Über die BAföG 50 Kampagne

#BAföG50 Im Dezember 2020 hat sich auf Initiative des freien zusammenschluss von student*innenschaften fzs e.V. ein Bündnis zum 50. BAföG Geburtstag gegründet. Im Bündnis sind verschiedene studentische, gewerkschaftliche und politische Jugendorganisationen aktiv. Unser gemeinsames Ziel ist es, allen Menschen die Bildung zu ermöglichen, die sie wollen. Denn selbstbestimmte Bildung ist zentral, um Mündigkeit zu erreichen. Es ist uns deshalb wichtig, mit dieser Kampagne Schüler*innen und Auszubildende genauso wie Student*innen anzusprechen. Gemeinsam für mehr Bildungsgerechtigkeit!
Reformziele
#BAföG50 Das BAföG wird 50! Eigentlich ein Grund zum Feiern, denn die Einführung eines Rechtsanspruchs auf staatliche Unterstützung bei der Studienfinanzierung als Vollzuschuss war ein Meilenstein auf dem Weg zu freier Bildung über sozio-ökonomische Klassengrenzen hinweg.
Aber das BAföG hat sich nicht gut gehalten. Jahrzehntelang wurde dem Gesetz durch verschiedene Bundesregierungen hart zugesetzt: von der faktischen Abschaffung der Schüler*innenförderung, zwischenzeitlichen Umwandlung in ein Volldahrlehen, über die jahrelang versäumte Anpassung der Förderhöhe an reale Bedarfe, bis zur historisch niedrigen Förderquote von unter 11% aller Student*innen 2021 (1971 waren es noch ca. 45%). In der Corona-Pandemie sind die verpassten Reformen unübersehbar geworden: insbesondere Studierende aus der unteren Mittelschicht fallen durchs Raster, Schüler*innen können sich keine Laptops leisten und Auszubildende erhalten oft weder genug Lohn noch genug BAföG, um sich über Wasser zu halten. Wir wollen das nicht länger hinnehmen. Alle Menschen, gleich ihrer finanziellen und familiären Umstände, sollen sich die Bildung leisten können, die sie wollen. Die Herstellung von Chancengerechtigkeit im Bildungswesen muss von den Regierungsparteien und vor allem der CDU, welche seit 2013 das Ministerium für Bildung und Forschung leitet, endlich ernst genommen und angegangen werden. Dabei zeigt die historische Entwicklung eindeutig, was zu tun ist.
Wir brauchen deshalb jetzt eine umfassende Reform! Daher fordern wir:
- Rückkehr zum Vollzuschuss: der Verschuldungszwang ist einer der Hauptgründe, kein BAföG zu beantragen oder erst gar kein Studium aufzunehmen.
- Wiedereinführung des allgemeinen Schüler*innen-BAföGs ab Klasse 10 ohne Sonderbedingungen: Um allen Schüler*innen den Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung grundsätzlich zu ermöglichen, müssen auch alle Schüler:*innen grundsätzlich förderfähig werden. Selbstverständlich auch die Mehrheit, die noch bei ihren Eltern wohnt. Denn: Bildungsungleichheiten verschärfen sich bereits in der Schule und im Übergang von der Schule zur Hochschule.
- Anpassung der Fördersätze an die Realität: Der BAföG Höchstsatz liegt weit unter dem tatsächlichen Bedarf. Geldsorgen stehen erfolgreicher Bildung im Weg. die Sätze müssen deshalb sofort massiv angehoben werden und automatisch alle zwei Jahre angepasst werden.
- Flexibler & realistischer Wohnkostenzuschuss: Mieten sind nicht überall gleich. Wohnpauschalen müssen deshalb dem örtlichen Bedarf entsprechen.
- Klare Perspektive zur familienunabhängigen Förderung: das aktuelle BAföG baut auf einem veralteten Familienbild auf. Wessen Familie die eigene Ausbildung nicht unterstützen will oder kann, obwohl sie es nach BAföG rechtlich müsste, hat keine Chance auf Förderung. Der einzige Weg, der aktuell bleibt: die eigenen Eltern verklagen. Wir plädieren für eine Schul-, Studien- und Ausbildungsfinanzierung, die Betroffene ohne Umwege fördert und ihnen als Individuen zur Selbstständigkeit verhilft.
