Studienkredite sind Schuldenberge

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stellt morgen in Berlin ihre Konzeption für ein Darlehenssystem vor, das die Aufnahme eines gebührenpflichtigen Studiums unabhängig von der sozialen Herkunft ermöglichen soll.

Der bundesweite Studierendendachverband fzs erwartet keine Überraschungen. „Bei nachlaufenden Studiengebühren werden Studierende nach ihrem Studium immer immense Schuldenbergen abbezahlen müssen – egal wie die Kreditbedingungen ausgestaltet sind“, so fzs-Vorstandsmitglied Nele Hirsch. „Die damit verbundene Abschreckung von Studieninteressierten aus finanziell schlechter gestellten Familien ist sozialwissenschaftlich belegt.“

Zur Begründung verweist der bundesweite Studierendendachverband auf die Erfahrungen beim BAföG. Hier konnte erst durch die Deckelung der BAföG-Schulden auf 10.000 Euro der Anteil der BAföG-EmpfängerInnen signifikant gesteigert werden. „Wenn jetzt zusätzlich zu den BAföG-Schulden die Gebührendarlehen gerechnet werden, wird diese Reform faktisch wieder aufgehoben“, sagte Vorstandskollegin Steffi Geyer, „An die Hochschulen würden dann nur noch diejenigen kommen, die zur Finanzierung der Gebühren auf Sparbuch oder Einkommen der Eltern zurückgreifen können. Denn wer kann es sich schon leisten, mit mehr als 50.000 Euro Schulden ins Berufsleben zu starten?“

Der eigentliche Skandal der Gebührenforderungen besteht für den fzs allerdings darin, dass die bereits bestehenden sozialen Ausschlusswirkungen aufgrund der nur ungenügenden Möglichkeiten zur Finanzierung durch das BAföG bei der Diskussion fast vollständig ignoriert werden. Nele Hirsch: „Die Kosten für den Lebensunterhalt während des Studiums werden heute nur von gut einem Prozent der Studierenden allein durch BAföG finanziert. Rund zwei Drittel der Studierenden müssen neben dem Studium arbeiten. Anstatt über Darlehenssysteme zu diskutieren, die noch mehr Personen vom Bildungssystem ausschließen, sollten Bund und Länder eine grundlegende BAföG-Reform mit dem Ziel einer sozialen Öffnung der Hochschulen in Angriff nehmen.“