Aus Anlass des heutigen Integrationsgipfel kritisiert der Bundesverband ausländischer Studierender (BAS) die derzeitige Internationalisierungspolitik der Hochschulen. „Wenn in den letzten Tagen und heute auf dem Integrationsgipfel beispielsweise über die Notwendigkeit von besseren Sprachkenntnissen gesprochen wird, ist dies ein Hohn. In den letzten Jahren haben die Hochschulen massiv Sprachkurse fuer ausländische Studierende und StudienbewerberInnen gestrichen. An manchen Hochschulen wurde das Sprachkursangebot auf >Null< heruntergefahren", kritisiert Roufaou Oumarou, Sprecher des BAS. Die Hochschulen entledigen sich der Verantwortung der sprachlichen Studienvorbereitung und Ausbildung. In diese Lücke springen oft private, kommerzielle Anbieter, deren Seriosität teilweise sehr angezweifelt werden muss. "Das grösste Problem", führt Oumarou aus "ist, dass das Erlernen der Sprache inzwischen vom Geldbeutel abhaengig ist." Auch an den Hochschulen gilt, wie in allen anderen Lebensbereichen, dass gute Sprachkenntnisse die Grundlage des (Studien-) Erfolgs sind. Hier sind die Länder und der Bund gefordert, die Hochschulen ausreichend finanziell auszustatten. "Man kann sich nicht auf der einen Seite beklagen, dass es eine sehr grosse Studienabbruchquote ausländischer Studierender gibt, wenn man auf der anderen Seite Sprachkurse, Tutorien und andere Angebote streicht.", so Oumarou weiter. Auch die vorhandenen, teilweise sehr guten Projekte und Angebote mancher Hochschulen fangen die mangelnden Angebote in der Breite und die massiven Kürzungen der vergangenen Jahre nicht auf. Neben der studienvorbereitenden ist auch eine ausreichende und umfassende und fuer die Studierenden und Studienbewerber kostenfreie studienbegleitende Fach- und Wissenschaftssprachausbildung notwendig.
Insgesamt kritisiert der BAS, dass die Hochschulen zu wenig fuer die Integration ausländischer Studierender tun, was sich auch daran zeige, dass in der Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerkes nach der Finanzierung der „Kontakt mit deutschen Studierenden“ als zweitgrösste Schwierigkeit genannt wird. Dies gaben nach der Erhebung im Jahr 2000 34% und 2003 38% der ausländischen Studierenden an. Bestätigt wird dies auch durch Studien an verschiedenen Hochschulen. Bezeichnend ist hier schon der Titel einer Untersuchung an der LM Universität Muenchen, der lautet: „Konfliktlos aneinander vorbei“. Beruhigend ist dabei nur das „konfliktlos“. „Hier koennen auch erhöhte und erfolgreiche Anstrengungen, die Angebote fuer ausländische Studierende seitens der Akademischen Auslandsämter, Studierendenwerke und Studierendenschaften zu verbessern, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Integration in den Fächern und Fachbereichen, in den einzelnen Seminaren und Veranstaltungen noch sehr mangelhaft ist.“, führt Johannes Glembek, Geschäftsführer des BAS aus. Hier fehlen Anstrengungen der Hochschulen zur Integration in die Hochschule, sowohl was die Integration in den Wissenschaftsbetrieb, als auch was die Integration ins „Campusleben“ angeht. Und auch hier ist leider festzustellen, dass „Leuchttürme“ dem Grossteil der ausländischen Studierenden nicht helfen.
Der BAS kritisiert massiv, dass der Hochschulbereich offenbar fast keine Rolle beim Integrationsgipfel spielt und die Vertretung ausländischer Studierender nicht eingeladen wurden. „Die Tatsache, dass der Anteil der sog. BildungsinländerInnen an den Hochschulen nach den Erhebungen des Deutschen Studierendenwerkes rücklaeufig ist, ist beängstigend und zeigt, dass der Hochschulzugang fuer Kinder mit Migrationshintergrund immer noch ein grosses Problem darstellt, was an strukturellen Benachteiligungen liegt. Diese Benachteiligungen müssen abgeschafft werden und sind nicht nur in den Schulen zu suchen, sondern auch an den Hochschulen selbst. Aus diesem Grund müssen die Studierendenvertretungen am Integrationsgipfel beteiligt werden.“, betont Johannes Glembek. Das Thema Bildung darf bei MigrantInnen nicht bei der Schule enden.
Rueckfragen an: Johannes Glembek, Geschäftsführer des BAS, Mobil: +49 176 51197372