- Erhöhung der Elternfreibeträge: Durch zu niedrige Elternfreibeträge erreicht das BAföG Menschen aus den unteren und mittleren Mittelstandsschichten nicht, die es dringend nötig hätten. Bis das System familienunabhängig aufgestellt ist, müssen die Elternfreibeträge massiv und relational zu Mittelstandseinkommen erhöht werden, um die Förderquote wieder deutlich anzuheben.
- Unabhängigkeit vom Aufenthaltsstatus: wer in der BRD lernt, muss auch gefördert werden können. BAföG muss deshalb für alle zugänglich sein. Egal, was auf ihrem Pass steht.
- Altersunabhängigkeit: Wer studiert hat wenig Zeit, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Egal in welchem Alter. Die Altersgrenze von 30 bzw. 35 Jahren muss deshalb fallen. So ermöglichen wir selbstbestimmte Entscheidungen über den eigenen Bildungsweg, zu jeder Zeit. Lebenslanges lernen darf keine Floskel bleiben.
- Unabhängigkeit von Regelstudienzeit und Abschaffung der Leistungsnachweise: Bildungsbiografien sind heute sehr unterschiedlich. Viele studieren de facto in Teilzeit. Für selbstbestimmte Bildung müssen diese Einschränkungen weichen.
- Digital- & Lernmaterialpauschale: zusätzlich zur Förderung braucht es eine bedarfsgerechte Pauschale für elektronische Geräte, Literatur etc.
Auch abseits des BAföG muss etwas geschehen, damit der eigene Bildungsweg wirklich frei von finanziellen Zwängen gewählt werden kann:
- Gesetzliche Mindestausbildungsvergütung von 80% der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung: Ordentliche Vergütung für Arbeit! Die Vergütung muss jährlich automatisch angepasst werden auf Grundlage der Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung.
- Förderbedingungen für Berufsschüler*innen und Meister-BAföG angleichen: Ob jemand studiert oder eine Ausbildung aufnimmt darf keine Geldfrage sein, weder das eine noch das andere darf finanziell schlechter gestellt sein. Die Konditionen der Förderungen müssen deshalb für alle gleich gut sein.
Unterschreibe jetzt unsere Petition und verbreite sie weiter! Unter Material findest du außerdem alles was du brauchst, um mitzumachen.
Beiträge zur BAföG50 Kampagne
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Bundeskongress Sozialpolitik
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Kein Fortschritt ohne Bildungsgerechtigkeit – Unsere Forderungen für die laufende BAföG-Novelle
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Pressemitteilung: 1,6 Millionen Fehlausgaben im BMBF – BMBF-Kampagne zum BAföG-Jubiläum in den Augen der Studierenden viel zu teuer
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Pressemitteilung: 50 Jahre BAföG: Jugendverbände fordern grundlegende Reform, damit es einen Grund zu Feiern gibt
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PM BAföG-Sinkflug geht weiter – BMBF schönt Zahlen
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BAföG50
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Pressemitteilung: Bundesverwaltungsgericht hält BAföG für verfassungswidrig. Versagen der Bundesregierung gerichtlich bestätigt
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50 Jahre BAföG – (k)ein Grund zu feiern? – Start der bundesweiten BAföG-Kampagne
Studierenden BAföG
Aktualisiert am 05.08.2021 mit den Zahlen des statistischen Bundesamtes für 2020 & entsprechender Deutung der Zahlen (Pinker Text)
#BAföG50 Das Bundesausbildungsförderungsgesetz – BAföG – trat 1971 in der BRD in Kraft und löste damit sein Vorgängermodell ab. Ziel des BAföGs in seiner ursprünglichen Form war es, dass Schüler*innen und Studierenden aus einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten bei der Finanzierung ihrer Ausbildung geholfen werden sollte. Kurzum: Chancengerechtigkeit im Bildungswesen. Hierzu wurde es als Vollzuschuss konzipiert und ein Rechtsanspruch auf Förderung verankert. Die Höchstförderung wurde anhand der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks errechnet und die Bedarfssätze sowie Elternfreibeträge sollten alle zwei Jahre überprüft werden, um sie gegebenenfalls anzupassen.
