„Die Ausbildung ist in Deutschland ein Armutsfaktor“: die bundesweite Studierendenvertretung schlägt Alarm

Heute wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und WIssenschaftsforschung (DZHW) sowie dem Deutschen Studierendenwerk (DSW) die lang erwarteten Ergebnisse der Studierendenbefragung präsentiert, der Nachfolgestudie zur sogenannten ‚Sozialerhebung‘ des DSW. Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) ist als bundesweite Studierendenvertretung alarmiert und fordert die Verantwortlichen Politiker*innen dazu auf, endlich zu handeln.

„Die neuen Zahlen untermauern, was Studierendenschaften schon lange bekannt ist: Die soziale Lage der Studierenden war 2021 dramatisch schlecht, und hat sich durch die Inflation weiter zugespitzt. Gerade die Kosten, die Studierende alltäglich bezahlen müssen – Lebensmittel, Strom, Miete – sind massiv gestiegen, allein um 13% seit 2021. Für ein gutes Leben ist kein Geld mehr vorhanden. Nur 35% der Studierenden leben noch oberhalb der Armutsgrenze. Es ist absurd, aber die Ausbildung ist in Deutschland ein Armutsfaktor.“ sagt Rahel Schüssler, Vorständin im fzs. 

Sie ergänzt weiter: „Die Preisentwicklungen treffen Studierende und alle anderen sozialen Gruppen mit niedrigen Einkommen hart. Gerade an Hochschulstandorten sind die Wohnkosten in den letzten 10 Jahren drastisch angestiegen, in Berlin etwa um 91%.[1] Fast alle Studierenden sind gezwungen, zu jobben neben ihrer Vollzeittätigkeit – dem Studium. Im Durchschnitt arbeiten sie 15 Stunden pro Woche, zusätzlich zu 34 Stunden für das Studium. Wir dürfen Arbeit neben dem Studium nicht als netten Nebenverdienst verklären! 50 Stunden Wochenarbeitszeit sind eine körperliche und psychische Belastung, zu der Studierende ohne finanzielle Rücklagen keine Alternative haben.“ 

Lone Grotheer, Referentin für BAföG und studentisches Wohnen, ergänzt: „Wir hoffen, dass die neuen Zahlen für die Politiker*innen ein Weckruf sind, die Ängste und Sorgen, die Studierendenvertretungen schon seit Jahren äußern, endlich ernst zu nehmen und zu handeln, denn sie sind gravierender als man nach der Präsentation der Sozialerhebungsergebnisse erwarten würde. Eine wirkliche strukturelle Reform des maroden Studienfinanzierungssystems wäre ein wichtiger erster Schritt dahin. Damit sich Studierende wieder auf ihr Studium konzentrieren können, muss sich beispielsweise das BAföG grundlegend ändern.  Es ist ein Skandal, dass Studierende grundsätzlich in Vorleistung treten und ihr Recht auf Bildung gegen Ämter und Eltern erkämpfen müssen. Der Staat muss eine Studienfinanzierung für alle garantieren – unabhängig vom Einkommen der Eltern, angepasst an studentische Realitäten und in einer Höhe, die die tatsächlichen Bedarfe der Studierenden wirklich deckt. Es kann nicht sein, dass die selbsternannte ‚Fortschrittskoalition‘ darauf wartet, ob das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe sie zu diesem notwendigen und naheliegenden Schritt zwingt.“

[1] https://cms.moses-mendelssohn-institut.de/uploads/Pressemitteilung_Studentisches_Wohnen_So_Se_2023_64b388dbf9.pdf?updated_at=2023-03-29T07:17:48.647Z 

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