Der sogenannte Thomasbummel war einige Jahre in Vergessenheit geraten. Erst der Besuch einiger StudentInnen vor Ort, die sich ein Bild über das jährliche Treiben der Studentischen Verbindungen in Nürnberg machen wollten, führte zu der Idee, die Kritik an diesem zurück in das öffentliche Bewusstsein zu holen.
An diesem in burschenschaftlichen Kreisen „Thomastag“ genannten Dritten Advent treffen sich einige hundert Verbindungsstudenten aller Couleur in der Nürnberger Innenstadt. Sie drehen dort jährlich zwischen der Lorenzkirche und dem Weißen Turm ihre Runden. Selbstverständlich laufen hier vermeintlich liberale und offen rechtsextreme Verbindungen nebeneinander her, begrüßen sich hochachtungsvoll und entlarven so ihre gegenseitigen Distanzierungen als reine Lippenbekenntnisse. Seitdem gibt es regelmäßig wie in früheren Jahren auch Gegenaktivitäten zu diesem burschenschaftlichen Ereignis.
Zusammen rufen u.a. der freie zusammenschluss von studentInnenschaften/ fzs, die örtliche StudentInnenvertretung der Universität und die Gruppe PRAXIS zum Protest gegen dieses „Bummeln“ auf. Im ersten Jahr des neuentstandenen Protests versuchte eine sog. „Burschenschaft Fäkalia“, geschmückt mit goldenen Klobürsten und anderen Accessoires, am Aufmarsch der Verbinder teilzunehmen. Sie wurde jedoch durch die Polizei daran gehindert. Ein Infostand, der die BesucherInnen des Nürnberger Christkindlmarktes über das Geschehen informieren sollte, wurde gleichzeitig von Verbindern mit dem Zweck der Behinderung der Flugblattverteilung belagert.
Beim Thomasbummel 2002 bedrohte ein namentlich bekanntes Mitglied des Erlanger Vereins deutscher Studenten/ VdSt eine der aufrufenden Gruppen bereits im Vorfeld. Der örtliche VdSt, der als vermeintlich harmlos galt, kam der Forderung nach Distanzierung von seinem Mitglied nicht nach. Daraufhin erstattete der fzs Anzeige gegen den Email-Absender und forderte ein Verbot des Thomasbummels, falls es zu Übergriffen käme. Während des Bummels beschränkten sich die Verbinder auf Anpöbeln und Bedrängen der KritikerInnen, so dass nur das besonnene Auftreten der Bedrängten eine Eskalation verhindern konnte. Gleichzeitig sah sich der Dachverband der Dachverbände der Studentischen Verbindungen, der Convent Deutscher Korporationsverbände/CDK, genötigt, vor Ort ein Flugblatt zu verteilen. Darin heißt es: „[…]Darum wird von einigen studentischen Hochschulorganisationen wie z.B. der Liberalen Hochschulgruppen (LHG) verstärkt auf die Auflösung des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) hingewirkt.[…]“.
Die Abschaffung der ASten wurde jedoch in Bayern und Baden-Württemberg bereits vor mehr als 20 Jahren vollzogen. Der CDK untermauert mit diesem Flugblatt seine antidemokratischen Tendenzen. Auch in diesem Jahr trafen wieder Emails von Verbindern bei den mobilisierenden Gruppen ein. Ein Kritikpunkt ist: „[…] kleine Minderheit fordert das Verbot der Mehrheit […]“. Dabei verstehen sich Verbinder als akademische Elite und grenzen sich bewusst gegen die Mehrheit ab. Auch dieses Jahr wird es eine Informationsveranstaltung zum Thema „Männerbünde“ geben. Sie findet mit Dietrich Heither vom Projekt Konservatismus und Wissenschaft als Referent in der Ev. Fachhochschule Nürnberg, Eingang Roonstr. im großen Vorlesungsraum statt. Wer einmal dabei sein will, wenn die selbsternannte Elite in Nürnberg marschiert, kann sich das Spektakel ab 14 Uhr in Nürnberg anschauen.