Demo gegen Burschenschaften in Gießen

Wir dokumentieren den Aufruf: Verbindungen kappen! Nationalismus, Rassismus, Sexismus, Eliten müssen weg! Keine Festtage der neo-faschistischen Dresdensia-Rugia oder anderer Verbindungen! Demo 28.06.03 12 Uhr Kirchenplatz/Giessen

Seit jeher ist Giessen eine Hochburg von Korporierten bzw. Burschenschaften… Bis vor einigen Jahren war es jedoch relativ ruhig und Verbindungsaktivitäten bezogen sich meist auf die eigenen vier Wände. Doch seit 3 Jahren gehen die Verbindungen wieder häufiger an die Öffentlichkeit um ihre Ideologien bürgernah zu vermitteln. So Ende Mai diesen Jahres auf dem Berliner Platz und die Jahre zuvor auf dem Schiffenberg. Wir können und wollen diese Tendenzen nicht weiter hinnehmen denn, wie unsere Kritik weiter unten zeigen wird, sind diese Verbindungen alles andere als harmlos und leider noch nicht restlos ausgestorben.

Besonders auffallend im Bereich der rechtsextremen Aktivitäten in Giessen ist die Dredensia-Rugia, welche am Wochenende des 27.-29.06. 2003 ihr Stiftungsfest feiern möchte. Es ist zu erwarten, dass zu diesem Anlaß bundesweite Prominenz des rechten Spektrum erscheinen wird. Aus diesem Grund wurde dieses Wochenende auserwählt um mit einer Demonstration die Machenschaften der Dresdensia-Rugia und anderer Burschenschaften offen zu legen und aufzuzeigen, dass nach wie vor nicht liberale sondern extrem konservative und faschistische Gedanken innerhalb der Burschenschafter-Szene dominieren.

Da ein grosser Teil der Giessener Verbindungen in der Deutschen Burschenschaft (DB) organisiert ist wird die ideologische Kritik sich zum einen an diesem Dachverband, als darüber hinaus an der Brachtumspflege der burschenschaftlichen Verbindungen orientieren, bevor die Dresdensia-Rugia deren Burschen auch am 25.05. am Berliner Platz anwesend waren, in den Mittelpunkt gerückt werden soll.

Die Deutsche Burschenschaft – grösster Dachverband der deutschen Burschenschaften

Eine Geschichte und Gegenwart die keine Fragen offen lässt! Gegründet wurde die DB 1881. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war eine reaktionäre-monarchistische Grundhaltung bei den Mitgliedern der DB vorhanden und drückte sich in einer Ablehnung der Weimarer Republik aus. Aufgrund dessen wurde an den alten Reichsfarben festgehalten, obwohl die Farben der DB eigentlich historisch Schwarz-Rot-Gold waren. Nach dem Ersten Weltkrieg versammelten sich zahlreiche DB-Mitglieder in (para)-militärischen Verbänden wie den Freikorps oder den Freiwilligenverbänden.

Die Organisationszeitschrift des DB, die „Burschenschaftlichen Blätter“ riefen 1923, wegen ihrer angeblichen „Verbindung mit dem jüdischen Volk und der Festlegung auf parlamentarischen Mechanismus der Parteien“ gegen die Weimarer Republik auf. Die antisemitischen und antidemokratischen Ideologien der Burschschaftsvertreter endeten häufig in blutigen Auseinandersetzungen, wie bspw. durch Beteiligung am sog. Kapp-Putsch. Ein „revolutionärer Nationalismus“, das Führerprinzip, „Rassestandpunkte“ sowie Blutzugehörigkeit zeichneten die Ideologien der DB-Mitglieder aus. Auch beim Hilter-Putsch 1923 konnte dieser auf breite Unterstützung durch Burschenschafter zählen.

