Studierendenrekord darf soziale Situation nicht verdecken

Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) begrüßt die weiterhin deutliche Zunahme der Studierenden auf inzwischen 2,5 Millionen. Die Zahl der Studienberechtigten stieg seit 2001 jedoch deutlich stärker als die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger. Außerdem steigen die externen Drittmitteleinnahmen, während die realen Grundmittel der Hochschulen immer weiter sinken. Nur 39% der Studierenden schaffen ihren Abschluss in der sogenannten Regelstudienzeit. In Bachelorstudiengängen steigen zudem die Abbruchquoten. Angesichts dieser Befunde ist ein Maßnahmenpaket dringend erforderlich.

Hierzu erklärt fzs-Vorstand Katharina Mahrt: „Der Studierendenrekord darf die soziale Situation nicht verdecken. Angesichts der aktuellen hochschulstatistischen Befunde ist ein Maßnahmenpaket dringend erforderlich. Wir fordern weiterhin eine umfassende BAföG-Novellierung. Wir freuen uns auch über die 10 Forderungen des Deutschen Studentenwerks (DSW), die einen guten Schritt zur Verbesserung der Studienfinanzierung darstellen. Das DSW-Programm beinhaltet auch die Kernforderung des fzs, das BAföG zukünftig altersunabhängig zu gestalten. Ebenso ist die Anpassung der Bedarfssätze an die aktuellen Preisentwicklungen bei einer Novellierung dringend notwendig. Auf dem Weg zu einer Reform des BAföGs als einem alters-, eltern- und herkunftsunabhängigen, bedarfsdeckenden Vollzuschuss, können die Vorschläge des DSW als Schritt in die richtige Richtung gesehen werden.“

Doch nicht nur das BAföG muss novelliert werden. Der Anstieg der Studierendenzahlen wird hauptsächlich durch Bachelorstudienplätze realisiert. Die Betreuungsrelationen an den Hochschulen werden immer schlechter und die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen sind durch Befristungen und einen erhöhten Anteil an Lehrbeauftragten zunehmend prekär. Außerdem ist die soziale Selektivität in der Hochschulbildung immer noch stärker ausgeprägt als in allen anderen europäischen Ländern.

Hierzu erklärt fzs-Vorstand Erik Marquardt: „Die Hochschulen sind und bleiben exklusiv. Auch der erfreuliche Anstieg der Studierendenzahlen darf darüber nicht hinwegtäuschen. Noch immer studieren vor allem Akademikerkinder. In den kommenden Jahren werden viele an den Hürden zum Masterstudium scheitern und damit keine Chance auf das eigene Wunschstudium haben. Doch auch in Bachelorstudiengängen haben Studieninteressierte oft keine Möglichkeit, das gewünschte Studienfach zu belegen.In einigen Studiengängen gleicht der Bachelor noch immer einem zertifizierten Studienabbruch. Der Hochschulpakt muss sich endlich der Realität stellen und auch Masterstudienplätze sichern. Zudem ist die politische Schwerpunktsetzung auf die Studienzeitverkürzung nicht mehr zeitgemäß. Das imaginäre Regelstudienzeitkonstrukt widerspricht der Studierendenrealität und muss durch eine Mindeststudiendauer ersetzt werden.“