Studie zeigt: Ausnahmen für Praktikant*innen beim Mindestlohn müssen fallen

Die DGB-Jugend hat zu Beginn der Woche eine neue Studie zum Thema Praktikum und Mindestlohn veröffentlicht. Deutlich wird, dass der gesetzliche Mindestlohn zwar in Teilen den Durchschnittsverdienst der Praktikant*innen erhöhen konnte, aber insgesamt bleibt das Praktikum Sinnbild eines prekären Berufseinstiegs junger Menschen. So finden mittlerweile 73 Prozent der jährlich rund 600.000 Praktika im Studium statt; genau dort, wo der Mindestlohn seine meisten Ausnahmen hat. Die Studie zeigt deutlich, dass die Berufseinsteiger*innen sich Sorgen um ihre Zukunft machen und die finanzielle Engpässe erheblichen Druck ausüben. Im Schnitt sind Praktikant*innen 25 Jahre alt und mehrheitlich Frauen. Prekär, weiblich und jung bleiben somit die Merkmale der Generation Praktikum.

Matthias Schröder, Mitglied im Ausschuss Sozialpolitik des freien zusammenschluss der student*innenschaften (fzs), erklärt: „Die Studie gibt Rückenwind für unsere Forderungen. Ein allgemeiner Mindestlohn kann die unsichere Lage junger Menschen nur verbessern, wenn er wirklich für alle gilt. Die zahlreichen Ausnahmen haben für eine Verschiebung der Ausbeutung gesorgt und treffen Studierende besonders hart. Die Ausnahmen öffnen Tür und Tor für unvorstellbare Umgehungsstrategien der Arbeitgeber*innen, die nur ein Ende finden werden, wenn die Ausnahmen ihr Ende finden. Die Kreativität der Arbeitgeber*innen beim Umgehen des Mindestlohns muss in die Gestaltung guter Bedingungen fließen, damit Praktika ihr Versprechen als Lernverhältnis einlösen können. Dazu gehört auch, dass Praktikant*innen nicht zu zweitklassigen Angestellten werden. Arbeitnehmer*innenrechte dürfen vor Lernverhältnissen nicht haltmachen. Urlaubsanrecht, Arbeitszeitgrenzen und Entgeltfortzahlung müssen endlich auch für Praktikant*innen selbstverständlich werden.“

Marie Dücker, Vorstandsmitglied im freien zusammenschluss der student*innenschaften (fzs) ergänzt: „Praktika sollen zur Orientierung dienen und Studieninhalte mit praktischen Erfahrungen ergänzen. In der Realität erfahren junge Menschen aber nur, wie wenig ihre Forderungen wertgeschätzt werden. Den Wünschen nach finanzieller Sicherheit, flexibler und freier Lebensgestaltung steht der unsichere und belastende Berufseinstieg entgegen. Wir fordern die Politik daher erneut auf, den Ausnahmen beim Mindestlohn ein Ende zu bereiten! Die miserable Situation der Student*innen durch unzureichende öffentliche Studienfinanzierung darf nicht auch noch durch unbezahlte Praktika verschlimmert werden. Wenn die Gesellschaft von Berufseinsteiger*innen praktische Erfahrungen verlangt, müssen diese entsprechend bezahlt werden.“

Die Studie ist online kostenlos verfügbar: jugend.dgb.de/-/pvo