Die Vertretung ausländischer Studierende auf lokaler Ebene leidet noch mehr als alle andere Teile der studentischen Selbstverwaltung in Deutschland unter mandelndem Engagement und fehlendem NAchwuchs. Daher ist es wichtig, die Arbeit so effizient wie möglich zu gestalten, damit die Ressourcen, sowohl finanziel als auch menschlich besser genutzt werden kann. Der folgende Artikel richtet sich an StudentInnen, die sich auf lokaler Ebene für die Vertretung der Interessen ausländischer Studierender engagieren. Er basiert meistens auf die gesammelte Erfahrung meiner Tätigkeit an der RWTH Aachen und auf geführte Diskussionen mit anderen Studentenvertreter im Rahmen des BAS.
Die studentische Selbstverwaltung verstehen
Sehr wichtig ist vor allem sich zu allererst ausführlich zu informieren. Was ist die Studentische Selbstverwaltung überhaupt? Wie ist sie Zusammengesetzt? Was sind die Rechten und Pflichten ihrer Mitglieder? Wie können ausländische Studierende sich in ihr engagieren? Und dann was ist eine Vertretung der Interessen ausländischer StudentInnen? Ohne das System zu verstehen wirst Du kaum Deine Ziele erreichen und dabei Spass haben können. Antworten zu den obigen und anderen Fragen kannst du meistens bei deinem AStA, StuPa, StuRa, Fachschaften, fzs (freier Zusammenschluss der StudentInnenschaften), BAS (Bundesverband Ausländischer Studierende)… leicht finden. Adressen findest Du im Internet. In der Regel freuen sich alle diese Organisationen über jeden, der mal sich ehreamtlich für die Belange seiner Mitstudierende engagieren möchte.
Kontakte
Kontakte sind sehr wichtig, zuerst mit anderen engagierten Studierenden auf lokaler Ebene, insbesondere mit den Hochschulgruppen, ausländischen studentenvereinen Vereinen (weil durch diese Vereine Du ausländische Studierende besser erreichen kannst ), dem Akademischen Auslansdamt, Sprachschulen, ausländer Behörde…Hier geht es darum, Informationen schnell zu bekommen und an die Interessierten weiterleiten. Bleibt nicht allein: dies gilt natürlich für einzelne Studierende, aber auch für deren Interessenvertretung: ohne Unterstützung durch die Studenten Gemeinde und durch andere partner kann eine Interessenvertretung ausländische Studierende kaum etwas bewegen. Seit einigen Jahren gibt es aktive studentische Interessenvertretungen auf Bundesebe (fzs, BAS): mit denen und mit Organisationen wie WUS, GEW gilt auch Kontakt zu Pflegen, nicht nur um die eigenen Intereressen ausserhalb der lokalen Ebene zu verteidigen, aber auch um an wichtige Informationen (Ausländerrecht, Empfehlungen des DAAD, HRK, KMK, Seminarangebote und Workshops..) zu kommen. Natürlich muss du versuchen, so weit wie möglich immer Zuverlässig zu arbeiten, ohne dabei Dein eigenes Ziel, nämlich Studieren, aus den Augen zu verlieren. Deswegen die Notwendigkeit ein gutes Team zusammenzustellen und die Aufgaben gut zu verteilen.
Öffentlichkeitsarbeit
Wenn niemand dich nicht wahr nehmen kann wird auf dauer deine Arbeit nichts bringen. Die Öffentlichkeitsarbeit soll ein wichtiger Bestandteil deiner Arbeit sein. Um erstens möglich viele Ausländische Studierende zu erreichen, weil trotz allen Kommunikationsmitteln (Internet…) ist der Informationsfluss unter den Mitgliedern deiner Zielgruppe sehr mangelhaft; zweitens weil eben viele auf der politischen Ebene nur durch Druck der Medien ( lokale Medien !) auf bestimmte Probleme aufmerksam reagieren, drittens Du brauchen natürlich die städige Unterstützung und Kommunikation mit deiner Zielgruppe, um eben bei Veranstaltungen oder Wahlen viele auf deiner Seite zu haben. Auch für ganz praktische Fragen: Wohnung, Versicherung, Orientieren in der Gesellschaft beim Einstieg, Selbstdarstellung der Initiative, Nachwuchsarbeit…ist eine gute Informationspolitik wichtig. Broschüren erstellen, Flyer zu bestimmten Themen, ab und zu Pressemitteilungen, Internetpräsenz, Teilnahme an Veranstaltungen auf dem Campus… Es gibt viele Möglichkeiten, man muss aber immer sich Gedanken um die effizientere Methode machen, die auch natürlich unterschiedlich von Hochschulstandort zu Hochschulstandort ist.
