Gleichstellungspolitik beginnt zu spät

fzs: Studienfachwahl nach alten Geschlechterklischees / Gleichstellung muss in der Schule anfangen

Berlin (fzs). Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) fordert anlässlich des heutigen ‚Girl’s Day‘ eine Neuorientierung in der Gleichstellungspolitik. Gleichstellungspolitik bei jungen Menschen muss demnach schon in der Schule beginnen.

Das Statistische Bundesamt hat kürzlich Zahlen der Studienanfängerinnen veröffentlicht. Danach sind bei Lehramtsfächern, Pädagogik und Sozialwissenschaften über 70% der Erstsemester weiblich, in den Ingenieur- und Naturwissenschaften teilweise weniger als 10%. fzs-Vorstandsmitglied Regina Weber erklärte dazu heute in Berlin: „Die Studienfachwahl läuft immer noch nach alten Geschlechterklischees ab. Der Grundstein für diese Wahl wird in der Schule gelegt. Das zeigt, dass die aktuelle Gleichstellungspolitik zu spät ist, wenn sie erst in der Hochschule, meist erst kurz vor dem Abschluss anfängt.“ Der fzs kritisiert, dass Gleichstellungsmaßnahmen an Hochschulen sich in erster Linie an Wissenschaftlerinnen richten und Studentinnen vergessen werden. „Es macht keinen Sinn, bei einem wackligen Haus das Dach zu flicken, wenn das Fundament nicht steht. Es wird auf Dauer einstürzen“, stellt Weber fest. „Seit Jahrzehnten wird versucht, den Frauenanteil in der Wissenschaft zu erhöhen. Aber statt die Ursachen der Missstände zu untersuchen, wird an Symptomen herumgedocktert.“

Der fzs fordert die bildungspolitischen Verantwortlichen auf, das Thema Geschlechtergerechtigkeit schon in der Schule und in der Lehramtsausbildung aufs Tableau zu bringen. „Wenn Kinder in der Schule ausgelacht werden, weil sie als Mädchen Interesse an Physik haben oder weil Jungen Pädagogik wählen, läuft etwas falsch. Da müssen vor allem Lehrerinnen und Lehrer sensibilisiert werden“, fordert Weber. Der studentische Dachverband fordert bei der Reform der Lehramtsstudiengänge auch geschlechtsspezifische Aspekte der Schulbildung aufzunehmen. „Lehrerinnen und Lehrer haben Vorbildwirkung. Wenn sie nicht darauf achten, dass die Interessen und Fähigkeiten von Kindern unabhängig vom Geschlecht und dem entsprechenden Klischee gefördert werden, wird es nie eine geschlechtsneutrale Studienwahl geben“, so Weber abschließend.