Autoritäre Wissenschaft ist keine Wissenschaft – Studierende weisen Ansinnen der Imboden-Kommission zurück

Sandro Philippi, Mitglied im Vorstand des fzs, kommentiert: „Besonders erschreckend und offenbarend ist die Betonung von Führung, Zentralisierung und Hierarchie, welche seitens der Kommission und seitens Herrn Imboden bei der heutigen Anhörung betont wurde. Unter dem dem Schlagwort Governance möchte die Imboden-kommission die Hochschulen wesentlich autoritärer strukturieren als bisher. Präsidien sollen also noch mehr disziplinarische Macht erhalten und damit zu Unternehmensführungen alten Typs geformt werden. Dieser Anspruch ist an sich falsch, da Wissenschaft auf Pluralität und Kritik beruht und nicht auf Gehorsam und Disziplin. Der vollkommen ideologische Wunsch nach einem stärkeren „Kollektivverständnis“, also einer Corporate Identity, legt den ökonomistischen Ansatz der Kommission vollends offen. Allerdings führt der veraltete Ansatz verstärkter Führung eher zu weniger Kooperation. Genauso zieht Konkurrenz eine verengte wissenschaftliche Praxis nach sich. Wir sagen: Denken darf sich nicht an Kennzahlen oder autoritärer Wettbewerbsstrategie orientieren.“

Besonders bedenklich ist der Wunsch, durch einen Konkurrenzdruck Einfluss auf die Gesetzgebung der Länder nehmen zu wollen, wie die Imboden-Kommision offensiv verkündet. Auch das zeigt das mangelhafte Verständnis von Demokratie des gesamten Ansatzes.

Ben Seel, ebenfalls Mitglied des Vorstandes, ergänzt: „Die Exzellenzinitiative bleibt in ihrem Fundament eine Fehlentwicklung der deutschen Hochschulsteuerung. Wissenschaft und Forschung lassen sich genauso wenig quantativ vergleichen wie Bildung. Die Imboden-Kommission fordert nun explizit den Wettbewerb nach dem Matthäus-Prinzip „Wer da hat, dem wird gegeben, wer aber nicht hat, dem wird genommen, was er hat“ zu strukturieren. Nichts anderes ist die Exzellenzprämie. Die einzige Konsequenz, die dieser Ansatz nach sich zieht, ist die systematische Bevorzugung von ökonomisch angepassten Lieferant*innen unmittelbar nutzbarer Information. Langfristige Innovationen, derern Wert sich nicht innerhalb weniger Jahre zeigen oder gar rentieren kann müssen zwangläufig aus dem Bewertungsraster fallen. Schon die bisherige Exzellenzinitiative stellte sich als Institutskillerprogramm heraus, da sie im Lichte der „Differenzierung“ hauptsächlich Verlierer*innen und Sparzwänge produzierte. Wo differenziert wird, werden wenige Fachbereiche gegen alle anderen ausgespielt. Als Folge daraus ist z.B. das Fach Deutsch als Fremdsprache in den letzten Jahren aus den Universitäten fast verschwunden, was in der heutigen Situation bitter beklagt wird. Wir brachen keine Fortführung, sondern den Stopp dieses fatalen Programms und stattdessen eine breitere soziale Finanzierung von Hochschulen.“

Kontakt: Sandro Philippi – – 01782324494 Ben Seel – – 015120942563