Von dem einst durchdachten Konzept zur Herstellung von Chancengerechtigkeit im deutschen Bildungssystem ist heute jedoch immer weniger zu spüren. Die Zahlen sind eindeutig: Abgesehen von der großen Reform 2001 unter Rot-Grün, haben die meisten eher kleinen Anpassungen den Trend nicht umkehren können. Insbesondere seitdem das Bundesministerium für Bildung und Forschung seit 2013 konstant CDU-geführt ist (Schavan, Wanka, Karliczek), befindet sich die Förderquote im stetigen Fall. Zur politischen Einordnung der Entwicklungs-Kurven findet ihr weiter unten eine Auflistung wichtigster Eckdaten des BAföGs. In den Grafiken haben wir für die Jahre, in denen gesetzliche Anpassungen erfolgt sind, zur besseren Nachvollziehbarkeit und Überblick jeweils die zugehörigen Werte eingetragen.


(1) Über die Jahrzehnte sank die Geförderten-Quote immer weiter und hat 2021 mit unter 11% einen historischen Tiefstand erreicht. Das Bildungsministerium unter Leitung von Anja Karliczek (CDU) verweist hierbei gerne darauf, dass, wenn ausländische Studierende aus der Gesamtzahl immatrikulierter Studierender herausgerechnet würden, die Zahl der BAföG-Beziehenden deutlich höher sei – tatsächlich zeigt sich, dass der Unterschied jedoch nur marginal ist. Angesichts dessen, dass in Deutschland die absolute Anzahl an Studierenden kontinuierlich gestiegen ist (2001: ca. 1,8 Mio.; 2020: ca. 3 Mio. Studierende) und damit immer mehr Studierende aus sozio-ökonomisch benachteiligten Hintergründen an die Hochschulen gehen, müsste im Falle eines funktionierenden Förder-Instrument logischer Weise die Anzahl der Geförderten stetig steigen – da ja mehr Menschen aus finanziell benachteiligten Haushalten nun studieren. Dem ist jedoch nicht so, da die Förderquote weiterhin sinkt. Das Bildungsministerium verweist hierbei darauf, dass viele an sich Förderberechtigte keinen Antrag stellen und die Zahlen deshalb so niedrig seien. Es weist öffentlich von sich, dass das Problem beim BAföG selbst liegt und ein hoher Reform-Bedarf besteht. Doch die Realität ist, dass selbst wenn berücksichtigt wird, dass viele Antragsberechtigte keinen Antrag stellen, würden wir rechnerisch trotzdem nicht auf die einstigen Quoten von fast 45% (1971, Vollzuschuss), bzw. zum Höhepunkt der Förderquote des wiedervereinigten Deutschlands mit 26,6% (1991) kommen. Zudem ist in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass die Zahl der Studierenden aus nicht-akademischer Herkunft wieder sinkt, was mit Sicherheit auch am BAföG liegt. Historisch zeigt sich eindeutig, dass die Förderquote durch bestimmte gesetzliche Ereignisse stark beeinflusst wird. Nach Abschaffung des Vollzuschusses (1974) und der Einführung des Schuldenzwangs bei Bezug (1982) sinkt die Förderquote besonders stark. Im Falle von zu geringen Anpassungen der Freibeträge konnte der Sinkflug ebenfalls nicht aufgehalten werden. Kehrseitig war die Förderquote zu Zeiten des Vollzuschusses besonders hoch (1971) und stieg bei der Reduzierung der Schuldenhöhe (2001) sowie nach deutlicher Anhebung der Freibeträge (2008/10).
Da die Anpassungen des BAföGs mit der 2019 aufgelegten Novelle unter Anja Karliczek keine deutlichen Anhebungen und vor allem grundsätzliche strukturellen Veränderungen beinhaltete, ist zudem nicht verwunderlich, dass der Abwärtstrend trotz der Novelle für 2020 nicht umgekehrt werden konnte.
(2) Daneben lassen die Anteile dessen, wie viele Studierende eine Voll- oder Teilförderungen erhalten, einen weiteren gefährlichen Trend erkennen. Immer mehr Studierende erhalten einen Vollzuschuss bei gleichzeitig insgesamt sinkenden Zahlen. Das bedeutet, dass immer mehr BAföG-Geförderte aus besonders niedrigen Einkommensschichten stammen und immer weniger Menschen aus dem unteren und mittleren Mittelstand gefördert werden. Anders ausgedrückt: der Trend geht dahin, dass eine Person finanziell schon ziemlich arm sein muss, um BAföG-berechtigt zu sein.
