Kennen Sie den Bologna-Prozess?

BERLIN: Die Forderung nach Alleinzuständigkeit der Länder im Bildungsbereich stößt bei Studierenden auch weiterhin auf Unverständnis und Kritik.

Mehrere Politiker hatten dies in den letzten Tagen erneut als Mindestvoraussetzung für das Gelingen einer Föderalismusreform genannt. „Sandkastenspieler wie Koch, Müller und Co. haben aus den bisherigen Diskussionen offensichtlich nichts gelernt. Sie wollen am liebsten alles an sich reißen – und das begehrteste Objekt ist anscheinend der Bildungsbereich. Ob eine solche Kompetenzaufteilung aber sinnvoll ist, fragen sie nicht“, so die Kritik des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften (fzs).

Der bundesweite Studierendendachverband bedauerte, dass die Weihnachtpause offensichtlich nicht zu einer Weiterbildung der Unionspolitiker in Sachen Hochschulpolitik genutzt wurde. Stefanie Geyer, fzs-Vorstandsmitglied: „Gleich in den ersten Lektionen würde man sich hier mit dem so genannten Bologna-Prozess beschäftigen. Mehr als 40 Staaten haben sich dabei zum Ziel gesetzt, gemeinsam einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zu gestalten. Wenn aus Deutschland parallel ein bildungspolitischer Flickenteppich wird, ist das zutiefst kontraproduktiv.“

Ein Hauptziel des Bologna-Prozesses ist es, Studienabschlüsse und Studieninhalte auf europäischer Ebene vergleichbar zu machen. Studierende sollen einzelne „Module“ auch an einer anderen Hochschule, sei die nun im In- oder Ausland, belegen können. Es ist nicht damit zu rechnen, dass dies funktionieren wird, wenn die einzelnen Bundesländer – mit unterschiedlichsten Bildungskonzepten – versuchen, auch diesen Bereich autonom zu gestalten. Die Leidtragenden wären dann vor allem die Studierenden.

Die Studierenden fordern die Bundesregierung dazu auf, ihre konsequente Haltung in der Föderalismusfrage beizubehalten. fzs-Vorstandsmitglied Nele Hirsch: „Wer sich soziale und demokratische Hochschulen zum Ziel setzt, sollte mit Verhandlungspartnern, die offensiv den Grundsatz der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Frage stellen, keine Föderalismusreform umsetzen.“

Aus Sicht der Studierenden ist es zentral, mindestens den Bereich der Studienfinanzierung und der Zulassung einheitlich zu regeln, um Chancengleichheit sicher zu stellen.