Demonstration in Halle am 8. Dezember

Aufruf

Der Arbeitskreis Protest im Studierendenrat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ruft für den 08. Dezember 2005 zu einer Bildungsdemonstration unter dem Motto

„Freie Bildung von der KiTa bis zur Uni“

auf. Die Auftaktkundgebung beginnt um 14 Uhr auf dem Universitätsplatz in Halle. Gegen 15 Uhr setzt sich der Demonstrationszug in Bewegung. Im Hinblick auf die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt im März 2006 hoffen wir auf eine Bildungspolitik, die sich nicht mehr durch Kürzungen im Kultur- und Bildungsbereich auszeichnet, sondern den individuellen Interessen und Entfaltungsmöglichkeiten freien Raum gibt und ein selbstbestimmtes Lernen ermöglicht. Dem folgend sollen Bildungsinstitutionen unterstützende Umgebungen für das individuelle Lernen darstellen, in denen Bildung aus Freude und nicht aus Pflicht heraus erworben wird.

Daher fordern wir kleinere Gruppen in den Kindertagesstätten, Kinderkrippen und Horten. Ein kostenfreier Kindergartenplatz muss für alle Kinder garantiert werden. Frühkindliche Bildung darf nicht einem angeblichen „Spardiktat“ zum Opfer fallen. Auch für die Schulen erwarten wir eine Verringerung der Klassenstärken, um eine ausreichende Betreuung für alle Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten. Um Schulbildung unabhängig von der Einkommenssituation zu ermöglichen, muss die Gebührenfreiheit der Schulen und Vorschulen erhalten werden. Dies schließt eine vollständige Lernmittelfreiheit ausdrücklich ein. Wir lehnen weitere Schulschließungen in Sachsen-Anhalt ab. Im Gegenteil: Es müssen weitere Schulen (wieder) eingerichtet werden, um ein Erreichen der Schule für alle Schülerinnen und Schüler in akzeptabler Zeit zu ermöglichen.

Wir fordern eine Abschaffung des Selektionsdrucks in der Schule. Durchlässigkeit darf nicht nur nach „unten“ sondern muss gerade nach „oben“ gewährleistet werden. Die kürzlich veröffentlichte PISA-Studie hat einmal mehr gezeigt, dass das Gegenteil Realität ist. In letzter Konsequenz bedeutet dies, eine Schulform zu etablieren, die es auf integrative Weise allen Schülerinnen und Schülern ermöglicht, selbstbestimmt und damit nach ihrem individuellen Interesse zu lernen. Wir fordern eine vollständige Ausfinanzierung der Hochschulen, die einen Hochschulzugang für alle Studierwilligen ermöglicht und Selektion überflüssig macht. Dass dieses Jahr annähernd dreiviertel der StudienbewerberInnen allein an der Martin-Luther-Universität abgelehnt wurden, kann nicht akzeptiert werden. Universitäre Bildung muss allen Menschen, egal welchen Alters, Einkommens oder sozialen Hintergrundes zugestanden werden. Studiengebühren stehen diesem Ziel diametral entgegen und werden deshalb von uns abgelehnt. Dies gilt auch für Langzeitstudiengebühren, Nutzungsgebühren, Praktikumsgebühren oder andere Gebühren, die den Bildungszugang von der finanziellen Situation der Studierenden abhängig machen. Wir fordern eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung der berufsbildenden Schulen. Gerade in Sachsen-Anhalt, wo ein betrieblicher Ausbildungsplatz immer schwieriger zu finden ist und vollzeitschulische Ausbildung somit immer mehr zum Normalfall wird, muss der Weg einer Ausbildung allen eröffnet werden. Wir fordern einen stärkeren Einsatz öffentlicher Mittel für Kultureinrichtungen. Dass gerade Halle als selbsternannte Kulturhauptstadt die Förderung seiner Kultureinrichtungen drastisch zurückfährt, ist nicht im Sinne der Menschen, sowohl der Bürger als auch der Kulturschaffenden.