Sprachkurse von ausländischen MuttersprachlerInnen

Hintergrund dieses Projektes ist die Überlegung, dass ausländische Studierende zum einen oft Schwierigkeiten haben, Anschluss zu deutschen Studierenden zu finden. Zum anderen ist es vor allem für Studierende aus Drittstaaten schwierig, neben dem Studium zu jobben. Für deutsche Studierende wird das Sprachkursangebot an der Hochschule immer schlechter und sie wünschen sich oft Kontakt zu ihren ausländischen KommilitonInnen. Das Projekt bietet deshalb ausländischen Studierenden die Möglichkeit, ein paar Euro neben dem Studium zu verdienen, indem sie Sprachkurse für deutsche Studierende anbieten. Für die Zusammenstellung der Gruppen, die notwendigen Unterrichtsräume, die finanziellen Abwicklungen etc. sorgt die verantwortliche studentische Initiative. Es ist nicht so kompliziert, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag, solch eine Koordination zu starten – nur Mut!

Zielgruppe:

Studentische Initiativen und Gremien auf lokaler Ebene, die im Bereich Internationales / AusländerInnenstudium aktiv sind.

Vorgehen / Organisation:

Vorabüberlegungen:

Bevor man das Projekt offiziell startet ist es wichtig, sich über die Regelungen klar zu werden. Wesentliche Punkte sind im folgenden aufgeführt:

Art der Kurse.

Man sollte darüber diskutieren, ob man nur ein sehr allgemeines Angebot macht. Das bedeutet nur ca. 3 Sprachlevel anzubieten, in die sich Studierende eintragen können. Außerdem verzichtet man darauf Studierende wählen zu lassen, ob wieviele Stunden sie pro Woche belegen wollen, sondern bietet pauschal nur Kurse mit 2 SWS an. Solch ein sehr pauschales Angebot bietet sich vor allem für den Anfang an. Wenn die Sache erst einmal gut läuft und zahlreiche Studierende teilnehmen, kann man sich auch stärker nach individuellen Wünschen richten.

Kosten der Sprachkurse:

Hier steht natürlich an erster Stelle die Frage, in wie weit die Möglichkeit besteht, noch Gelder aus der eigenen Kasse zu zu schießen. In Jena bekommen ausländische Studierende pro Unterrichtsstunde 10 Euro bezahlt. Der Kurs kostet für Teilnehmende 2 Euro.

Verantwortung und Absicherung:

Es stellt sich außerdem die Frage, wie die finanzielle Abwicklung erfolgen soll (Barzahlung/ Überweisung, am Anfang des Semesters / am Ende des Semesters etc.) Gerade für den finanziellen Bereich bietet es sich an, jemanden zu bestimmen, der die Sache hauptverantwortlich in die Hand nimmt.

Es ist wichtig, die getroffenen Regelungen schriftlich festzuhalten. Daraus kann dann auch eine Art „Vertrag“ entstehen. Studierende verpflichten sich mit ihrer Unterschrift, das Kursgeld zu bezahlen. Ausländische Studierende werden über die Rahmenbedingungen genau aufgeklärt.

Werbung

Damit das Projekt ins Laufen kommt, muss man ausländische Studierende suchen, die Lust haben, mitzumachen. Und deutsche Studierende, die in die Kurse gehen wollen. Für beide Gruppen bietet es sich an, die normalen Werbemöglichkeiten zu nutzen: Aushänge, Kurzartikel in der Studizeitung oder auch in Publikationen des StuWe, Werbung auf der Homepage … Vor allem für ausländische Studierende hat es sich auch als günstig herausgestellt, direkte Sprechstunden anzugeben, und persönlich zu erzählen, um was es geht. Hilfreich ist auch die Kooperation mit WohnheimtutorInnen oder ähnlichem.

