Da das Lehramt in NRW im Jahr 2011 auf Bachelor/Master umgestellt wurde, sollen die bisherigen Staatsexamensstudiengänge und die Bachelor/Master-Modelllehramtsstudiengänge zum Ende des Sommersemesters 2016 (Grund-, Haupt-, Realschule) bzw. 2017 (alle anderen Schulformen) auslaufen. Alle Studierenden, die dann noch in diesen Studiengängen studieren, sollen zwangsexmatrikuliert werden. Allein an den Universitäten Aachen, Bielefeld, Duisburg-Essen, Köln, Paderborn und Siegen sind derzeit über 13.000 Studierende von der Regelung betroffen.
Das Landeslehramtsfachschaftentreffen (LaLeFa) NRW hat beschlossen, die Forderung nach Abschaffung der Fristen und der Zwangsexmatrikulationen zu unterstützen. Sarah Ichnowski, aktiv in der Lehramtsfachschaft der Universität Siegen, erklärt, warum sie sich dafür entscheiden haben: „Die Hochschulen müssen Schulen der Demokratie sein. Durch den Zeitdruck der Fristen werden aber alle Studierenden gedrängt, das Studium auf das Absolvieren von Prüfungen zu reduzieren. Die Zeit für Engagement für Verbesserungen im Studierendenparlament, in Fachschaften, in gesellschaftlichen Initiativen und die Mitwirkung an Seminaren aus Interesse wird massiv beschränkt.“
Lehramtsstudierende sollen später Schüler_innen dabei unterstützen, sich zu mündigen Persönlichkeiten zu entwickeln. Progressive pädagogische Ansätze, die sich gegen ein „Teaching to the test“ richten, können aber schwerlich unter Zeitdruck, der das Abarbeiten von vorgegebenen Anforderungen nahelegt, gelernt werden. Svenja Adach, Lehramtsstudentin mit den Fächern Deutsch und Pädagogik in Köln, erläutert: „Das Lehramtsstudium muss selbst karrieredruckfrei, meinungsbildend und kritikfördernd sein, wenn Lehrer_innen später Freude am Verstehen und Verändern der Welt fördern sollen. Das geht nicht mit angedrohten Zwangsexmatrikulationen.“
Viele Studierende müssen ihren Lebensunterhalt teilweise oder ganz selbst verdienen, pflegen andere Menschen oder erziehen Kinder. Sie können nur in Teilzeit studieren, weshalb die Fristen für sie kaum einzuhalten sind. Matthias Schröder, Mitglied im Sprecher_innenteam der GEW Studis, erklärt dazu: „Die Fristen verschärfen die ohnehin große soziale Selektion im Bildungssystem. Sie stehen zudem dem erklärten Ziel der Landesregierung, das Teilzeitstudium zu fördern, um Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen ein Studium zu ermöglichen, entgegen.“
Isabella Albert, Mitglied im Vorstand des bundesweiten Studierendenverbandes fzs, resümiert: „Wer kluge, verantwortliche und kritisch reflektierte Lehrer_innen und eine aufgeklärte Gesellschaft will, muss sich für die Abschaffung der Zwangsexmatrikulationen einsetzen. Daher rufen wir alle auf, die Unterschriftenkampagne zu unterzeichnen und zu verbreiten. Studierende werden laufend als zu unpolitisch bezeichnet. Regelungen wie diese Fristen fördern eine unkritische Haltung. Wir fordern die Landesregierung auf, die Fristen umgehend abzuschaffen.“
Die Unterschriftenkampagne ist zu finden unter: fristen-kippen.de
Eine detaillierte Darstellung unserer Ziele finden Sie in unserem offenen Brief an das Wissenschafts- und Schulministerium: www.fzs.de/show/336753.html