Sehr geehrte Damen und Herren,
der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) e.V. ist der bundesweite Dachverband von Studierendenschaften. Er vertritt durch seine rund 90 Mitglieder über eine Million Studierende in der Bundesrepublik.
Wie wir aus Presseberichten erfahren mussten, plant der Caritasverband Amberg-Sulzbach in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Amberg-Weiden ein Projekt zur Finanzierung von Studiengebühren. Der Caritasverband will danach für die Studiengebühren von Studierenden aufkommen, wenn diese für den Verband soziale Arbeiten leisten.
Der fzs lehnt jede Form von Studiengebühren unmissverständlich ab. Die Einführung von Studiengebühren in Bayern und in weiteren Bundesländern wird zu einer massiven Belastung insbesondere sozial benachteiligter Studierender führen. Gerade Studierende aus einkommensschwachen Elternhäusern sind schon heute an Hochschulen unterrepräsentiert; eine zusätzliche Belastung durch Studiengebühren bzw. durch die Aufnahme eines verzinsten Kredites wird noch mehr junge Menschen künftig davon abhalten, ein Studium aufzunehmen.
Gemeinsam mit zahlreichen Sozialverbänden, Gewerkschaften, Elternverbänden und weiteren BündnispartnerInnen warnen die Studierendenvertretungen seit Jahren vor den sozialen Auswirkungen von Studiengebühren. Auch der bayerische Familienbund der Katholiken spricht sich in einer Stellungnahme strikt gegen die Einführung von Gebühren aus und warnt vor den sozialen Folgen für Studierende und ihre Familien: „Die meisten Studenten sind finanziell von ihren Familien abhängig. Studiengebühren würden unweigerlich Familien zusätzlich belasten. (…) Wir sind strikt gegen jede Maßnahme, ein Studium finanziell noch schwieriger zu machen. (…) Wir fordern stattdessen eine elternunabhängige und existenzsichernde Studienförderung der Studenten.“
Das geplante Projekt von Caritasverband und Fachhochschule blendet die Befürchtungen von Sozialverbänden, Gewerkschaften und Studierendenverbänden aus. Durch dieses Projekt werden die sozialen Auswirkungen von Studiengebühren unter den Tisch gekehrt. Finanziell schwache Studierende werden sich gezwungen sehen, die Arbeiten anzunehmen, während andere Kommilitoninnen und Kommilitonen dies nicht müssen. Die negativen Folgen von Studiengebühren werden auf diese Art verschleiert, wodurch gleichzeitig Tür und Tor geöffnet werden für weitere soziale und finanzielle Hürden. Für die Studierenden ist nicht die eigene Motivation Grund, sich sozialen Aufgaben zu widmen, sondern der schlichte Faktor, dass dies die einzige Möglichkeit sein wird, ein Studium aufzunehmen. Dies wird sich negativ auf die Art und Qualität der Arbeit auswirken und kann nicht im Sinne des Caritasverbandes sein.
Aus Sicht des fzs widerspricht der Caritasverband Amberg-Sulzbach damit auch dem Leitbild des Deutschen Caritasverbandes, in dessen Leitbild es heißt: „Als Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege steht der Deutsche Caritasverband in der Mitverantwortung für die sozialen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland.“ Das ernsthafte Bewusstsein für eine „Mitverantwortung für die sozialen Verhältnisse“ bedingt aus Sicht des fzs eine unmissverständliche Ablehnung von Studiengebühren, nicht aber deren Förderung und Legitimierung.
Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften spricht sich daher entschieden gegen das Projekt des Caritasverbandes Amberg-Sulzbach und der Fachhochschule Amberg-Weiden aus. Er fordert beide Partner dazu auf, das angedachte Projekt einzustellen, sich klar gegen jede Form von Studiengebühren zu positionieren und sich für ein sozial gerechtes Bildungssystem einzusetzen, das die Durchsetzung tatsächlicher Chancengleichheit für Menschen ungeachtet ihrer sozialen Herkunft und ihrer individuellen Vermögensverhältnisse fördert.
Mit freundlichen Grüßen,
Regina Weber Christian Berg