Die Gründung des NSDStB (Nationalsozialistischer deutscher Studentenbund) im Jahre 1926 wurde von der ersten Stunde an massgeblich von Vertretern der DB mit initiiert, die auch zahlenmässig dort überrepräsentiert waren. Ziel des NSDStB war es sog. „Rasselehrstühle“ einzuführen, Wehrsportlager zu betreiben sowie gegen jüdische StudentInnen und politisch Andersdenkende vorzugehen. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler begrüssten dann die DB ausserordentlich, schliesslich war diese führend bei der Unterstützung der NSDAP. Im Juni 1933 verkündete dann die DB ihre interne Gleichschaltung nach dem Führerprinzip und versprach die rigorose Anwendung des „Ariernachweises“ in ihren Reihen. Von diesem Zeitpunkt an wurden zudem auch studentische Wohnkameradschaften, im soldatisch Stil gehaltenen, eingeführt welche erst zu den noch heute üblichen Verbindungswohnhäusern führten.

Im Oktober 1933 stimmte die DB für freiwilligen Überführung in den NS-Studentenbund, was gleichzeitig deren vorläufigen Auflösung gleichkam. Darüber hinaus wurden alle DB-Mitglieder unter 35 Jahren dazu angehalten, sich entweder der SA, der SS oder dem Stahlhelmbund anzuschliessen. Nach ihrer Neugründung im Jahre 1950 erlebte die DB Jahre des Auf- und Abschwung.

Heute besteht die DB aus 130 Burschenschaften aus Deutschland und Österreich(!). Seit ihrer Neugründung kam es immer wieder zu neonazistischen Aktivitäten durch DB-Mitglieder sowie zu zahlreicher Ablehnung von Anträgen, welche sich für eine Distanzierung von der NPD sowie rechtsextremen Vereinigungen aussprechen sollten. Aufgrund der rechtsextremen Auswüchse in der DB spalteten sich 1996 acht Verbindungen ab um die Neue-DB-einen eigenen, politisch rein konservativen Dachverband zu gründen. Die DB kann nicht per se als rechtsextremistisch bezeichnet werden, dafür ist das Spektrum zu weitläufig, welches von Konservativen bis zu strammen Rechtsextremen reicht. Dennoch spricht die Gründung der NDB und die Zahl der in der sog. „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“, dem Sammelbecken der rechtsextremen Burschenschaften, vertretenen Verbindungen mit 43 Mitgliedsbünden, eine deutliche Sprache. Ebenso die oben erwähnten ausgeschlagenen Distanzierungsversuche der konservativen Burschen.

Der Nationalistische Hochschulbund (NHB) der NPD ist bspw. ebenso personell in der DB vertreten. Dieser empfiehlt seinen Mitgliedern den Einstieg in Verbindungen des DB aufgrund des völkischen Nationalismus, dem männerbündischen Prinzip als auch der Traditionspflege (dazu weiter unten mehr). Zahlreiche rechtsextreme Persönlichkeiten tauchten in Vorträgen der DB bzw. in Verbindungshäusern von DB-Mitgliedern auf. Darunter Horst Mahler, Rolf Schlierer (Alter Herr der Giessener Burschenschaft Germania und Vorsitzender der Republikaner), Redakteure aus dem Umfeld der Jungen Freiheit und FPÖ-Kreisen.

Auf dem Burschentag in Eisenach 1999 setzten sich dann auch die rechtsextremen Positionen in der DB durch, welche bspw. einen Antrag durch die DB für die Abschaffung des Volksverhetzungsparagrafen (der u.a. die Leugnung des Holocaust bestraft) forderten. Auch während den Auseinandersetzungen um die „Wehrmachtsausstellung“ standen ebenso Vertreter der DB mit Rechtsextremen in Reih und Glied wie beim alljährlichen Besäufnis auf dem Marburger Marktfrühschoppen.

