Iran verbittet sich Erdbebenhilfe aus Israel

20.000 Todesopfer bei Erdbeben in Bam, Iran

Eigene Übersetzung

BAM, Iran – Internationale Hilfeteams flogen am Samstag nach Iran, um sich an einer nervenaufreibenden Suche nach Überlebenden des Erdbebens zu beteiligen, das die historische Seidenstraßen-Stadt Bam zerstörte und 20.000 Menschen das Leben kostete.

Das iranische Innenministerium bestätigte, dass 20.000 Menschen durch das Erdbeben am Freitag getötet worden seien, wie das Staatsfernsehen am Samstag berichtete. „Das Innenministerium sagt, es gebe 20.000 Tote und 30.000 Verletzte“, verlautete das Fernsehen.

Zwei leitende Rettungsleute gaben an, die endgültige Zahl der Todesopfer des Erdbebens von Freitag, das 6.3 Punkte auf der Richter-Skala maß, könnte bei 40.000 liegen. „Da immer noch Leichen geborgen werden, befürchten wir, dass die Zahl der Toten bei bis zu 40.000 liegen könnte. Eine unglaubliche menschliche Katastrophe hat sich ereignet“, sagte Akbar Alavi, der Gouverneur der örtlichen Provinzhauptstadt Kerman.

„Wir brauchen Hilfe, sonst werden wir Leichen und keine Verletzten aus den Trümmern bergen“, sagte Brigadier Mohammadi, Kommandeur der Armee im Südosten des Iran, dem Staatsfernsehen.

Jahanbakhsh Khanjani, ein Sprecher des iranischen Innenministeriums, sagte am Samstag, dass Iran Hilfe aus allen Ländern der Welt akzeptieren würde, mit Ausnahme von Israel. Die Ankündigung folgte auf Erklärungen von Auslandskorrespondenten in Jerusalem, die berichteten, dass das Außenministerium gesagt habe, dass inofizielle israelische Quellen darüber nachdenken, Hilfe nach Iran zu schicken. „Die Islamsiche Republik Iran akzeptiert jegliche Art humanitärer Hilfe, von allen Ländern und internationalen Organisationen mit Ausnahme des Zionistischen Regimes [Israel]“, sagte Khanjani.

U.S.-Präsident George W. Bush, der einst Iran als Teil der „Achse des Bösen“ brandmarkte, weil es angeblich Massenvernichtungswaffen entwickle, und andere wichtige Staatsoberhäupter beeilten sich, der Islamischen Republik jede erdenkbare Hilfe anzubieten, die sie leisten konnten.

Washington hat keine ofiziellen Beziehungen zu Teheran, doch Bush sagte in einer Erklärung: „Wir stehen bereit, den Leuten in Iran zu helfen“.

Ein Bush-Sprecher gab an, Washington biete humanitäre Hilfe an, und ein U.S.-Staatsbeamter sagte, das State Department werde bald ein Paket von Hilfemaßnahmen ankündigen.

Das Erdbeben ereignete sich, als viele Menschen noch in ihren Häusern schliefen.

Ungefähr 70% von Bam, einer beliebten Touristenattraktion ca. 1.000 km (600 Meilen) südöstlich der Hauptstadt Teheran, mit einer historischen Zitadelle und anderen jahrhundertealten Bauwerken, wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Reporter von Reuters in Bam waren Zeugen, als hunderte Leichen auf Trucks und Autorücksitze geladen wurden. Entsetzte Verwandte bekundeten ihre Trauer neben den in Decken gehüllten Leichen.

Es wird befürchtet, dass viele Einwohner unter den Trümmern begraben sind. Zudem war die 200.000-Einwohner-Stadt in der iranischen Provinz Kerman ohne Wasser, Strom und Benzin, als die Temperaturen in der Nacht auf unter den Gefrierpunkt sanken. Einige Menschen beschuldigten die Regierung, sie hätte nichts getan, um ihnen zu helfen.

Überlebende zündeten Feuer an, um sich im Freien unter der Masse eingestürzter Lehmziegelhäuser warm zu halten. Überlebende benutzten ihre bloßen Hände, um den Suchteams bei der Entfernung von Trümmern zu helfen.

„Ich habe meine ganze Familie verloren. Meine Eltern, meine Großmutter und zwei Schwestern sind von den Trümmern verschüttet“, sagte die 17-jährige Maryam.

Eine von Trauer erschütterte alte Frau mit schmutzbedecktem Gedicht sagte immerzu nur „Mein Kind, mein Kind.“

Die Vereinten Nationen, EU-Länder, Russland, China, Polen, Japan, Türkei und andere reagierten ebenfalls auf die Hilfegesuche Irans an die internationale Gemeinschaft.

Sie versprachen Ärzte, medizinische Hilfsgüter, finanzielle Unterstützung und Rettungsfachkräfte mit Spürhunden und Ausrüstung für das Auffinden von Überlebenden.

Ein 60-köpfiges Britisches Rettungsteam mit Spürhunden, Spezialkameras und Hörgeräten verließ London Freitag nacht und wurde in Kerman am frühen Samstag erwartet.

Auf von Trümmern zugedeckte Bürgersteige werden die Verletzten aneinandergereiht, von denen einige künstlich ernährt werden müssen.

Die staatlichen Medien sagten, zwei Krankenhäuser seien eingestürzt, wobei ein großer Teil der Belegschaft zerquetscht worden sei. Die übrigen Krankenhäuser seien voll. Die Verletzten müssten mit der Fähre in benachbarte Städte transportiert werden.

Bagger hoben Gräben aus, wo die Toten eilig und ohne Bestattungszeremonie begraben wurden.

Ein großer Teil der hisorischen Zitadelle wurde zerstört, sagt der Gouverneur der Provinz Kerman, Mohammad Ali Karimi. Sie war 2000 Jahre alt, hatte beeindrucktende Festungsanlagen, Türme, Bauwerke, Stallungen und eine Moschee. Es war die touristische Hauptattraktion der Stadt.

„Die Stadt Bam muss komplett neu errichtet werden“, sagte deren Gouverneur Ali Shafiee.

Häuser in der Gegend, wo Datteln wachsen, werden traditionell aus Lehmziegeln gebaut, was sie erdbebenunsicher macht. Bam liegt an der alten Seidenstraße zwischen China und Europa, die Jahrhunderte lang von Kaufleuten und Reisenden genutzt wurde. Die Stadt war eine Touristenattraktion mit Gastronomie, einer Theologenschule und Bazaren.

Das Staatsfernsehen zeigte, wie Menschen in Teheran zum Blutspenden anstanden. Bäckereien in Shiraz gaben an, als Beitrag zur Hilfeleistung würden sie die ganze Nacht über Brot backen.

Erdbeben passieren regelmäßig in Iran, welches ein Öl produzierendes Land ist, das von größeren schadhaften Linien in der Erdstruktur durchkreuzt wird.

Im Juni letzten Jahres traf eine Erderschütterung Nordiran, die 6.3 Punkte auf der Richter-Skala erreichte, mindestens 229 Menschen tötete und mehr als 1000 verletzte.

Ungefähr 35.000 Menschen wurden 1990 getötet, als Erdbeben von bis zu 7.7 Punkten auf der Richter-Skala den Nordwesten von Iran trafen. 1830 wurde Teheran von einem Beben von ca. 7.7 Punkten auf der Richter-Skala erschüttert.