Seit einigen Wochen, genauer seit dem 12.7.2006, dem Tag als die Senatssitzung Studiengebühren beschlossen hat, wird die Uni Bielefeld von Brandanschlägen heimgesucht. Schon die Sitzung wurde nicht nur von Studierenden mit Lautsprechern auf dem gegenüberliegenden Flachdach gestört, sondern auch von ständigen Feueralarmen wegen Bränden auf den Toiletten.
Studierende versuchten außerdem den Tagungsraum zu stürmen, das Präsidium konnte aber kurz vor dem Durchbruch noch die Stimmzettel einsammeln. Das Ergebnis wird vom AStA trotzdem angefochten, da das Sicherheitspersonal zwei studentischen Senatoren der Zugang verweigert hat. Allerdings wurde bei dem entstandenen Gerangel einem Sicherheitsdienstler ein Generalschlüssel abgenommen: den Studierenden standen damit alle Türen offen, da die ca. 10.000 Schlösser nicht so schnell gewechselt werden können und dieser Wechsel außerdem etwa 900.000 Euro kosten wird.
In den darauf folgenden Wochen kam es immer wieder zu kleineren Bränden in Toiletten und in das Büro eines Professors der auch Senatsmitglied ist wurden Kuhfladen gekippt. Nun wurde allerdings das Privatauto vom Uni-Rektor angezündet und die Polizei verdächtigt auch hier die GebührengegnerInnen.
Ein Bielefelder Gebührengegner sieht den Frust über die Erfolglosigkeit der Proteste als Grund für die Eskalation: in den letzten Jahren wurde stets versucht mit friedlichen und freundlichen Aktionen auf die Politik einzuwirken – sie wurden aber lediglich belächelt und ignoriert. Allerdings sieht er auch die Gefahr, dass sich die aktiven Studis spalten, und dass die militanten Aktionen vor allem jüngere Studis ohne politische Erfahrung abschrecken werden.
Eine unmittelbare Folge war, dass die Polizei eine Belohnung von 6.000 Euro ausgesetzt hat und die Sicherheitsdienste verstärkt wurden. Auch in Münster wurden in den vergangenen Wochen Brände auf dem Campus gelegt – in beiden Städten ermittelt nun der Staatsschutz. (pj)