Legitimität
Je breiter deine Legitimität desto glaubwürdiger bist du in deiner Arbeit: es darf nicht sein, dass Du nur eine Minderheit oder nur eine Nationalität (Holländer, Chinesen, Kameruner, Türken…), eine Region (Europa, Afrika…) vertritt. Eine Vertretung ausländische Studierende soll international besetzt sein, im ideal Fall eine Zusammenarbeit zwischen Studierende aus allen Regionen der Welt, selbstverständlich unter Einbeziehung deutscher Studierende. Eine breite Legitimität kriegst du aber nur wenn Du Dich auch bemüht, Dich offen zu zeigen. Manche haben so starke Berührungsängste, dass sie sich für Kleinigkeiten in ihren Ecken zurückziehen. Hier muss Du bereit sein, viel Energie zu investieren um viele auf deiner Seite zu bringen.
Kompetenz
Die Interessen ausländische Studierende zu vertreten heisst sich in den Bereichen Ausländerrecht, Zulassungsprobleme, Hochschulsysteme und Strukturen, kulturelle Unterschiede und Sensibilitäten, soziale Fragen, Ingrationsangelegenheiten …etc auszukennen. Niemand kann so viele Kompetenzen haben. Aber nirgendwo können die Konzequenzen für die Betroffenen gravierender bei z.B. einer schlechten Beratung sein wie hier. Deswegen versuche Dich für ein Gebiet zu entscheiden und Kompetenz in diesem Gebiet zu erlangen. Dann kannst du mit anderen kompetenten Leuten zusammenarbeiten. Genauso wichtig ist, wie gesagt gut informiert zu sein: wo kriegt man welche Hilfe in welcher Zeit? Zu wem kannst du mit Zuversicht Hilfe suchenden schicken. Es wäre fatal leicht sinnig Fragen zu beantworten wenn man sich nicht auskennt. In der Regel gibt es viele Hilfsangebote, aber meistens schlecht koordiniert. Ausserdem gibt es Fragen, die die gesamte Studentische Gemeinde angehen: in dem Fall ist es immer ratsam mit dem AStA, StuRa/StuPa zusammen zu arbeiten. Gute Kontakte mit den Akademischen Ausländsäntern und Studentenwerke sind auch hilfsreich.
Kulturelle Dimension nicht vergessen
Hochschulen sind Orte an denen Hunderte von Nationalitäten und Kulturen sich begegnen. Deswegen sind kulturelle Aktivitäten sehr wichtig, weil unter anderem viele nur dadurch gut „integriert“ werden können. Einmal im Semester oder im Jahr kann eine Internationale Fete oder Aktivität (Internationale Tage, Eine Uni Hundert länder …) organisiert werden.
Keine Illusionen wecken
Manche ausländische Studierende, vor allem wenn sie verzweifelt auf Wohnungssuche, finanzielle Schwierigkeiten oder Ärger mit der Behörde haben oder einfach sich allein fühlen kommen zu den Studentenvertretungen mit übermässigen Erwartungen. Man muss in der Lage sein, klar diese Erwartungen auf realistischem Niveau zu bringen. Hilfe zur Selbsthilfe soll das Motto sein, und noch einmal: kompetente Stellen identifizieren und die Leute dahin schicken.
Fazit
Eine Vertretung ausländischer Studierende auf lokaler Ebene ist keine leichte Aufgabe: deswegen wiederhole ich mich gerne hier: je mehr engagierte Leute sich finden lassen, Deutsche wie Ausländer, desto effektiver kann man arbeiten und Spass haben, denn die Arbeit in der Studentisschen Selbstverwaltung ist eine excellente Schule für die eigene soziale, interkulturelle, politische und menschliche Bildung. Man kann lernen tolerant, offen zu sein, denn man wird die Welt aus vielen Blickwinkeln zu sehen.