„Ausfinanzierung aller Hochschulen statt Exzellenzstrategie für Wenige“

Dazu Paul Sander vom AStA der Universität Vechta: „Ein neuer Name macht das Konzept nicht besser. Obwohl das Wort ‚Strategie‘ einen langfristigen, verantwortungsvollen Umgang suggeriert, wird hier die Hochschulfinanzierung der kommenden Jahre der Verwertungslogik unterworfen. Die Kritik bleibt bestehen: Es werden weiterhin nur einige wenige Hochschulen im Forschungsbereich gefördert, während gleichzeitig an allen Hochschulen prekäre Bedingungen in Studium, Lehre und Forschung immer stärker den Alltag prägen. [1] Eine Mehrklassengesellschaft im Hochschulbereich kann für niemanden, insbesondere nicht für Studierende, sowie wissenschaftliche und studentische Mitarbeiter*innen, fair sein. Auch die hamburger Kritik versuchte hier keineswegs das eigentliche Problem zu thematisieren.“ 

Christine Möller vom AStA der Universität Marburg ergänzt: „Hamburgs Argument war, dass die Exzellenzinitiative im ursprünglichen Entwurf zu starr gewesen sei. Statt aber nun vom ruinösen Wettbewerb der Hochschulen untereinander abzurücken um eine solide Ausfinanzierung Aller sicher zu stellen, verharrt der Senat in neoliberalen Dogmen. Dass sich durch eine derartige Strategie eine Zweiteilung des Hochschulsystems vermeiden ließe und die Initiative „dynamischer“ wird ist pure Einbildung.“

Isabel Schön vom StuRa der Universität Freiburg ergänzt: „Die Exzellenzinitiative war eine der Grundlagen zur Errichtung der unternehmerischen Hochschulen. Hochschulen, die sich nach den Regeln des Marktes statt nach den Bedürfnissen der Gesellschaft richten. Dieser Weg wird, wie mit der neuen Exzellenzstrategie weiterhin beschritten und befestigt.“ 

Dazu stellt Marie Dücker, Mitglied im Vorstand des fzs, fest: „Doch die Folgen sind alarmierend. Studiengänge an kleineren Hochschulen müssen geschlossen werden, für Lehre und Forschung wichtige Investitionen können in großen Teilen nicht mehr geleistet werden. Weiterhin wird durch die Fortsetzung der Exzellenzinantive unter anderem Namen auch der Trend zur weitergehenden Entdemokratisierung der akademischen Selbstverwaltungen befeuert. So merkte bereits die Imboden-Kommission, deren Bericht in weiten Teilen als Vorlage zur neuen Regelung angesehen werden kann an, dass ihrer Ansicht nach der Wandel der Hochschulen von einer “ ‚Dienststelle[n] des Ministeriums“ zu […] unternehmerisch denkenden und handelnden Institutionen“ noch nicht weit genug gediehen sei. „Internationale Spitzenuniversitäten h[ätten] durchweg eine starke interne Governance“ [2]. Wir wenden uns entschieden gegen diesen offenen Angriff auf die Reste demokratischer Partizipationsrechte „

„Die Alternative zur Alternativlosigkeit der fortschreitenden neoliberalen Umstrukturierung muss hingegen heißen: solide Ausfinanzierung der Hochschulen und Stärkung kritischer Wissenschaften, statt immer stärker ausufernder Verengung der Lehrpläne auf Verwertbarkeit“, stellt Dorian Tigges vom AStA der Universität Marburg abschließend fest.

[1] So investieren auch Hochschulen mit geförderten Clustern „jahrelang einen Großteil ihrer Kräfte dem Anträge schreiben und Entwerfen von Exzellenzaussichten […] [und ziehen sie] […] von Forschung und Lehre ab […]“ (Kaube [2009: 8]).“

[2] (Imboden-Bericht, S.21.)