Soziale Selektion statt breiter Studienfinanzierung

Berlin (fzs). Bundesbildungsministerin Schavan lobt die Erfolge der Bundesregierung im Ausbau der Stipendien für beruflich qualifizierte und behauptet, dies würde für mehr Chancengerechtigkeit beim Hochschulzugang sorgen. Statt Geld für den Ausbau des BAföG zur Verfügung zu stellen und die Altersgrenze für das BAföG abzuschaffen, um insbesondere studieninteressierten Menschen mit Berufserfahrung ein Studium zu ermöglichen, geht der Ausbau selektiver Steuerinstrumente zur reinen Elitenproduktion weiter.

„Der Ausbau von Stipendien zur Förderung Weniger ist der falsche Weg, um eine Akademisierung der Gesellschaft zu erreichen“, erklärt Thomas Warnau, Mitglied des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften, und erläutert: „Insbesondere der hohe Anteil von Geförderten in Wirtschaftswissenschaften und den so genannten MINT-Fächern zeigt, dass sich die Bundesregierung von der Wirtschaft vor den Karren spannen lässt.“

„Durch Stipendien wird in keinster Weise Chancengleichheit erreicht“, stellt Anja Gadow, ebenfalls Mitglied im Vorstand des studentischen Dachverbandes, klar. „Stipendien sind sozial selektiv und fördern in der Mehrheit Menschen mit einem akademischen Familienhintergrund. Sie basieren rein auf Leistung, welche sich hauptsächlich auf Noten im Hochschulstudium beruft. Individuelle Begabungen müssen gefördert werden, um so allen Menschen einen Bildungsaufstieg zu ermöglichen. Dies muss aber schon in Kindergarten und Schule erfolgen, doch hier versagt die Bildungspolitik in der BRD bisher“, erklärt Gadow weiter.

„Chancengleichheit ließe sich beispielsweise durch eine Umgestaltung des BAföGs erreichen. Insbesondere der Ausbau zu einer alters- und herkunftsunabhängigen Förderung erleichtert auch den Studieneinstieg für beruflich Qualifizierte. Darüber hinaus muss der Hochschulzugang weiter geöffnet werden, um mehr Menschen ohne Abitur ein Studium zu ermöglichen“, macht Thomas Warnau deutlich. Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften fordert seit Jahren die Umgestaltung des BAföGs in einen bedarfsdeckenden, alters- und herkunftsunabhängigen Vollzuschuss.