Nur 39% der Studierenden haben demnach im Jahr 2012 ihr Studium in Regelstudienzeit abgeschlossen. In Diplomstudiengängen lag der Anteil bei 20%, in Bachelorstudiengängen bei 60% und in Masterstudiengängen bei 48%. Die Zahlen in den Bachelorstudiengängen sind dabei auch noch beschönigend verzerrt: Nur die schnellsten Studierenden können nach der erst jüngst erfolgten Umstellung auf das neue System überhaupt bereits ihren Abschluss gemacht haben.
Erik Marquardt aus dem Vorstand des studentischen Dachverbands fzs erläutert:
„Die Studie verdeutlicht einmal mehr, dass ‚Regelstudienzeit‘ ein imaginäres Konstrukt ist, dass mit der Realität der Studierenden nichts zu tun hat. Es missachtet dadurch die über 60% der Studierenden, die neben dem Studium arbeiten müssen, darüber hinaus Studierende mit Kind sowie Studierende, die sich sozial engagieren, da all diesen in der Regel nicht möglich ist, das Studium innerhalb der Regelstudienzeit abzuschließen. Dennoch wird das Konstrukt der ‚Regelstudienzeit für Studierende leider immer wichtiger. An ihr hängt längst nicht mehr nur der Bafög-Anspruch, sondern auch die Androhung von Zwangsexmatrikulationen, Zwangsanmeldungen zur Prüfung, die Anzahl möglicher Prüfungsversuche oder manchmal auch die Endnote, die sich automatisch verschlechtern kann, wenn die Regelstudienzeit überschritten wird. Hier muss dringend etwas unternommen werden. Wenn die kommende Generation gesellschaftliche Verantwortung übernehmen soll, darf man sie nicht weiter durch das Studium peitschen. Wir fordern deshalb die Abkehr von der Regelstudienzeit. Es muss eine Mindeststudiendauer definiert werden, damit ein Studium schnell studiert werden kann. Nach dem Überschreiten dieser Zeit sind Sanktionen jedoch abzulehnen.“
Salome Adam, ebenfalls fzs-Vorstandsmitglied, ergänzt abschließend:
„Trotzdem erstaunt uns die geringe Zahl der Diplomstudierenden, die 2010 in Regelstudienzeit ihr Studium abgeschlossen haben. Hier scheint sich die Umstellung auf das Bachelor-Mastersystem bemerkbar zu machen. Den Diplomstudierenden wurden nach der Einführung der neuen Studiengänge oft nur noch vermindert Lehr- und Prüfungsmöglichkeiten angeboten. Das hat den Studierenden den Abschluss zusätzlich erschwert.“