Für die Zahlen von 2020 bedeutet dies gleichsam, dass der zunächst positiv wirkende Anstieg der Bedarfs-Höchstsätze nicht unbedingt darauf zurückzuführen ist, dass generell Studierende aufgrund der Novelle von 2019 mehr Geld bekommen. Wahrscheinlicher ist, dass durch die Rückläufigkeit von Teilförderungen und den Anstieg von Vollförderungen die gestiegene Anzahl derjenigen, die so arm sind, dass sie den Förderhöchstsatz bekommen, dazu führt, dass die durchschnittliche Fördersumme insgesamt gestiegen ist.
(3) Ein weiterer wichtiger Aspekt bezieht sich auf den BAföG-Höchstsatz, welcher in den meisten Hochschulstädten nicht zum Leben reicht. Ursprünglich sollte anhand der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks alle zwei Jahre überprüft werden, ob die Bedarfssätze noch ausreichen. Im Jahr 2019 beträgt der BAföG-Höchstsatz für familienversicherte Studierende die nicht bei ihren Eltern wohnen 752€ und für Selbstversicherte 861€. Doch bei Fortrechnung der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (2016) zeigt sich für das Jahr 2020, dass Studierende mit Kosten zwischen 632€ und 1.518 € pro Monat zu rechnen haben – an staatlichen Hochschulen ohne allgemeine Studiengebühren. Werden die unterschiedlichen realen durchschnittlichen Mietpreise von Studierenden (bsp. FAZ nach MLP-Berechnung) , die unterschiedlichen anfallenden Kosten für Krankenversicherungen(bsp. TK: 110, 85€), die unterschiedlich ausfallen Kosten für Semester-Beiträge und weitere Gebühren sowie weitere für den Lebensunterhalt notwendigen Kosten (630€ → Essen 220€, Fahrtkosten 150€, Kleidung 60€, Telefon/Internet 40€, Digitalpauschale für elektronische Geräte 40€, Lernmittel 30€, Freizeit 90€) zusammengerechnet, ergeben sich beispielhaft für alleinstehende selbst versicherte Studierende im Jahr 2020 folgende unserer Berechnung nach realistische monatlichen Bedarfssätze:*
- Studi 1: Dresden Miete (375€), Lebensunterhalt (630€), TK (110,85€), 180€ Semesterbeitrag HTW → 1145,85€
- Studi 2: Aachen (315€), Lebensunterhalt (630€), TK (110,85€), 300€ Semesterbeitrag RWTH → 1105,85€
- Studi 3: Magdeburg (245€), Lebensunterhalt (630€), (110,85€), 130€ Semesterbeitrag Uni → 1007,54€
- Studi 4: wohnt in München (700€), Lebensunterhalt (630€), TK (110,85€), 144,40€ TUM → 1464,92€
* Anmerkung: Magdeburg ist die günstigste Hochschulstadt der 30 größten Hochschulstädte, München hingegen die teuerste (2020).
Somit liegt der aktuelle Höchstsatz von 861€ für selbst versicherte, alleinstehende und nicht bei den Eltern wohnende Studierende deutlich unter den realen monatlichen Mindestbedarfen. Die an den realen durchschnittlichen Mietpreisen in deutschen Studierendenstädten vorbeigehende Wohnkostenpauschale von 325€/Monat ist hierbei ein besonders ausschlaggebender Faktor dafür, warum die BAföG-Sätze zum Leben nicht reichen.
Im Übrigen: selbst, wenn zur Errechnung der Lebenshaltungskosten nicht das errechenbare monatliche Maximum, sondern lediglich das durchschnittliche Minimum stundentischer monatlicher Ausgaben (Sozialerhebung) heranzieht , liegen die Bedarfssätze immer noch meilenweit von den erhobenen Bedarfen entfernt.


Man muss ja nicht in die teuersten Städte gehen […] wir haben auch hervorragende Standorte in Gegenden, in denen Wohnen nicht so teuer ist.
