Quantität statt Qualität

Berlin. (fzs) Die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor/Master ist quantitativ recht weit fortgeschritten. Zum Wintersemester 2005/06 sollen nach Angaben der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) knapp 4.000 Studiengänge eingerichtet sein, 29% mehr als noch im Semester zuvor.

Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) kann angesichts dessen keine positive Bilanz ziehen: “Die Umstellung bringt für die meisten Studierenden Nachteile statt Vorteile“, stellt Regina Weber vom Vorstand des fzs fest. “Es gibt viel zu wenig Studienplätze. In vielen Hochschulen sind die Bachelorstudiengänge gleich mit Numerus Clausus verschlossen worden. Der Bachelorabschluss bedeutet noch lange kein Anrecht auf einen Masterstudienplatz, vielmehr müssen die Studierenden weitere hohe Hürden passieren. Dadurch bleibt auch der Master den meisten verschlossen. Das ist keine Studienreform, sondern nur ein Abbau von Bildungschancen.“

Die größten Probleme sieht der fzs nach wie vor in der völlig überstürzten Einführung der neuen Studiengänge. “Die Studienänge sind fast nirgends inhaltlich überarbeitet worden, meistens hat man sich mit feilschen um den Stellenwert der eigenen Veranstaltungen beschäftigt. Die zeitlichen Rahmen in den einzelnen Bundesländern sind zum Teil so eng gestrickt, dass es nun neue Studiengänge gibt, die im Hau-Ruck-Verfahren zusammengezimmert wurden“, fasst Weber die bisherige Umstellung zusammen.

Nach Ansicht der bundesweiten Studierendenvertretung bleiben bei den neuen Studiengängen vor allem diejenigen auf der Strecke, die sowieso schon härter zu kämpfen haben: “Studierende, die neben ihrem Studium arbeiten müssen, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, können das kaum bei den teilweise völlig unflexiblen und mit Prüfungen vollgestopften Studienplänen“ so fzs-Vorstandsmitglied Christian Berg. “Beim Versuch, die Studiengänge zu modularisieren und mit ECTS-Punkten auszustatten, werden alle einzelnen kleinen Veranstaltungen mit großen Prüfungen belegt. Das ist schlichtweg nicht studierbar. Der Bologna-Prozess hat auch eine soziale Dimension, die jedoch in der deutschen Umsetzung konsequent ignoriert wird.“

Der fzs fordert seit langem eine Studienreform, die die bestehende Studiengänge inhaltlich verbessert und bestehende unfaire Hürden und Selektionsmechanismen abbaut.