Der DAAD muß sich ändern!

Zur Zeit verfügt der DAAD über ca. 350 Millionen DM jährlich, die von der Bundesregierung, der EU, ausländischen Regierungen sowie der Industrie stammen. Unter anderem werden sämtliche EU-Förderungsprogramme wie z. B. Tempus oder Lingua über den DAAD abgewickelt. Das heißt, daß der DAAD in hohem Maße von seinen GeldgeberInnen abhängig ist und als Mittel deutscher Außenpolitik mißbraucht wird. So werden zum Beispiel anläßlich von Staatsbesuchen von Regierungsmitgliedern Sonderprogramme für diese Länder aufgelegt.

Mitglieder des DAAD und (offiziell) diejenigen, die seine Politik bestimmen, sind die Hochschulen sowie die meisten StudentInnenschaften. Die Hochschulen werden dabei entweder durch deren RektorInnen / PräsidentInnen bzw. die LeiterInnen der Akademischen Auslandsämter vertreten. Tatsächlich werden die Leitlinien des DAAD durch dessen Präsidenten, Prof. Theo Berchem (Präsident der Uni Würzburg) sowie durch den Generalsekretär Christian Bode im Einvernehmen mit den MinisteriumsbürokratInnen festgelegt; die Funktion von Vorstand, Kuratorium und Mitgliedsversammlung beschränkt sich meistens auf das reine Abnicken der bereits getroffenen Entscheidungen.

Diese Politik des DAAD führt zum Beispiel dazu, daß die Auswahl ausländischer StipendiatInnen von den dortigen staatlichen Organen vorgenommen wird und der DAAD somit vielfach die bereits privilegierten Eliten und Schichten fördert. Somit stammen die StipendiatInnen vieler Länder auch zu einem überproportionalen Anteil aus Beamten- und DiplomatInnenfamilien. Politisch mißliebige oder unterprivilegierte Menschen geraten nur in Ausnahmefällen in den Genuß eines vom DAAD finanzierten Auslandsstudiums. Dabei pflegt der DAAD und seine Auslandsstellen auch ganz selbstverständlich Kontakt mit den Mördern vom Tian-an-men-Platz. Auf der letzten Mitgliedsversammlung erklärte hierzu auch der Präsident, man könne eine Gesellschaft mit 1 Milliarde Menschen ja auch nicht wie eine Gesellschaft mit 80 Millionen Menschen führen..

Im Vorstand und Kuratorium sind auch Studentinnen vertreten. Das Stimmenverhältnis ProfessorInnen / Beamte : StudentInnen beträgt 12 : 3 Stimmen. In der Mitgliedsversammlung des DAAD besitzen die Hochschulverwaltungen die doppelte Stimmenanzahl wie die Studentlnnenschaften. Auch hat zwar jede Universität das Stimmrecht, allerdings nur insgesamt 36 Fachhochschulen bundesweit. Bis zum letzten Jahr gab es noch eine Extragruppe ‚Osthochschulen‘ mit insgesamt einer Stimme. Hier orientiert sich der DAAD sehr stark an den Stimmenverhältnissen (mit Ausnahme der Mitgliedschaft der StudentInnenschaften) an der Satzung der HochschulrektorInnenkonferenz.

Auch die studentischen Mitglieder im DAAD tragen wenig zu einer Änderung dieser Politik bei. Für eine Zeit von 4 Jahren gewählt, sind sie eher bemüht, gegenüber dem Präsidenten gute Stimmung zu machen oder aber sie sind seit ihrer Wahl kein einziges Mal auf den Sitzungen erschienen. So gering der studentische Einfluß auf die Politik des DAAD auch sein kann, sowenig informieren die studentischen Mitglieder auch die ASten / USten / StuRä über die Arbeit des DAAD. Eine Folge davon ist, daß sehr wenige StudentInnenschaften auf den Mitgliedsversammlungen auftauchen und somit auch studentische Positionen noch weniger Einfluß auf den DAAD nehmen können.

Die Politik des DAAD ist sowohl in den Bereichen der Hochschulpolitik, der Sozialpolitik als auch des Internationalismus meilenweit von den Positionen der StudentInnenschaften entfernt.

Der derzeitige Wissensstand über den und das geringe Interesse der StudentInnenschaften am DAAD bedeutet, daß die Mitgliedschaft der einzelnen StudentInnenschaften im DAAD wirkungslos verpufft. Aus diesem Grunde ist es notwendig, die Arbeit des DAAD, insbesondere seiner studentischen Vorstands- und Kuratoriumsmitglieder seitens der ASten / USten / StuRä kritisch zu begleiten und zukünftigen studentischen Gremienmitgliedern im DAAD auch einen Rückhalt zwischen den Mitgliedsversammlungen zu geben.

Der fzs ruft alle StudentInnenschaften zur Teilnahme an der Mitgliedsversammlung des DAAD am 21. Juni 1995 in Bonn auf.

Der fzs ruft zur kritischen Begleitung und Unterstützung der studentischen Mitglieder in Vorstand und Kuratorium des DAAD auf und erklärt sich bereit, die studentischen Mitglieder in Vorstand und Kuratorium des DAAD in ihrer Arbeit zu unterstützen.

Der fzs ruft alle studentischen Verbände zur Gründung eines bundesweiten studentischen Arbeitskreises zur Arbeit des DAAD auf.

Beschlossen auf der 3. MV in Düsseldorf, Mai 1995