AfD raus aus den Hochschulen!

beschlossen auf der 55. Mitgliederversammlung

Die AfD und ihr Bildungssystem von vorgestern

Seit ihrer Gründung 2013 trägt die AfD ihre menschenverachtende und undemokratische Programmatik in unsere Parteienlandschaft. Im Zuge dessen haben AfD-nahe Gruppen auch Einzug in die Hochschulpolitik gefunden. In vielen Städten gibt es Gründungen von AfD-Hochschulgruppen. Auch Burschenschaften greifen teilweise die nationalistischen Parolen der AfD auf, um ihren Patriotismus und ihre rechten Ideologien zu legitimieren. Diese alarmierende Entwicklung können wir nicht widerstandslos hinnehmen!
Das Bildungsverständnis der AfD ist autoritär und exklusiv. Von Schulen, in denen Leistungsprinzip, Disziplin und Ordnung, mit härteren Strafen und keinerlei Unterstützung für “schwächere“ Schüler*innen gefordert werden, bis hin zu Hochschulen, welche nach dem Verständnis der AfD elitäre Einrichtungen sind, die die Wettbewerbsfähigkeit “unseres Landes“ sicherstellen. Der Bezug zum Humboldtschen Bildungsideal, den sie in ihrem Parteiprogramm herstellen, wirkt da wie ein schlechter Scherz.
Die Anforderungen an Studienanfänger*innen sollen hochgeschraubt werden, um mit den “internationalen Leistungsstandards“ mithalten zu können. Wer sich nicht durch harte Tests kämpfen kann, fällt hinten runter. Die Gender- Forschung, als Beitrag zur Bekämpfung der gesellschaftlichen Ungleichheit aufgrund von Geschlecht und Sexualität, lehnt die AfD grundsätzlich ab und erkennt diese nicht einmal als seriösen Forschungszweig an. Mit der Verweigerung über solche gesellschaftliche Ungleichheiten zu forschen zementiert sie ihren Anspruch, Unterschiede von Geschlechtern als natürlich zu begreifen und damit die bisherige gesellschaftlich konstruierte Aufteilung von Rechten und Pflichten zu Ungunsten von Frauen* beizubehalten.
Auch vermeintlich positiv anmutende Forderungen, wie die Rückkehr zum Diplom, sowie die Grundfinanzierung der Hochschulen, sind vor dem Hintergrund der sonstigen Forderungen der AfD mit Vorsicht zu genießen. Hinter der Forderung nach mehr Freiheit für Forschung und Lehre und Bürokratieabbau, stecken ein Abbau von demokratischer Kontrolle und Planung. Diese Forderungen dienen für die AfD nicht dazu, Bildung zu verbessern und für alle Menschen zugänglich zu machen, sondern vorrangig dazu, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hochschulen sicher zu stellen.
Mündige Bildung für alle – ohne Diskriminierung und Leistungswahn
Ein Bildungs- und Hochschulverständnis, das lediglich auf Konkurrenzfähigkeit und wettbewerbsfähige Arbeitsmarktqualifikation ausgelegt ist und dabei hoch selektiv und diskriminierend bleibt, widerspricht auf ganzer Linie den Forderungen und der bisherigen Beschlusslage des fzs. Wir lehnen ein solches Bildungsverständnis ab. Stattdessen setzen wir uns dafür ein, ein Bildungssystem zu etablieren, das sich tatsächlich an einem emanzipatorischen und egalitären Bildungsideal orientiert. Damit Bildung als Menschenrecht verwirklicht wird, welches allen gleichermaßen zugänglich sein muss und den Bedürfnissen entsprechend gefördert wird.
Hochschule und Wissenschaft sollen allen Menschen offen stehen und ihnen ermöglichen, ihren eigenen Interessen zu folgen und sich zu mündigen Gesellschaftsmitgliedern zu entwickeln, welche ihre Welt aktiv mitgestalten können.
Zu den Forderungen im AfD-Parteiprogramm:
(entlang der Punkte die von der AfD in ihrem Parteiprogramm unter Punkt 8.1. “Forschung und Lehre“ aufgeführt werden.)