Anja Karliczek, Bildungsministerin, 2019
Die wichtigsten Eckdaten des BAföGs
Quelle: Deutsches Studentenwerk
- 1971: Das BAföG beginnt in der BRD als Vollzuschuss & sinkt bis 1981 kontinuierlich
- 1974: Der Darlehensbetrag wird eingeführt
- 1982: BAföG-Kahlschlag unter Kohl (CDU): BAföG nur noch als Volldarlehen
- 1990: Möllemann (FDP) wandelt das BAföG zur heutigen Darlehensform um
- 2001: umfangreiche Reform (Rot-Grün): Verschuldungsobergrenze 10.000€, Kindergeld nicht mehr als Einkommen
- 2008/10: Änderungsgesetz (Schavan, CDU): Auslandsstudium möglich, Minijobs werden nicht als Einkommen angerechnet, Erhöhung Bedarfssätze (2008: 10%, 2010: 2%), Erhöhung Freibeträge (2008: 8%, 2010: 3%)
- 2014-17: 25. Änderungsgesetz (GroKo): Erhöhung Bedarfssätze und Freibeträge (je 7%), Aufenthaltsberechtigte & geduldete ausländische Studierende können BAföG beziehen
- 2019: 26. Änderungsgesetz (Karliczek, CDU): Erhöhung der Bedarfssätze (2019: 5%, 2020: 2%), Erhöhung Freibeträge (2019: 7%, 2020: 3%, 2021: 6%), geringfügige Erhöhung weiterer Zuschläge, Änderung Rückzahlmodalitäten
- 2022: 27. Änderungsgesetz (Stark-Watzinger, FDP): Erhöhung Bedarfssätze (5,75% – in Anbetracht der Inflation müssten für eine gleichbleibende Kaufkraft die Bedarfssätze um 10% steigen) und Freibeträge (20,75%), Wohnkostenpauschale steigt von 325 auf 360€, Altersgrenze steigt auf 45, der Vermögensfreibetrag wird auf 15.000 bzw. 45.000 und der Kinderbetreuungszuschlag um auf 160€ erhöht. Der BAföG-Antrag kann erstmals über bafoeg-digital.de digital eingereicht werden, wenngleich der Antrag häufig noch im BAföG-Amt anschließend ausgedruckt werden muss.
- 2023/24: Strukturreform angekündigt, zeitgleich wurden bei den Haushaltsverhandlungen 2023/24 aufgrund des Ziels der Einhaltung der Schuldenbremse die Mittel fürs BAföG um 721Mio Euro (26,6%) eingekürzt.
Schüler*innen BAföG
Das Bundesausbildungsförderungsgesetz – BAföG – trat 1971 in der BRD in Kraft und löste damit sein Vorgängermodell ab. Ziel des BAföGs in seiner ursprünglichen Form war es, dass Schüler*innen und Studierenden aus einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten bei der Finanzierung ihrer Ausbildung geholfen werden sollte. Kurzum: Chancengerechtigkeit im Bildungswesen. Hierzu wurde es als Vollzuschuss konzipiert und ein Rechtsanspruch auf Förderung verankert.
Doch die Förderquote bei den Schüler*innen nimmt seit der richtigen Wiedereinführung des Schüler*innen-BAföGs 2010 kontinuierlich ab. Gleichzeitig erhalten jene, die gefördert werden, immer öfter eine Vollförderung. Dies lässt darauf schließen, dass Schüler*innen aus besonders finanziell benachteiligten Haushalten kommen müssen, um BAföG beziehen zu können. Anders ausgedrückt: Schüler*innen müssen ziemlich arm sein, um BAföG zu beziehen. Zudem greift das Instrument Schüler*innen der unteren und mittleren Einkommensschichten nicht mehr. Denn, dass die Zahl der Schüler*innen in der Oberstufe seit Jahren steigt, bedeutet, dass mehr Schüler*innen aus finanziell benachteiligter Herkunft in die Oberstufe gehen. Die logische Konsequenz wäre eigentlich, dass es mehr Schüler*innen mit BAföG-Bezug geben müsste. Ergo: das Schüler*innen-BAföG greift die unteren und mittleren Mittelschichtseinkommen nicht mehr. Hinzu kommt, dass inzwischen starke Unterschiede hinsichtlich der besuchten Schulform existieren, womit das Schüler*innen-BAföG auf gewisser Weise der Logik einer Elitenförderung folgt. Zur politischen Einordnung sind weiter unten die wichtigsten Eckdaten des Schüler*innen-BAföGs aufgeführt.
Für 2020 zeigt sich auf Basis der am 05.08.2021 veröffentlichten Zahlen des statistischen Bundesamtes indes, dass der Abwärtstrend nicht gestoppt werden konnte. Damit ist die Novelle von 2019 unter Ministerin Anja Karliczek, CDU, fehlgeschlagen. Dies ist nicht verwunderlich, da die Anpassungen sehr gering waren und keinerlei Strukturreform stattfand.


