Die Europäische Kommission befürwortet außerdem die Einführung eines Systems von Darlehen für Studierende, welches 111 Millionen Euro pro Jahr einbringen soll. Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften kritisiert diese Bestrebungen.
„Die Umstellung auf Darlehen statt Zuschüssen für Studierende, die ins Ausland gehen wollen, schränkt die internationale Mobilität ein. Wenn Studierende ein Darlehen aufnehmen müssen, um Auslandserfahrung zu sammeln werden viele nicht mehr ins Ausland gehen. Bereits jetzt ist die Finanzierung des Auslandsaufenthalts neben der Problematik der Anerkennung der im Ausland erbrachten Leistung einer der Hauptgründe für die mangelnde internationale Mobilität der Studierenden. Somit ist das Erasmus-Programm schon jetzt hochgradig sozial selektiv. Studierende mit weniger Geld werden nun noch seltener Auslandsaufenthalte ermöglichen können,“ erklärt Katharina Mahrt, Vorstandsmitglied im fzs.
Das Erasmus-Austausch-Programm unterstützte in den vergangenen 25 Jahren weltweit drei Millionen Studierende in ihrem Studium und bei der Erfahrungssammlung in anderen europäischen Ländern. Die Europäische Kommission hatte gehofft, mit dem Programm bis 2020 fünf Millionen Menschen zu unterstützen, stattdessen können voraussichtlich nur vier Millionen gefördert werden, wenn die Budgetkürzungen Realität werden. Trotzdem behält die Europäische Kommission ihren Plan bei, das Darlehens-Systems für europäische Studierende einzuführen.
„Das Zuschusssystem muss gestärkt statt gekürzt werden, wenn die von Bologna intendierte Mobilität in der Praxis ankommen soll. Eine Verschlechterung von Erasmus könnte in eine Bologna-Sackgasse führen. Der Bologna-Prozess sollte mehr Mobilität für die Studierenden erreichen. Studierende müssen sich nun noch mehr verschulden, um Auslandserfahrung zu sammeln. Da sollte sich Brüssel oder Berlin nicht wundern, wenn die Studierenden immer stärker am Bologna-Prozess zweifeln,” ergänzt Erik Marquardt, ebenfalls Vorstandsmitglied des fzs, abschließend.