Auslandsstudium für viele Studierende zu teuer

BERLIN. Nach einer Erhebung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) studieren immer mehr deutsche Studierende im Ausland. Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) weist jedoch darauf hin, dass die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen, nach wie vor vom Geldbeutel der Studierenden abhängt. Das Auslands-BAföG deckt weder in der Höhe noch in der Breite den finanziellen Bedarf ab, der entsteht, wenn man im Ausland studieren möchte. Außerdem werden im Ausland erbrachte Studienleistungen an der Heimathochschule häufig nicht anerkannt.

„Die Zahlen täuschen über die Realität hinweg. Nach wie vor können sich nur finanziell gut gestellte Studierende ein Auslandsstudium leisten“, kritisiert fzs-Vorstandsmitglied Regina Weber die Bilanz des Ministeriums. „Studierenden haben im Ausland oft sehr hohe Lebenshaltungskosten. Außerdem ist es häufig unsicher, ob ihre Studienleistungen, auch nach ihrer Rückkehr anerkannt werden. Diese Unsicherheiten wirken extrem abschreckend.“

Nach Angaben des BMBF stieg die Zahl der deutschen Studierenden im Ausland im Jahr 2003 um 7,1 % auf über 60.000 Studierende. Ministerin Edelgard Bulmahn führte das BAföG-Reform von 2001 zurück. Demnach ist es möglich, nach einem Studienjahr an einer deutschen Hochschule die Förderung in einen Mitgliedstaat der EU bis zum Studienabschluss mitzunehmen. Der fzs sieht jedoch noch massiven Handlungsbedarf. „Das von Frau Bulmahn hochgelobte Auslands-BAföG hat große Schwächen“, erklärt Weber. „Schon im Inland reicht das BAföG vorne und hinten nicht, um finanziell schwächere Studierende ausreichend zu unterstützen. Viele Studierende sind gezwungen, neben dem Studium zu arbeiten. Das ist im Ausland in der Regel unmöglich.“

In den Erklärungen der europäischen Bildungsministerinnen und -minister zur Schaffung eines europäischen Hochschulraums ist die Erhöhung der Mobilität von Studierenden immer wieder ein erklärtes Ziel. Dazu gehört vor allem auch die Mitnahme von finanziellen Leistungen des Staates und die Anerkennung von Studienleistungen, indem die Hochschule im Zweifel nachweisen muss, dass die Leistungen nicht gleichwertig sind.

In der Realität ist letzteres genau umgekehrt. Nach Ansicht des fzs wird diese Seite der Mobilität immer wieder vernachlässigt: „Studierende, die außerhalb der EU studieren wollen, müssen hohe bürokratische Hürden bewältigen, bevor sie überhaupt eine Chance auf finanzielle Unterstützung haben. Das widerspricht den Zielen eines europäischen Hochschulraums, der sich nicht auf die EU-Länder beschränkt. Das Auslands-BAföG berücksichtigt innerhalb der EU die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten nicht. Diese Regelung ist in der Realität völlig absurd. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Studienfinanzierung im Ausland und die Anerkennung von Studienleistungen aus dem Ausland auf feste Füße zu stellen. Nur so kann sicher gestellt werden, dass sich auch finanziell schwache Studierende ein Studium im Ausland leisten können“, fasst Weber die Kritik des studentischen Dachverbandes zusammen.

siehe auch das fzs-Positionspapier zum Thema Mobilität