Letztes aufsehenerregendes Ereignis war ein Übergriff durch Neo-Nazis in München, bei dem ein Mensch fast zu Tode geprügelt wurde. Die Münchener Burschenschaft „Danubia“ versteckte in ihrem Haus den gesuchten Neo-Nazi, was sogar den CDU-Rechtsaussen Günther Beckstein dazu veranlasste vor den rechtsextremen Strömungen in der DB zu warnen. Harmlose Burschen gibt es nicht – Hierarchien, Lebensbund und Männerbündelei als Wegbereiter erzkonservativer Traditionspflege! Die Korporationen dienen als Lebensbund und einer gezielten Erziehung hin zu erzkonservativen Werten, die das Ziel haben politische und gesellschaftliche Wirkungsmächtigkeit zu erzielen, die den eigenen Anspruch verfolgen zukünftige Eliten auszubilden. Diese Werte sind auch bei DB- unabhängigen Verbindungen zu finden und sollten, unabhängig von eindeutig rechtsextremen Tendenzen, als nicht vereinbar mit gesellschaftlicher, progressiven Vorstellungen von Emanzipation und Gleichberechtigung betrachtet und kritisiert werden.

Geschult wird der „Bursche“ im Verbindungshaus über die Hierarchieleiter vom Fux (Anwärter) über den anerkannten Aktiva bis hin zum Alten Herren, der das Studium abgeschlossen hat und der Verbindung weiterhin unterstützend zur Seite steht. Von unten nach oben ändert sich das Verhältnis von zunächst reinen Pflichten zu weitreichenden Rechten. Die Schulung (Geschichte der Verbindung, Benimmregelbeherrschung) der Füxe geht einher mit gewissen finanziellen Vorteilen durch die Infrastruktur des Verbindungshauses, einem billigem Zimmer und späteren Vorteilen im Berufsleben über Seilschaften der Bundesbrüder. Die späteren beruflichen Vorteile sind allerdings nur über die vorausgesetzte politische Übereinstimmung der Bundesbrüder zu erreichen und dienen bewusst als Mittel zur gesellschaftlich-politischen Machterhaltung. Manfred Kanther sah bspw. den Sinn seiner Verbindung darin, „auch weiterhin national gesinnte Menschen in alle führenden Berufe unserer Gesellschaft zu entsenden“

Schlagende Verbindungen (jene welche die Fechtmensur ihren Burschen auferlegen) schulen diese ganz bewusst hin zu einer militärischen Wehrhaftigkeit. Als Aufnahmekriterium gilt hier: deutscher Mann mit Wehrdiensterfahrung. Doch auch nicht-schlagende Verbindungen beinhalten stets einen Ehrenkodex, der über Sanktionsmöglichkeiten (bspw. durch Straftrinken, bei dem die Kneipe als Kasernenhof dient) aufrechterhalten werden soll. Die Unterwerfung unter die Prinzipien des Lebensbundes nach dem Recht des Stärkeren (bzw. nach der hierarchischen Stellung) und dem Reglement der Verbindung gilt bis zum Tode und ist Sinnbild für die autoritären-obrigkeitsstaatlichen Denkweisen und Menschenbild der Korporierten. Ihre Exklusivität drücken �Burschen� gerne durch Band und Mütze aus um gegenüber weniger würdigen Personen bewusst auf Distanz zu gehen.

Das Frauenbild der Korporierten scheint im 19. Jahrhundert stehengeblieben zu sein. Stereotype Geschlechterrollenzuschreibungen, angebl. „natürliche Bestimmungen“ werden auch weiterhin dort geschlechterdifferenzierend verbreitet. Das männliche Selbstverständnis dient selbstverständlich als höheres Ideal (da angebl. tapfer und pflichtbewusst) gegenüber dem angebl. weiblichen, welches negativ für Toleranz und Gleichheit stehe belegt. So wundert es auch nicht, dass Frauen in beinahe allen Korporiertenverbänden ausgeschlossen sind und maximal als „schmückendes Beiwerk“ bezeichnet werden.

Gießener Burschenschaft dient als Kaderschmiede der NPD

Auf ihrem Bundeskongress im November 2002 wählten die Jungen Nationaldemokraten (JN) Stefan Rochow zu ihrem Bundesvorsitzenden. Stefan Rochow war zuvor bereits Chef des hessischen Landesverbandes und Bundesvorsitzender der Jungen Landsmannschaft Ostpreussen (JLO). Seine aktuelle Postadresse ist im Großen Steinweg in Gießen. Dort residiert die Burschenschaft „Dresdensia-Rugia“.

