Erik Marquardt, fzs- Vorstandmitglied, erläutert die veröffentlichten Zahlen:
„Den vorgelegten Zahlen nach erhielten im Jahr 2011 ca. 0,2% der Studierenden eine Förderung durch das Deutschlandstipendium. Über diese erschreckend niedrige Zahl hinaus wird auch deutlich, dass bestimmte Fachgruppen bei der Vergabe offenbar nochmals deutlich benachteiligt sind. In allen Sprach- und Kulturwissenschaften zusammen wurden beispielsweise nur 697 Stipendien vergeben, allein in den Wirtschaftswissenschaften hingegen 796 Stipendien. Zudem ist eine leichte Bevorteilung von Universitäten zu beobachten: 71% der Stipendien wurden an Studierende aus Universitäten vergeben, obwohl nur 66% der Studierenden der Bundesrepublik an Universitäten eingeschrieben sind. Über die sozialen Hintergründe der Stipendiat*innen gibt es in der Veröffentlichung leider gar keine Aussage. Nach einer HIS-Studie aus dem Jahr 2009 werden Stipendien zu über 80% jedoch an Studierende als ideelle Förderung vergeben, was bedeutet, dass deren sonstiges Einkommen auch ohne die Förderung bereits den Stipendiensatz übersteigt.“
Salome Adam, fzs-Vorstandsmitglied, erläutert inhaltlich:
„Das Deutschlandstipendium ist gescheitert. Die Zahlen von heute belegen dies eindrucksvoll. Statt des elitären Deutschlandstipendiums brauchen wir eine breite Bildungsförderung, die es allen ermöglicht, zu studieren, und die die vorhandene soziale Selektion beseitigt. Eine Förderung von monatlich 300 Euro, wie sie das Deutschlandstipendium vorsieht, ist lediglich ein Bonus für Gutgestellte und stellt keine eine Unterstützungsleistung für Schlechtergestellte dar. Studierende, die sich neben dem Vollzeitstudium ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, haben kaum die Möglichkeit, so gute Noten zu bekommen, dass sie ein Stipendium erhalten können. Die Hochschulen verschwenden darüber hinaus viel Personalaufwand und Geld für die im Deutschlandstipendium vorgesehene Anwerbung der Stipendienmittel von Dritten.“
Erik Marquardt ergänzt abschließend:
„Bildungsministerin Schavan hat versucht, das Deutschlandstipendium als eine Initiative zur Breitenförderung zu verkaufen. Dass nur 0,2% der Studierenden das Deutschlandstipendien erhalten, deckt nun das wahre Gesicht des Deutschlandstipendiums auf. Welche Studierenden diese Förderung tatsächlich nötig haben, ist aus den vorgelegten Zahlen nicht ersichtlich. Wir empfehlen Frau Schavan, gemeinsam über Möglichkeiten für eine wichtige Verbesserung der Studienfinanzierung nachzudenken und die unsinnige Idee des Deutschlandstipendiums zu begraben.“
Die entsprechende Fachserie des Statistischen Bundesamtes „Förderung nach dem Stipendienprogrammgesetz (Deutschlandstipendium) – Fachserie 11 Reihe 4.6 – 2011“ is unter folgendem Link abrufbar: www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Ausbildungsfoerderung/Stipendienprogrammgesetz.html |