Ben Seel, Mitglied im Vorstand des fzs, betont: „Die Forderung nach einer Reform, Anpassung und regelmäßiger Erhöhung des BAföGs ist fast so alt wie das BAföG selbst. Dass nun 2 Jahre auf das Inkrafttreten einer kleinen Reform gewartet werden musste, ist schlicht eine Farce. Seit Beschluss des Gesetzes sind mehrere Tausende Student*innen aus der Förderung gefallen und eine ganze Studiengeneration ging leer aus, obwohl eigentlich mit dem BAföG-Bericht der Bundesregierung alle zwei Jahre viele Gründe für eine Anpassung aufgezeigt wurde. Die verzögerten und notorisch unzureichenden Reformen zeigen, dass eine automatisierte Anpassung der Studienfinanzierung an die Lebenshaltungskosten dringend erforderlich ist. Diese sollte mit einer signifikanten Erhöhung starten. Denn bei Förderquoten wie 18,7% in 2014 lässt sich kaum von einer sozialen Studienfinanzierung sprechen.“
Für Studierende kommen zu den zwei Jahren Wartezeit noch einmal zwei Monate hinzu, da die Umsetzung für Student*innen aus verwaltungstechnischen Gründen erst ab Oktober erfolgen soll.
Marie Dücker, ebenfalls Vorstandsmitglied, fügt hinzu: „Nicht nur hebt die BAföG-Novelle die Fördersätze völlig unzulänglch an, sie verpasst es auch, Lernende endlich als mündige Subjekte zu behandeln. Noch immer hängt die Finanzierung der Betroffenen an ihren Eltern. Diese rückständige Vorstellung vom Familienclan, der sich abgeschottet von der restlichen Gesellschaft versorgt, führt bloß dazu, dass zahlreiche Menschen von ihrer Ausbildung bzw. ihrem Studium abgehalten werden. Denn viele Eltern verweigern sich der Versorgungsrolle, die ihnen die mit dem aktuellen Gesetz sinnloserweise zugeschoben wird. Andere üben unzulässigen Einfluss auf die Lebensentscheidungen ihrer inzwischen erwachsenen Kinder aus, indem sie diese finanziell erpressen. Es braucht daher nicht wundern, dass familiärer Zwist ein Grund für Studienabbrüche sind – wohl gemerkt ein vermeidbarer. Es ist an der Zeit für ein alters-, eltern- und herkunftsunabhängiges BAföG, das allen Menschen ein Studium ermöglicht.“