  • Die Freiheit von Forschung und Lehre ist ein hohes Gut, heißt jedoch nicht die Freiheit von Verantwortung. Sie sollte da aufhören, wo Wissenschaft beginnt, nicht mehr zum Wohle der Menschen, sondern für Profitinteressen zu arbeiten. Wir begrüßen daher zum Beispiel eine Regulierung durch Zivilklauseln, welche Militärforschung unterbinden.
    Promotions- und Habilitationsrecht sollen keine Privilegien einiger weniger bleiben, daher sind wir dagegen, diese Rechte auf Universitäten zu begrenzen und setzen uns stattdessen dafür ein, das alle Menschen die Möglichkeit dazu bekommen. Dazu gehört auch, Promotionen und Habilitationen an allen Hochschulen zu ermöglichen.
    wir befürworten die staatliche Ausfinanzierung der Hochschulen und die Abkehr vom Drittmittelwahn. Jedoch nicht, damit deutsche Hochschulen auf dem internationalen Markt besser im Konkurrenzkampf mithalten können – sondern damit Forschung und Lehre sich nicht mehr nach den Vorgaben von Geldgeber*innen und deren Profitinteressen richten müssen sondern sich frei an der persönlichen Neugier und dem gesellschaftlichen Nutzen orientieren können.
  • wir setzen uns ein für die weitere Förderung und den Ausbau von Gender-Forschung und Professuren. Die Gender-Forschung ist ein anerkannter Forschungszweig und leistet einen aktiven und wertvollen Beitrag dazu, gesellschaftlich konstruierte Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und damit verbundene Diskriminierungen sichtbar zu machen und zu bekämpfen.
  • eine Abschaffung des Bachelor-Master-Systems würden wir begrüßen, jedoch nicht erst jetzt, wo Bachelor- und Master-Absolvent*innen sich in der freien Wirtschaft als “schlechter qualifiziert“ herausstellen, als Student*innen früherer Abschlüsse. Für uns fußt die Ablehnung von Bologna und Bachelor/Master nicht auf Wettbewerbsgründen, sondern auf der Intention, Student*innen ein freies und emanzipatorisches Studium mit weniger Prüfungsdruck und Verwaltungsvorgaben zu ermöglichen. Daher haben wir diese Reform von Anfang an kritisiert.
  • Quoten und andere Steuerungsinstrumente sind keine “planwirtschaftliche Zielvorgaben“, wie im AfD-Programm beschrieben, sondern politische Instrumente zum Ausgleich bestehender gesamtgesellschaftlicher Ungerechtigkeiten und struktureller Diskriminierung. Diese befürworten wir als wichtigen Schritt, auf institutioneller Ebene gegen diskriminierende Strukturen vorzugehen. Darüber hinaus befürworten wir eine eingehende Beschäftigung mit der gesellschaftlichen und kulturellen Ebene von Diskriminierung und werden auch weiterhin aufklärend in diese Richtung wirken.
  • die Erhöhung von Studienanforderungen lehnen wir rigoros ab. In dieser Forderung seitens der AfD offenbart sich ihr Bild von Studium und Hochschule als Karrierebildungsstätte mit Exklusivitätsanspruch getreu dem Motto “Qualität vor Quantität“(Zitat aus dem Parteiprogramm der AfD). Wir fordern hingegen Qualität UND Quantität. Bildung darf kein Luxus sein, stattdessen ist es wünschenswert, dass so viele Menschen wie möglich ein Studium aufnehmen und am intellektuellen Erbe der Menschheit sowie am darauf aufbauenden Wissensbildungsprozess beteiligt werden. Denn wie soll man die Welt gemeinsam gestalten, wenn man nicht lernt sie zu verstehen?
  • Die AfD an den Hochschulen bekämpfen – gemeinsam für etwas Besseres

    Deshalb – auch und besonders auf Hochschulebene – lassen wir der AfD und ihren rechten Parolen keinen Raum! Wir wollen kein “gesundes Verhältnis zum Patriotismus“ sondern Menschenrechte, die nicht an Staatsgrenzen gebunden sind. Wir wollen keinen Leistungszwang, sondern eine Hochschule und Gesellschaft, in der alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder sonstigen Merkmalen, gleichermaßen partizipieren können. Machen wir das deutlich und stellen wir klar, dass die AfD und AfD-nahe Hochschulgruppen für das Gegenteil stehen! Es werden immer mehr solcher Gruppen gegründet. – Stellt euch gegen sie! Positioniert euch kritisch gegen ihre menschenverachtende Politik, blockiert Räume, stört Veranstaltungen, stellt euch wann immer möglich Aktionen der AfD entgegen, damit Hochschulen niemals wieder zur Plattform für faschistisches, diskriminierendes und menschenverachtendes Gedankengut gemacht werden!
    Der fsz als bundesweiter Verband wird die Entwicklung und Verbreitung von AfD-nahen Hochschulgruppen regionsübergreifend im Auge behalten und Student*innenschaften im Kampf gegen diese Gruppen wo nötig organisatorisch, inhaltlich und finanziell unterstützen!