Diese tritt nicht erst seit neustem als Kaderschmiede für die NPD in Erscheinung. Junge Herren, Alte Träume Hervorgegangen ist die „Desdensia-Rugia“ aus den Burschenschaften „Rugia zu Greifswald“ und „Dresdensia zu Leipzig“. Erstere entstand `nach der 1848er Revolution, als die Verbindungen allmählich gesellschaftsfähig wurden. Im Nazifaschismus wurde die Rugia eingegliedert. Als man nach dem Krieg keine Möglichkeiten hatte auf dem Gebiet der DDR an alte Traditionen anzuknüpfen, schloß man sich 1951 in Frankfurt mit der ebenfalls „heimatlosen“ „Burschenschaft Dresdensia“ zusammen.

Erklärtes Ziel war es die Ursprungsburschenschaften in Greifswald und Leipzig neu zu gründen, sobald dies möglich wäre. Im Wintersemester 1969/70 mußte die Verbindung `wegen Mangel an MitgliedernA auf Eis gelegt werden. 1971 wurde sie in Gießen von fünf „abtrünningen“ Mitgliedern der Burschenschaft Germania reanimiert.

Nach der Wende wurde die Ursprungsburschenschaft Rugia 1990 in Greifswald von örtlichen Studenten neu gegründet, woraufhin diese und die Dresdensia-Rugia zu einer Burschenschaft die an zwei Hochschulen existiert fusionierten. Sie ist im Völkischen Dachverband Deutsche Burschenschaften (DB) organisiert und gehört dort zum äußersten rechten Flügel.

So war die Dresdensia-Rugia Mitunterzeichner des revisionistischen Aufrufs `Freiheit für Königsberg` (1992) in dem die Abtrennung des Kaliningrader Gebiets von Russland und die Wiederansiedlung von Deutschen in Polen gefordert wurde. Dieser Aufruf wurde pikanterweise auch vom örtlichen RCDS unterstützt. 1987 wurde unter maßgeblicher Beteiligung der Dresdensia Rugia der „Christlich Konservative Arbeitskreis Gießen/Mittelhessen“ gegründet. Es folgten diverse Veranstaltungen mit Referenten aus dem revisionistischen, rechtskonservativen und neofaschistischen Spektrum, wobei der „Arbeitskreis“ eine wichtige Scharnierfunktion zwischen konservativen und neofaschistischen Kreisen wahrnahm.

Als Referenten wurden Personen aus dem extrem-konservativen bis faschistischen Klientel wie z. B. Rolf Schlierer (Bundesvorsitzender der Republikaner und Alter Herr der Germania Gießen) oder Dr. Hans Dietrich Sander (Autor im gesamten neofaschistischen Publikationsspektrum) geladen. Höhepunkt der Veranstaltungen war ein Vortrag von CDU-Rechtsausleger Heinrich Lummer, bei dem es zu massiven antifaschistischen Protesten kam. Daraufhin setzten die Alten Herren, die sich um das Image der Burschenschaft sorgten, unter Androhung der Beendigung der finanziellen Förderung, ein Ende der Aktivitäten der damaligen Aktivitas durch (1992).

Im folgenden wird an den Beispielen von drei Personen die Bedeutung der Dresdensia-Rugia für die nationalistische/völkische Szene verdeutlicht.

Dr. Wolfgang Traxel Wolfgang Traxel ist Alter Herr der Dresdensia-Rugia. Er dürfte weniger für die Einstellung der Aktivitäten anfang der 90er verantwortlich sein, sondern tritt als Autor in zahlreichen rechten und neofaschistischen Puplikationen auf (Junge Freiheit, Nation+Europa, Criticon, Student, National Zeitung). Aktiv ist er u.a. im Bund dt. Unitarier/Mittelhessen (einer faschistischen Religionssekte), der „Vereinigung alter Burschenschafter Leipzig“ und dem „Ring freiheitlicher Studenten“.

