Berlin (fzs). Mit Bestürzung reagiert der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) auf die gerade erschienene Untersuchung zu Gesundheit und Arzneigebrauch von Studierenden. Die Techniker Krankenkasse hat die Arzneimittelverordnungen der bei ihr versicherten Studierenden analysiert sowie über 3000 Studierende aus NRW nach ihrem Gesundheitszustand befragt. Danach gehen die Studierenden deutlich seltener zum Arzt als gleichaltrige Berufstätige, allerdings nur in den Bundesländern mit den niedrigsten Durchschnittseinkommen. In Berlin und Brandenburg ist der Unterscheid auffallend groß. In den Bundesländern, in denen die Einkommen höher sind, nehmen die Studierenden medizinische Hilfe in gleichem Maße in Anspruch wie ihre Altersgruppe. „Die Studierenden sparen sich die Praxisgebühr, weil sie das Geld woanders dringender brauchen. Das Gesundheitssystem spart sie kaputt“, beschreibt fzs-Vorstandsmitglied Florian Hillebrand die Situation.
Aber nicht nur die gesundheitliche Versorgung der Studierenden gibt Anlass zur Sorge. Antidepressiva werden bei Studierenden wesentlich häufiger verschrieben als bei vergleichbaren Altersgruppen. Insbesondere die höheren Altersgruppen der Studierende weisen ungewöhnlich hohe psychische Belastungen auf. Die Studierenden nennen vor allem Stress und schlechte Bedingungen an den Hochschulen als Probleme. „Die Studienbedingungen sind schlecht. Organisatorisches Chaos, Überlast im Studium und gleichzeitig für den Lebensunterhalt arbeiten ist für viele Studierende zu viel“, erläutert fzs-Vorstandsmitglied Regina Weber. „Dazu passt, dass die Studentenwerke immer mehr Bedarf an psychosozialer Beratung bemerken. Es muss dringend etwas geschehen.“ Für den fzs ist die Mehrfachbelastung der Studierenden der Hauptgrund dieser schlimmen Befunde. Zwei Drittel der Studierenden müssen arbeiten, um sich finanziell über Wasser zu halten. „Ein voller Vorlesungsplan, Job und die nächsten Prüfungen, da ist man schnell bei einer 80-Stunden Woche. Lange hält das niemand durch“, so Weber. Aus Sicht der Studierendenvertretungen muss die finanzielle Situation der Studierenden deutlich sicherer werden. Auch die vielerorts enormen Prüfungsbelastungen, die mit der Studienreform Einzug in die Hochschulen gehalten haben, müssen auf ein vertretbares Maß reduziert werden. Wenn niemand mehr gezwungen ist, parallel zum Vollzeitstudium arbeiten zu gehen und nicht alle paar Woche Prüfungen schreiben muss, geht auch die psychische Belastung spürbar zurück, ist sich der fzs sicher.