Bund demokratischer WissenschaftlerInnen solidarisiert sich mit den Protesten gegen Studiengebühren

Solidarität aller Hochschulangehörigen gegen Studiengebühren!

Der Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) begrüßt die gegenwärtigen massiven Protestaktionen gegen Studiengebühren.

Wir rufen alle unsere Mitglieder auf, die Aktivitäten, Demonstrationen und Veranstaltungen auf örtlicher, Landes- und Bundesebene aktiv zu unterstützen!

Unser gemeinsames Ziel ist es, den politischen Preis für die Einführung von Studiengebühren so hoch wie möglich zu treiben und diese schließlich ganz zu verhindern!

Der BdWi hat immer unterstrichen, dass Studiengebühren nicht nur aus sozialpolitischen Gründen abzulehnen sind, weil sie extrem ungleiche soziale Bildungschancen auf einem höheren Niveau reproduzieren, sondern dass sie auch als ein zentrales Kettenglied kritisiert werden müssen, das gesamte Hochschulsystem einer marktförmigen Wettbewerbslogik zu unterwerfen. So sollen etwa Gebühren das Studienverhalten eindimensional auf eine künftige berufliche „Bildungsrendite“ ausrichten. Dadurch werden wissenschaftliche Bildungsprozesse einer falschen und instrumentellen Kosten-Nutzen-Logik unterworfen, in welcher die Kriterien von Erkenntnis, Wahrheit und gesellschaftlicher Problemlösungskompetenz tendenziell durch solche kurzfristiger ökonomischer Verwertbarkeit verdrängt werden. Ein solches Hochschulsystem ist gesellschaftlich nicht wünschbar!

Wir erleben gegenwärtig in verschiedenen Bundesländern das beschämende Schauspiel, dass eine Hochschulleitung nach der anderen einknickt und sich für Studiengebühren ausspricht. Dabei fallen sie in der Regel auf die Ankündigung der Ministerien herein, Studiengebühren bedeuteten „Mehreinnahmen“ für die chronisch unterfinanzierten Hochschulhaushalte. Das mag sehr kurzfristig der Fall sein. Allerdings zeigt ein Blick in andere Länder vor allem zweierlei: Erstens, dass die Hochschulen bereits auf mittlere Sicht effektiv weniger Mittel zur Verfügung haben, da Studiengebühren der „Einstieg“ in die schrittweise Reduktion öffentlicher Hochschulfinanzierung sind; zweitens, dass ein noch oben begrenzter Einheitstarif (500,- €) nur die Gewöhnungsphase für den Übergang zu einem differenzierten, d.h. nach oben hin unbegrenzten, Preissystem in der Spannweite zwischen sog. „Eliten“- und billigen Massenhochschulen ist. Die jetzigen Befürworter von Studiengebühren müssen daher gefragt werden, ob sie eine solche Entwicklung wollen und politisch verantworten können!

Den Medien gelingt es immer wieder, Anti-Studiengebührenproteste als eine politisch isolierte „studentische“ Sache hinzustellen. Schon deswegen ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Studiengebühren sich negativ auf die Interessen und Arbeitsbedingungen aller Mitgliedergruppen der Hochschulen auswirken. Es geht um die künftige Perspektive des gesamten Bildungs- und Wissenschaftssystems! Daher: Studiengebühren gemeinsam verhindern! StudentInnen sind keine Kunden, WissenschaftlerInnen keine Verkäufer kommerzialisierbarer „Kenntnisse“! Bildung und Wissenschaft sind keine Ware!

Bonn und Marburg, den 17.5.2005.

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