Jürgen W. Gansel J.W. Gansel tauchte erstmalig 1995 als Student der Politikwissenschaften in Gießen auf. Damals wurde eine von ihm unterschriebene Erklärung der Dresdensia-Rugia veröffentlicht in der die Liquidation der `Deutschen Werte durch die `Besatzer anlässlich des 50 Jahrestages des Kriegsendes beklagt wurde. In den nächsten Jahren stieg er u.a. zum Vorsitzenden der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO)-Hessen, stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden von Hessen und Schulungleiter der Jungen Nationaldemokraten (JN)-Hessen auf. Außerdem war er im NHB (Nationaldemokratischer Hochschulbund) aktiv. Heute schreibt er für die NPD-Postille „Deutsche- Stimme“ in Riesa und die Zeitschrift „Opposition“. Des weiteren wurde er in den Bundesvorstand der NPD gewählt. Den Grundstein für diese politische Laufbahn legte Gansel durch die Teilnahme an verschiedenen Demonstrationen der „Freien Kameradschaften“ und der NPD wie bspw. 1997 in Marburg oder am 1.Mai 2000 in Wetzlar, wo er als einziger Teilnehmer mit einer Fahne der „Freien Kameradschaften“ marschierte. Ab 1998 fanden erneut Veranstaltungen in ihrem Burschenhaus statt. Höhepunkt war im Mai 2000 eine „Vortrags und Diskussionsveranstaltung“ mit `dem Publizisten Dr. Claus Nordbruch. Dieser studierte in Süd-Afrika, wo er unter anderem damit beschäftigt war Kontakte zwischen örtlichen und deutschen Faschisten zu knüpfen. Diese Veranstaltung wurde von `recht unangenehm aussehenden Schläger-Nazis gesichert. Es erschien die gesamte lokale `NPD-Prominenz aus dem Lahn-Dill- Kreis/Ehringshausen (u.a. Alfred und Doris Zutt, Thomas Hantusch, Frank Ludwig) und der Wetterau (u.a. Volker Sachs). Im Dezember 1999 wurde der Hausmeister der Burschenschaft „Normannia-Leipzig zu Marburg“ durch `Sieg-Heil-Rufe geweckt. Er beschwerte sich bei den anwesenden Burschen über Ruhestörung, was zur Folge hatte, dass er mit Jürgen W. Gansels Luftgewehr beschossen wurde.