Die wichtigsten Eckdaten des Schüler*innen-BAföGs
Quellen: Deutsches Studentenwerk ; GEW ; BAföG Aktuell
- 1971: Das Schüler*innen-BAföG beginnt in der BRD als Vollzuschuss, geknüpft an einengende Kriterien
- 1982: BAföG-Kahlschlag unter Kohl (CDU): Schüler*innen-BAföG quasi abgeschafft (nur noch, Schüler*innen mit eigener Haushaltsführung) –
- 2010: Änderungsgesetz (CDU, Schavan): Wiedereinführung eines ausgeweiteten Schüler*innen-BAföGs
- 2014-17: 25. Änderungsgesetz (GroKo): Erhöhung Bedarfssätze und Freibeträge (je 7%), Aufenthaltsberechtigte & geduldete ausländische Studierende können Schüler*innen-BAföG beziehen
- 2019: 26. Änderungsgesetz (Karliczek, CDU): Unterscheidung neuer Regelungen nach Schulart, Schüler*innen an höheren Fachhochschulen und Akademien werden fast so behandelt wie Studierende, alle anderen sind mit Sonderregelungen bedacht
Aufstiegs-BAföG (Meister)
Das Aufstiegs-BAföG (ehemals „Meister-BAföG“), geregelt im Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz, ist ein Äquivalent zum Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Eingeführt wurde es 1996 und hat zum Ziel, Fachkräfte bei der Finanzierung ihrer Fortbildung zu unterstützen. Im Gegensatz zu seinem Schüler*innen- und Studierenden-Pendant zeigt sich, dass es auch anders gehen kann: die Förderquote des Aufstiegs-BAföGs steigt seit Jahren kontinuierlich an. Im Sinne des lebenslangen Lernens und vor dem Hintergrund, das heutzutage eine derartige gläserne Aufstiegs-Decke besteht, das Fortbildungen inzwischen zwingend notwendig sind, fordern wir, dass das Aufstiegs-BAföG weiter ausgebaut wird und die Konditionen nicht schlechter als bei anderen BAföG-Instrumenten ausfallen dürfen.


Material
Wir haben Material für euch! Ihr könnt euch die Dateien herunterladen und selbstständig bestellen oder euch per Mail an vorstand [ät] fzs.de mit Adresse und gewünschter Anzahl wenden, sodass wir sie euch kostenfrei zusenden. Ob als Studierendenvertretung, SMV, Betriebsrät*in oder Einzelperson bestellt wird, spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ihr euch überlegt, wie viele Exemplare ihr auch tatsächlich verbreitet, damit wir keinen Papiermüll produzieren.
Daneben könnt ihr die Vorlagen nutzen, um eigenes Material im Sinne der Kampagne zu entwerfen. Alle Infos zum Design, das Logo u.Ä. findet ihr im Design-Manual des herunterladbaren ZIP-Ordners. Solltet ihr coole Ideen haben oder etwas vermissen, schreibt uns gerne eine Mail, sodass wir weitere Vorlagen zur Verfügung stellen können!
Für Aktionstage etc. könnt ihr übrigens auch Unterschriftenlisten für die Petition ausdrucken und hinterher online eintragen.
Briefaktion
Die Koalitionsverhandlungen sind am 10.11.2021 in die dritte Phase gestartet, somit stehen die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen fest. In der Gruppe Bildung verhandelten die Vertreter*innen von SPD, Grüne und FDP unteranderem das BAföG. Gemeinsam mit euch wollen wir jetzt im Schreibprozess vom finalen Koalitionsvertrag klar machen, dass eine umfassende BAföG Reform nicht gegen andere politische Ziele ausgespielt werden darf und das die künftige Bundesregierung sich schnell in die Umsetzung der BAföG Reform begeben muss.
Um dies gemeinsam zu bewältigen könnt ihr auch an eure lokalen Abgeordneten oder die Verhandler*innen wenden und aus eurer Perspektive schildern wieso es diese BAföG Reform im Rahmen unserer Forderungen benötigt. Als Inspiration haben wir euch dafür fünf Briefentwürfe erstellt, schaut sie euch gerne an und formuliert sie passend für euch um:
Pressespiegel
Alle Nachrichten über das Bündnis und die Kampagne. Sollten wir etwas übersehen haben, schreibt uns!
