Wissenschaftsrat fordert 1,1 Milliarden Euro für die Lehre

Mit dem Wissenschaftsrat (WR) hat sich eines der führenden Gremien der bundesweiten Wissenschaftspolitik dafür ausgesprochen, gemeinsame Anstrengungen für mehr Qualität in der Lehre in Angriff zu nehmen. Eine „umfassende Qualitätsentwicklung“ und eine „neuartige Lehrkultur“ sei notwendig, um Leistungen in der Lehre in Wissenschaft und Öffentlichkeit genauso zu fördern wie Erfolge in der Forschung. In dem Forderungskatalog „Empfehlungen zu Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium“, den die Organisation am Montag vorgelegt hat, ruft der Rat Politik und Hochschulen sowie Lehrende und Studierende zu umfangreichen Maßnahmen auf.

  • Die Lehrenden sind aufgefordert, sich wechselseitig bei Lehrveranstaltungen zu besuchen; darüber hinaus soll die didaktische Weiterbildung verstärkt werden. Der Wissenschaftsrat fordert „flächendeckende Angebot von Fortbildung.“
  • Die Studierenden ruft der Wissenschaftsrat zu „Verantwortung für ihren Studienerfolg“ auf. Negativ betrachtet werden nach Aussage des WR-Vorsitzenden Peter Strohschneider vor allem „überlange Studienzeiten“ sowie „dramatisch hohe Durchfallquoten.“
  • Die Hochschulen werden vom Wissenschaftsrat aufgefordert, mittelfristig ein umfassendes System der Qualitätssicherung aufzubauen. Darüber hinaus sollen die Betreuungs- und Beratungsangebote ausgebaut und Leistungsanreize für gute Lehre entwickelt werden.

In seiner „moderaten Kalkulation“ kommt der Wissenschaftsrat zu einem jährlichem Mehrbedarf von ca. 1,1 Milliarden Euro, die u.a. zur Verbesserung der Betreuungsrelationen an Hochschulen erforderlich seien. Zu diesem Zweck solle künftig auch die Hälfte alle Professuren mit dem Schwerpunkt Lehre vergeben werden. Gefordert wird der Aufbau und die Finanzierung von Fachzentren für die Hochschullehre, in denen fachspezifische Besonderheiten in der Lehre wissenschaftlich begleitet werden könnten.

Der Vorschlag des Wissenschaftsrates, der sich mit reinen Defizite in der Lehre, weniger aber etwa mit der sozialen Situation von Studierenden auseinander setzt und hierin Gründe für Misserfolge von Studierenden sucht, wurde von BildungspolitikerInnen und den wichtigsten hochschulpolitischen Akteuren positiv aufgegriffen.