OECD-Studie alarmierend für Deutschland

BONN. Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) bezeichnete die heute in Berlin vorgestellten Ergebnisse der OECD-Studie „Education at a Glance“ als „alarmierend für das deutsche Bildungssystem“.

Die von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn und KMK-Vizepräsident Steffen Reiche (beide SPD) vorgestellte Studie bescheinigt Deutschland zum wiederholten Male, dass Bildungsausgaben, Akademisierungsquoten, soziale Gleichheit und Geschlechtergerechtigkeit im internationalen Vergleich weit unter dem Durchschnitt liegen.

Colin Tück vom fzs-Vorstand: „Die Schule verstärkt in Deutschland soziale Ungerechtigkeiten, anstatt sie zu beseitigen. Der Anteil von Kindern bildungsferner Schichten an den Hochschulen liegt so auch weiterhin unter 10 Prozent. Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt wird außerdem viel zu wenig Geld in Bildung investiert und zwar seit Jahren! Um das zu ändern, reichen die vollmundigen Kommentierungen der jüngsten Haushaltsberatungen nicht aus.“

Am vergangenen Sonntag ging in Hamburg eine Tagung des fzs zur Zukunft der Hochschulfinanzierung zu Ende. Mit bekannten Gästen – u.a. Bundestagsabgeordnete, GEW-Vorstandsmitglieder und Ländervertreter – wurden verschiedene Perspektiven diskutiert. „Es war Konsens, dass weitaus mehr getan werden muss, als den stetigen Rückgang der Hochschulausgaben in den letzten 20 Jahren nur zu kompensieren. Zur Debatte standen etwa die Abschaffung der Eigenheimzulage und die Erschließung neuer Finanzquellen im Bereich Drittmittelforschung“, kommentiert Sascha Vogt vom fzs-Vorstand die Diskussionen der Tagung.

Genau wie OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher sieht auch der studentische Dachverband eine „fehlende Dynamik“. Tück dazu: „Wie die OECD zu Recht feststellt, muss die Gestaltung individueller Bildungswege viel stärker gefördert werden. Eine Erhöhung der Durchlässigkeit des deutschen Bildungssystems ist eine der größten Herausforderungen. Die Umstellung auf Bachelor und Master könnte eine große Chance bieten, aber diese wird vertan. Wir müssen zum Beispiel darüber nachdenken, wie jemand mit abgeschlossener Berufsausbildung diese teilweise auf ein Bachelorstudium anrechnen lassen kann.“.

Der fzs kritisiert dabei die unklare Situation des Zugangs zur Masterstufe: „Es muss sich jede frei entscheiden können, ob sie einen Master machen möchte oder lieber erstmal ins Berufsleben eintritt. Die diskutierten Quoten und Auswahlverfahren machen dies unmöglich“, sagte Tück. Auch bei der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern sieht der fzs Korrekturbedarf: „Der Bund muss in wichtigen Fragen entscheiden dürfen, notwendige Reformen dürfen nicht in endlosen Diskussionen zwischen den Ländern zerrieben werden. Wenn Bildungspolitik noch stärker in den Wettbewerb zwischen den Ländern überführt wird, dann werden gerade soziale Gesichtspunkte auf der Strecke bleiben. Wir halten am Grundsatz der gleichwertigen Lebensbedingungen im gesamten Bundesgebiet fest. Die Diskussion der Föderalismuskommission geht in die falsche Richtung – wir brauchen mehr, nicht weniger Bund“, kommentiert Vogt.