„Gesundheit ist Gold wert und wir sind es auch“
Unter diesem Motto rief ver.di im März 2023 in der Tarifrunde öffentlicher Dienst bundesweit Beschäftigte von Krankenhäusern, Psychiatrien, Pflegeeinrichtungen und dem Rettungsdienst zum Warnstreik auf. Für mehr Respekt, gegen die Möglichkeit auf Gehaltskürzungen legten bundesweit Fachkräfte unter anderem in Krankenhäusern ihre Arbeit nieder und betrieben einen starken Tarifkampf.(1)
Nicht nur fehlt häufig der gesellschaftliche und politische Respekt für die systemrelevante Arbeit der Beschäftigten im Gesundheitsweisen, wie unter anderem die Tarifverhandlungen zum Ausdruck brachten – sondern zusätzlich sind die Arbeitsbedingungen selbst eine enorme Belastung für die Beschäftigten, was den Beruf unattraktiver, die Personaldecke dünner macht und die Belastung wiederum erhöht. Die Hans-Böckler-Stiftung fasst zusammen: Bereits 2015 lag der Anteil krankheitsbedingter Fehltage 50 % über dem Bundesdurchschnitt und somit mit weitem Abstand vor allen anderen Betrieben.(2)
Einsparungen beginnen bereits im Medizinstudium – für ein #fairesPJ
Am 19. Juli fanden bundesweit an mehreren Universitätskliniken Demonstrationen und Infostände statt. Die Medizinstudierenden machten sich gemeinsam mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd e. V.) stark für ein faires praktisches Jahr. Das Praktische Jahr bezeichnet dabei ein einjähriges Praktikum, welches sich laut der Approbationsordnung an das zehnsemestrige theoriebetonte Hochschulstudium angliedert.
Wie es häufig für Praktika üblich ist, wird auch dieses äußerst prekär gestaltet. Eine zu geringe Aufwandsentschädigung, eine mangelhafte Betreuung der Studierenden bei ihren praktischen, berufsvorbereitenden Erfahrungen und eine enorme Belastung. Die Ärztliche Approbationsordnung wird aktuell novelliert – jetzt ist die Zeit laut zu sein und etwas an diesen Konditionen zu ändern!
Gesundheit ist Gold wert und Praktikant*innen sind es auch (3,4,5)
Der psychische Druck im praktischen Jahr ist massiv. So leiden laut dem bvmd 20 – 35 % der Studierenden im Praktischen Jahr an Burn-out. Zusätzlich stehen den Studierenden maximal 30 Fehltage zur Verfügung. Eine Unterscheidung zwischen den Gründen für das Fehlen gibt es dabei nicht – ob das eigene Kind oder gar man selbst krank ist: Sind die 30 Tage aufgebraucht, drohen einzelne Abschnitte des Praktischen Jahres oder sogar das gesamte PJ nicht anerkannt zu werden. Das Ergebnis ist Stress und eine gesundheitliche Gefährdung für Studierende und Patient*innen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die geringe Aufwandsentschädigung. Diese variiert von Krankenhaus zu Krankenhaus, jedoch ist sie eindeutig zu gering, wie verschiedene Umfragen zeigen: so sind 30% der Studierenden auf einen Nebenjob, 77 % auf familiäre Unterstützung angewiesen. Neben einer 40h-Woche im Praktischen Jahr führt ein Nebenjob somit ebenfalls zu einer – bei einer fairen Bezahlung vermeidbaren – Belastung für die Studierenden und das Gesundheitssystem.
Deshalb beschließen wir:
Der fzs erklärt uns solidarisch mit den Medizinstudierenden und ihrem Kampf für ein besseres Praktisches Jahr. Wir sprechen uns für eine nachhaltige Ausbildung der medizinischen Beschäftigten aus und fordern gemeinsam mit dem bvmd eine gerechte Bezahlung, eine gute Betreuung der Studierenden sowie eine massive psychische Entlastung im Praktischen Jahr.
1 https://www.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++d2eee618-be96-11ed-86b0-001a4a16012a
2 https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-wie-arbeit-im-krankenhaus-krank-macht-5814.htm
3 https://www.bvmd.de/fairespj/
4 https://www.openpetition.de/petition/online/ausbildung-statt-ausbeutung-endlich-
5 https://www.instagram.com/reel/CucUNIGAw9-/ein-fairespj-im-medizinstudium
Beschlossen auf der 72. MV im August 2023 in Hamburg