Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast…

Ein studentisches Projekt-Tutorium des Instituts für Sozialwissenschaftlichen der Humboldt-Universität Berlin stellte am Dienstag Abend eine Umfrage zu Studiengebührenmodellen vor. Die Interpretation der Ergebnisse, die zwei Drittel der Studierenden als Befürworter von Studiengebühren ausweisen, kritisiert der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) und das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) scharf.

„Diese Aussage lässt sich aus den Ergebnissen nicht herleiten“, sagte fzs-Vorstandsmitglied Colin Tück gestern bei einer Podiumsdiskussion in Berlin. „Die Umfrage basiert auf der Annahme, dass auf jeden Fall Studiengebühren eingeführt werden. Die Studierenden sollten sich lediglich für ein Modell entscheiden.“ Tück diskutierte mit HU-Vizepräsident Heinz Elmar Tenorth, Florian Buch vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und dem wissenschaftspolitischen Sprecher der Berliner PDS, Benjamin Hoff die Ergebnisse der Studie. „Diese Interpretation stellt die Meinung der Studierenden in der Öffentlichkeit verfälscht dar, dies halte ich für fatal“, so Tück bei der Podiumsdiskussion.

Bereits vor einigen Monaten geriet eine fragwürdige Umfrage des CHE in Zusammenarbeit mit forsa öffentlich in Kritik. Damals wiesen fzs und das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) darauf hin, dass die Befragung keine Rückschlüsse auf die Akzeptanz von Studiengebühren zulässt. Diese Einschätzung wurde nach Angaben der tageszeitung von einem forsa-Mitarbeiter bestätigt. Das CHE musste seinerzeit öffentlich zurückrudern. Auch beim Podium bestätigte Florian Buch erneut, dass die Darstellung der Ergebnisse „wenig glücklich“ gewesen sei; man habe „lediglich die Präferenz für einzelne Modelle“ abgefragt. Im Laufe der Veranstaltung räumte ein Mitarbeiter des Projektes ebenfalls ein, dass die Erhebung nicht die Meinung zu Studiengebühren allgemein abgefragt hat, sondern zu präferierten Gebühren-Modellen.

Der fzs weist auf weitere Ergebnisse der Umfrage hin: Auf die Frage, ob eine stärkere finanzielle Beteiligung der Studierenden an der Hochschulfinanzierung befürwortet wird, antworteten rund 66% der Befragten mit „Nein“. „Es scheint also eher so, als lehnten zwei Drittel der Studierenden jegliche Art von Gebühren ab“, so Tück. ABS und fzs kritisieren einen solchen Umgang mit Umfragen als pure Meinungsmache: „Die Umfragen des CHE und an der Humboldt-Uni missbrauchen die Empirie und stellen nicht belegbare Behauptung en in die Welt. Leider spielen die Medien oft mit und veröffentlichen solche halben Wahrheiten ungeprüft“, kritisiert Klemens Himpele,Geschäftsführer des ABS.

fzs und ABS fordern die Befürworter von Studiengebühren auf, Argumente hervorzubringen, statt Meinung zu machen. „Stellt Euch der Diskussion anstatt nur zu manipulieren!“, so Himpeles Appell. Bei der Diskussion verwies Tück auf die Verantwortung des Staates für die Finanzierung der Hochschulen. Diese dürfe nicht auf die Studierenden abgewälzt werden. „Diese Verantwortung muss eingefordert werden, anstatt in vorauseilendem Gehorsam Modelle für Gebühren zu diskutieren!“, kommentierte Tück die Diskussion einzelner Gebührenmodelle auf dem Podium. Eine tatsächliche Verbesserung der finanziellen Situation der Hochschulen durch Studiengebühren hält der fzs für illusorisch: „Ein Blick nach Australien belegt, dass der Staat sich nach Einführung von Gebühren immer mehr aus seiner Verantwortung stielt.“

Kontakt Astrid Marxen Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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