Berlin (fzs). Am heutigen Tag finden im ganzen Bundesgebiet SchülerInnenstreiks statt. Die Proteste richten sich unter anderem gegen das dreigliedrige Schulsystem, den maroden Zustand und mangelhafte technische Ausstattung der Schulen sowie gegen die zunehmende Privatisierung im Bildungsbereich.
Hierzu erklärt Bianka Hilfrich, Mitglied des fzs-Vorstands: „Die Unterfinanzierung des deutschen Bildungssystems betrifft bei Weitem nicht nur die Hochschulen. Sie ist auch im Schulbereich tagtäglich bittere Realität. Interessant ist hierbei die Verteilung der Gelder. Während Deutschland für den Primar- und Sekundarbereich I 3% bzw. 2% des BIP pro Kopf weniger aufwendet als der OECD-Durchschnitt wird für den Sekundarbereich II, also die gymnasiale Oberstufe oder vergleichbare Bildungsgrade tiefer in die Taschen gegriffen. Hier übersteigen die Pro-Kopf-Ausgaben den OECD-Durchschnitt um 9%. Die Spitzenförderung, zum Leidwesen der Breite, beginnt demnach bereits an Schulen.“
Besonders kritisch sieht der fzs das Festhalten am mehrgliedrigen Schulsystem. „Die politisch Verantwortlichen müssen ihren verstaubten Standesdünkel endlich aufgeben. Deutschlands selektives Bildungssystem muss aufgebrochen werden. Eine Schule, in der alle Schülerinnen und Schüler möglichst lange gemeinsam lernen ist daher unumgänglich,“ fährt Bianka Hilfrich fort. Im Schuljahr 2006/07 waren gerade einmal 3,3% der SchülerInnen auf einer Gesamtschule angemeldet.
Der Bildungsgipfel der Kanzlerin im vergangenen Monat hatte zur Lösung der drängenden Probleme, gerade finanzieller Art, keine Ergebnisse gebracht. Der studentische Dachverband fordert in der Diskussion um die Finanzierung des Bildungssystems keinesfalls Schulen und Hochschulen gegeneinander auszuspielen. „Die Politik darf nicht auf die so genannte demographische Dividende schielen um klammheimlich Gelder von den Schulen abzuziehen. Die Schulen haben zusätzliche Mittel nötig, die staatliche Bildungsfinanzierung muss insgesamt ansteigen,“ so Florian Keller, ebenfalls Mitglied des fzs-Vorstands.
Der studentische Dachverband betont, dass Verbesserungen im Schulbereich mit Veränderungen der Lehramtsausbildung einhergehen müssen. „Dabei ist wohl durchdachtes Handeln gefragt – die bloße Forderung nach mehr Praxis im Lehramtsstudium löst noch keine Probleme. Wichtige Lerneffekte für den späteren Beruf ergeben sich erst dann, wenn Praxisanteile sinnvoll mit den theoretischen Studienanteilen verzahnt werden“ so Bianka Hilfrich.
Auch darf die Lehramtsausbildung nicht mehr als Steinbruch für Kürzungsmaßnahmen im Hochschul- und Schulbereich missbraucht werden. „Es ist unredlich, dass einige Länder Praxisanteile und den Einstieg in den Lehrberuf oftmals als preiswerte Möglichkeit nutzen, Unterrichtsausfall zu vertuschen oder bezahlte Praxisanteile wie das Referendariat zu verkürzen. Praxisanteile müssen entlohnt werden. Die Studierenden leisten schließlich gute Arbeit und werden zugleich durch zusätzliche Kosten belastet,“ verdeutlicht Florian Keller.
Der fzs fordert die Studierenden auf, sich an den zahlreich stattfindenden Demonstrationen im ganzen Bundesgebiet zu beteiligen. „Genau so, wie Schülerinnen und Schüler regelmäßig auf der Seite der Studierenden gegen Studiengebühren demonstrieren, geht es heute von unserer Seite darum, zu zeigen dass uns die Bildung der nächsten Generation am Herzen liegt,“ so Florian Keller abschließend.
Weitere Informationen zum bundesweiten SchülerInnenstreik finden sie unter: www.schulaction.org/