortung für die indirekte Studienfinanzierung zurück zieht. Eine Privatisierung der Studierendenwerke oder ihre vollständige Auflösung lehnen wir ab.“

Gerade im Bereich Wohnen zeigt sich die Notwendigkeit der Studierendenwerke. Gut ein Drittel der Einnahmen, die Studierenden zur Verfügung stehen, werden für Miete ausgegeben. Studierende, die in einem Studentenwohnheim einen Platz gefunden haben, haben mit durchschnittlich knapp 200 Euro mit Abstand die niedrigsten Kosten. Der fzs fordert deshalb einen Ausbau der Wohnheime.

Große Hoffnungen hatte die Bundesregierung in die Reform des BAföG im Jahr 2001 gesetzt. Diese Hoffnung kann aus Sicht des fzs als nicht erfüllt bezeichnet werden. Hirsch dazu: „Die Sozialerhebung hat gezeigt, dass sich nur ca. 1% der Studierenden ausschließlich durch BAföG finanziert. Zwar ist der Anteil des BAföG an der Finanzierung des Studiums gestiegen, gleichzeitig hat sich aber auch der Anteil der Finanzierung durch die Eltern erhöht. Unter einer bedarfsdeckenden staatlichen Studienfinanzierung verstehen wir etwas anderes.“

Die Förderung von sogenannten „Elite-Hochschulen“ und die Einführung weiterer Selektionsmechanismen im Bildungssystem lehnt der fzs ab: „Sowohl beim Hochschulzugang als auch beim Übergang vom Bachelor zum Master sollen weitere Auswahlverfahren eingeführt werden. Diese Vorschläge stellen massive Grundrechtseinschränkungen dar und werden die soziale Selektivität des Bildungssystems weiter erhöhen. Statt dessen müssen gezielte Maßnahmen getroffen werden, die Menschen aus den mittleren und unteren Einkommmensgruppen den Hochschulzugang ermöglichen“, so Vogt.

Der fzs verwies in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse der Sozialerhebung, nach denen die Studienbeteiligung der mittleren Einkommensgruppe in den letzten Jahren noch weiter gesunken ist. Die Studienbeteiligung der unteren Einkommensgruppe hat sich nur marginal erhöht. Weitere Informationen zur Sozialerhebung

Für Rückfragen: Sascha Vogt (0179/5054295)
Nele Hirsch (0176 24005790)