Stefan Rochow: Kurze Zeit nach dem Verschwinden von Gansel tauchte Stefan Rochow (*1973) in Gießen auf. Rochow war zuvor in Greifswald aktiv. Dort arbeitete er bereits in der JLO und dem Nationaldemokratischen Hochschulbund (NHB). Sein Bruder Matthias, ebenfalls Aktivita der Rugia zu Greifswald, ist dort stellvertretender NPD-Vorsitzender und sitzt außerdem im Bundesvorstand des NHB. Stefan Rochow wurde kurz nach seinem Umzug nach Gießen am 19.Januar 2001 in Ehringshausen zum hessischen Landesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten gewählt. Nach dem Auftauchen Rochows kam es in Gießen vermehrt zu Neonazi-Aktivitäten an der Universität. Wiederholt wurden schwerpunktmäßig Gebäude der Bereiche Rechts- und Wirtschaftswissenschaften mit Aufklebern der JN und faschistischen und insbesondere antisemitischen Schmierereien verunstaltet. Im August 2002 war Rochow maßgeblich an der Organisation der `NPD-Wahlkampftour beteiligt. Die NPD-Hessen versuchte im Vorfeld der Bundestagswahl in einer Woche 10 Veranstaltungen in verschiedenen Städten durchzuführen und wurde dabei meist mit Lärm und Eiern von GegendemonstrantInnen empfangen. Im November 2002 wurde Rochow auf dem Bundeskongreß der JN im hessischen Kirchhain zum Bundesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten gewählt. Am 26.11.2002 kam es zu einem Umtrunk im Haus der Gießener Burschenschaft „Germania“. Dabei waren u.a. auch die Burschen der Dredensia-Rugia, einschließlich Stefan Rochow, anwesend. Die Germania, ebenfalls im DB organisiert, distanziert sich offiziell von der Dresdensia-Rugia. So sei sie, laut dem ehemaligen Altherren-Vorsitzenden der Germania Dr. Horst Menzinger, `von der Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Gießener Burschenschaften ausgeschlossen worden. Dass in der Realität die Dinge etwas anders liegen beweisen die Vorgänge des Abends: `Gegen 22 Uhr verließen ca. 20 Burschenschafter das Gebäude der Germania. An ihren Uniformen waren diese als Mitglieder der Burschenschaft „Dresdensia-Rugia“ (Großer Steinweg) und der Landsmannschaft „Darmstadtia“ (Alter Wetzlarer Weg) zu erkennen“ Das Haus der Germania liegt pikanterweise genau gegenüber dem AK44, einem linken Kulturzentrum und Infoladen. Im Mob befand sich auch Stefan Rocho […] Laut gröhlend zogen die Burschenschafter am AK44 vorbei und beschimpften die anwesende Personen. Sprüche, wie „Ignatz Bubis ab ins Gas“, „wir sehen uns im Arbeitslager“ und „schwule Kommunisten seien gefallen“. Ca. 15 Minuten später griff die Gruppe einige Personen die sie für Linke hielten, an. Die Angriffe konnten jedoch, laut dem Augenzeugenbericht, abgewehrt werden. Am ersten Tag des Irak-Krieges (22.03.03) diente das Haus der Dresdensia-Rugia als Rückzugsort für eine kleine Gruppe Neonazis, die zuvor in der Nähe des US-Depots in Gießen unter einem NPD- Transparent gegen den Irak-Krieg demonstrierten. Am 29.März 2003 sollte Rochow dann bei der `Bundesweiten Großdemonstration des Nationalen Widerstandes in Hanau, unter dem Motto `Schluss mit der U.S.-TyranneiA als Redner auftreten. Dort tauchte er jedoch nicht auf.

Fazit: Die Dresdensia-Rugia ist eine bundesweit bedeutende Kaderschmiede für die NPD und andere faschistische Organisationen. Außerdem stellt sie einen Schnittpunkt zwischen konservativen (CDU) und faschistischen Strukturen(u.a. Freie Kameradschaften und vor allem NPD) in Gießen da.

In den letzten 13 Jahren hat es innerhalb der Verbindung einen Rechtsruck gegeben, in dem sie sich vom rechten Konservativen Spektrum (Repuplikaner/CDU) auf eindeutigen NPD-Kurs katapultierte. Trotzdem dürfte es nach wie vor reichliche Kontakte zur örtlichen CDU, nicht zuletzt über befreundete Burschenschaften, geben.

Deshalb rufen wir auf zur Demo am 28.06.03 12 Uhr Kirchenplatz in Giessen Kein Raum für Nationalismus, Rassismus, Sexismus und Elitedenken! Für eine selbstbestimmte, emanzipatorische Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Diskriminierung!

Um die oben angesprochenen Kritiken vertiefen zu können, lädt das Bündniss zu folgender Veranstaltung ein:
24.Juni: vermutliche Alte UB Giessen (Bismarckstrasse). Mit Stephan Peters einem ehemaligen Burschenschafter und heutigem Kritiker der selbigen. Nähere Infos folgen.

Ausserdem vormerken:
Demo: „Nein zum Marburger Marktfrüschoppen“ am Samstag, 21.06.03 in Marburg.

Mehr Infos unter: www.verbindungen-kappen.de.vu U

nterstützerInnen dieses Aufrufes: AntiFa Aktion Tour .03, AntiFa Wetterau, Autonome Antifa Wetterau, AntiFa-Café Infoladen Giessen, Jugend AntiFa Infoladen Giessen, autonome.antifa [f], antifa.jugend.ffm,, solid -ABM, DKP Giessen, DGB-Jugend Mittelhessen, Stadtschülerrat Giessen, ASTA der Uni JLU Giessen, , JungedemokratInnen Junge Linke (Uni Giessen), Rote Hilfe Giessen, Vereinigte Verfolgte des Naziregimes/BdA Giessen, Jusos Unterbezirk Giessen,