Uni Tübingen gibt Studiengebühren für Forschungspersonal aus

Die Universität Tübingen wird künftig mit Einnahmen aus Studiengebühren auch Forschung finanzieren. Ende Dezember beschloss die Kommission zur Gebührenverteilung der schwäbischen Hochschule, künftig mit den Gebührengeldern auch AssistentInnen zu bezahlen, die neben ihrer Lehrtätigkeit auch Forschung betreiben. Damit wird offen gegen das baden-württembergische Gebührengesetz verstoßen, das eine ausschließliche Verwendung von Studiengebühren für die Lehre vorsieht.

Die Hochschulleitung begründete diesen Schritt gegenüber dpa mit dem Hinweis auf arbeitsrechtliche Vorgaben. Demnach seien Befristungen nur für AssistentInnen möglich, die zugleich aber einen Forschungsanteil haben müssten. Den Protest der Studierenden gegen dieses Vorhaben kommentierte der Tübinger Rektor Bernd Engler gegenüber dpa lapidar: „Diese Kröte müssen die Studenten leider schlucken.“

Alte Hochschulgebäude in Baden-Württemberg kosten Millionen

Die Einnahmen aus Studiengebühren werden an den Hochschulen für unterschiedlichste Zwecke eingesetzt, die häufig der eigentlichen Zielsetzung widersprechen. So werden etwa Gebäudesanierungen oder -bauten aus Studiengebühren finanziert; ebenso wurden etwa an der Universität Ulm erhöhte Energiekosten aus den studentischen Geldern beglichen.

Mit den Energiekosten baden-württembergischer Hochschulen befassten sich auch die baden-württembergischen Landtagsgrünen. Theresia Bauer, hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion, wies in einem Gespräch mit dem Lokalblatt „Schwäbisches Tagblatt“ auf den desolaten Zustand der Hochschulgebäude und die damit verbundenen Energiekosten in Baden-Württemberg hin: „Jeder Cent, der für steigende Energiepreise aufgewendet werden muss, geht Forschung und Lehre verloren.“

Tatsächlich besteht seit Jahren enormer Sanierungsbedarf an den baden-württembergischen Hochschulen. Die Kosten für die erforderlichen Sanierungen betragen allein für die neun Universitäten des Landes über 2,4 Milliarden Euro. Das Land hingegen hat auch angesichts steigender Energiekosten keinen Bedarf an einer entsprechenden ökologischen Sanierung – denn die Energiekosten müssen auch für die landeseigenen Gebäude von den Hochschulen aufgebracht werden. Und die greifen gegebenfalls bereitwillig auf Studiengebühren zurück. Den schwarzen Peter schieben sie dann halt der Landesregierung zu.

Bleibt die Frage, wieviel Kröten die baden-württembergischen Studierenden noch zu schlucken bereit sind…