Art der Anmeldung

In Jena werden verschiedene Möglichkeiten zur Anmeldung angeboten. Viele melden sich über ein Online-Formular an oder schreiben eine Email. Andere kommen persönlich vorbei oder rufen an. Wichtig ist, dass man alle relevanten Daten abfragt (welche Sprache? Welches Level? Name? Kontaktmöglichkeit?) Bei letzterem bietet es sich an, nicht nur eine Email-Adresse, sondern nach Möglichkeit auch eine Handynummer zu erfragen. Das erleichtert die folgende Koordination.

Koordination

Wenn die ersten Anmeldungen eingehen, sollte man sich eine kleinere Datenbank oder auch nur eine einfache Excel-Tabelle anlegen und den Anmeldenden immer sofort eine Rückmeldung geben, dass die Kurse gerade eingerichtet werden und ihr euch dann wieder meldet. Es ist zu überlegen, ob man Kurse automatisch dann starten lässt, wenn für einen Kurs genug Leute da sind, oder ob man einen für alle Kurse identischen Kursbeginn angibt.

Termine

In der Praxis hat es sich als nicht sehr praktikabel herausgestellt, von vorne herein Zeiten für die Kurse anzugeben. In Jena wird so verfahren, dass man alle Beteiligten zu einem kurzen Abstimmungsgespräch einlädt und die jede Gruppe selbst dafür verantwortlich ist, einen Termin zu finden. Das gibt zwar im ersten Moment ziemlich viel Chaos, aber klappt dann letztendlich erfahrungsgemäß doch relativ gut. Vor allem können Studierende, die Lust haben, noch schnell zwischen einer Gruppe zu einer anderen Gruppe wechseln. Bei dem Termin sollten auch noch einmal klar die Modalitäten der Kurse erläutert werden.

Einrichtung

Für die Kurse müssen dann noch Räume besorgt werden. Meistens ist die Universitätsverwaltung gerne behilflich, vor allem weil die meisten Kurse wohl erst abends stattfinden werden und dann Platz da ist. Wenn der Raum feststeht, wird per Aushang und am besten auch über Mail informiert.

Abschluss

Je nachdem wie man die Absprachen getroffen hat, muss dann noch das Finanzielle abgewickelt werden. Wir bitten, die „SchülerInnen“ darum, während dem Semester irgendwann einmal bei uns vorbeizukommen und bar zu bezahlen (gegen Quittung). Sehr praktikabel ist das aber nicht, weil man dem Geld dann doch oft hinterher telefonieren muss. LehrerInnen bekommen das Geld, wenn feststeht wieviele Kurse sie haben, gleich zu Beginn des Semesters überwiesen. Am Ende bietet sich eine kurze Evaluation an. Insbesondere kann man auch gleich fragen, wer im kommenden Semester weitermachen will. Sowohl LehrerInnen als auch SchülerInnen freuen sich über eine Bestätigung. „Sprachkurspartys“ mit allen SchülerInnen und LehrerInnen sind auch immer sehr beliebt.

Mögliche Problembereiche:

Man muss sich über die Wirkung des Angebots in der Universität klar sein. Ziel sollte in keinem Fall sein, eine Rechtfertigung dafür zu bieten, dass die regulären und kostenlosen Kurse gestrichen werden. Problematisch kann auch die finanzielle Abwicklung werden. Selbst wenn man eine Art Vertrag unterschreiben lässt, hat man faktisch doch fast nichts in der Hand, um wirklich eine Zahlung zu gewährleisten. Schwierig ist natürlich auch immer, dass Angebot und Nachfrage in den wenigsten Fällen zueinander passt.

Weiterführende Überlegungen:

Möglich ist in dieser Art und Weise auch Semesterferienkurse anzubieten. Unter Umständen kann man überlegen, ob man das Projekt ausweitet und z.B. auch außerhalb der Universität LehrerInnen sucht, indem man beispielsweise mit Flüchtlingsinitiativen zusammen arbeitet. Die Sprachkurse können auch durch ein Begleitprogramm erweitert werden. In Jena gab es beispielsweise Länderabende, bei denen die LehrerInnen dann in größerem Rahmen über ihr Land berichtet haben.