Bafög: Nach 50 Jahren altersschwach (BR | 01.09.2021 )
50 Jahre BAföG (WDR aktuell | 01.09.2021)
BAföG: Auf sich gestellt (ZEIT / ZEIT Campus | 18.08.2021 )
Happy Birthday, Bafög? (FAZ | 02.08.2021)
Erneut erhalten weniger Lernende BAföG – Studierendenverband fordert grundlegende Reform (perspektive | 08.2021 )
„BAföG im freien Fall“ – Karliczek (CDU) gab Haushaltsmittel zurück (zwd Politikmagazin | 08.2021 )
BAföG-Reform? Ja, aber bitte richtig! (Deutsches Verbände Forum | 08.2021 )
Bildungsministerin will mehr Studenten mit Bafög unterstützen (Stern | 08.2021 )
BAföG Instagram Beitrag (ZDFheute | 08.2021 )
Bafög-Zahlen weiter auf Talfahrt (taz | 08.2021 )
Zahl der Bafög-Empfänger nimmt weiter ab (Täglicher Anzeiger | 08.2021 )
ROUNDUP: Zahl der Bafög-Empfänger weiter gesunken – Kritik an Ministerium (boerse.de | 08.2021 )
Studierendenvertreterin: “Um BAföG zu bekommen, musst du richtig, richtig arm sein” (Campusradio für Bilefeld Hertz 87.9. | 08.2021 )
„Du musst richtig, richtig arm sein“ (Der Freitag | 08.2021 )
50 Jahre BAföG – Macht es unser Bildungssystem gerechter? (ARD-alpha | 08.2021 )
50 years of state student funding in Germany – no reason to celebrate?! (ESU Newsletter | 28.07.2021)
50 Jahre BAföG – Erst Hui, dann reichlich Pfui (bafoeg-rechner.de| 19.06.2021)
Diese drei Dinge laufen schief beim BAföG (Spiegel | 14.06.2021)
50 Jahre BAföG! (socialbabbel | Audio | 11.06.2021)
Gericht bestätigt: BAföG zu niedrig (bszonline | 28.05.2021)
BAföG auf dem Prüfstand (IG Metall | 28.05.2021)
»Das BAföG ist keine Sicherung mehr« (Junge Welt | 28.05.2021)
Bundesverwaltungsgericht hält BAföG für verfassungswidrig (Leipziger Zeitung | 28.05.2021)
BAföG-Revisionsverhandlung vor Bundesverwaltungsgericht von Kundgebung begleitet (Leipziger Zeitung | 20.05.2021)
Studieren in der Pandemie: Viele Hochschulen sind noch immer ohne Konzept (Deutschlandfunk Nova | Audio | 25.05.2021)
BAföG: Geldspritze oder Bürokratie-Horror? (detector.fm | Audio | 19.05.2021)
Petition für ein gerechteres BAföG (Radio LOTTE Weimar| Audio | 19.05.2021)
BAföG wird 50 – (K)ein Grund zu feiern (akduell | 17.05.2021)
Warum bekommen nur noch so wenige Studierende BAföG? (Deutschlandfunk | Audio | 15.05.2021)
Das BAföG wird 50: Neue Kampagne fordert Vollzuschuss für Studierende (vorwärts | 04.05.2021)
Finanzielle Notlage der Studierenden verschlimmert sich (BR | 04.05.2021)
50 Jahre BAföG – Anspruch und Wirklichkeit (read.me SoSe 2021)
Wir brauchen eine echte BAföG-Reform (Soli Aktuell | 03.05.2021)
50 Jahre BAföG – (k)ein Grund zu feiern! (WAP IG Metall | 30.04.2021)
Studierende fordern weniger Hürden beim Bafög-Antrag (Deutschlandfunk Nova | Audio | 29.04.2021)
Zeit Wissen 3 Newsletter (ZEIT WISSEN | 29.04.2021)
50 Jahre Bafög – Studierende fordern Reform (ARD Podcast Hielscher oder Haase | Audio | 29.04.2021)
50 Jahre BAföG | Krisenfest machen (GEW Hesssen | 29.04.2021)
Hochschulen fordern dringende Bafög-Reform (Spiegel Online | 28.04.2021)
50 Jahre BAföG – (k)ein Grund zu feiern? – Start der bundesweiten BAföG-Kampagne (GEW Ansbach | 28.04.2021)
50 Jahre BAföG – (k)ein Grund zu feiern? – Start der bundesweiten BAföG-Kampagne (Oscar am Freitag | 27.04.2021)