Bildungsbericht 2012: Abbruchquoten seit Bologna deutlich höher und zukünftig großer Mastermangel

Erik Marquardt, fzs-Vorstandsmitglied erläutert die Ergebnisse des Berichts:
„Laut Bildungsbericht 2012 fehlen in den kommenden Jahren 300.000 Studiermöglichkeiten. Die Abbruchquoten sind deutlich gestiegen. Es ist erschütternd, dass diese Situation als „Erfolg“ verkauft wird. Im Jahr 2010 gab es 111.000 Bachelorabschlüsse. Das entspricht einer Absolvent*innenrate von 70%. Davon wollen laut Bildungsbericht 80% ein Masterstudium beginnen. Im letzten Jahr haben über 500.000 Menschen ein Studium begonnen. Damit steigt der Bedarf an Masterstudienplätzen um mehr als das Dreifache auf 290.000, während die Kapazitäten nicht deutlich steigen werden. Die Bachelorstudierenden befinden sich also vielfach in einer Sackgasse. Die Bologna-Reform sollte eine Erhöhung der Erfolgsquote bewirken. Die Abbruchquoten sind allerdings erschreckend. Während in den 10-semestrigen Studiengängen ein Viertel der Studierenden das Studium abbrach, liegt die Quote an Universitäten bei 6-semestrigen Bachelorstudiengängen bei 35%. Das ist kein Erfolg, das ist ein Armutszeugnis. Wir müssen nun durch verstärkte Kooperation zwischen Bund und Ländern und eine hohe Priorität für Bildung diese Missstände beheben, anstatt uns mit „Exzellenz“ zu schmücken.“

Salome Adam, ebenfalls fzs-Vorstandsmitglied ergänzt abschließend:
„Der Bildungsbericht vedeutlicht, dass Bachelorabschlüsse momentan zu prekärer Beschäftigung führen. Universtitätsbachelor verdienen 26% weniger als Absolvent*innen der herkömmlichen Abschlüsse. Positiv ist allenfalls, dass inzwischen über 50% der Absolvent*innen Frauen sind. Auch der deutliche Anstieg der Studierendenzahlen ist erfreulich, die Infrastruktur muss jedoch mitwachsen. Eine Verkürzung der Studienzeit kann nur über eine stärkere Betreuungsintensität, Studienberatung und qualitativ hochwertige Lehre erreicht werden – nicht jedoch durch zwanghafte Repressionsinstrumente, die an die sogenannte „Regelstudienzeit“ gekoppelt werden. Zudem ist weiterhin die höchste soziale Selektivität westlicher Industrieländer zu verzeichnen. Von 100 Akademiker*innenkindern beginnen 77 ein Studium. Wenn die Eltern einen Hauptschulabschluss haben, sind es nur 13 von 100 Kindern. Es hilft uns nicht, in Sonntagsreden Blumensträuße für angebliche Erfolge zu überreichen. Wenn Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zugunsten von Prestige, Reputation und Exzellenz in den Hintergrund treten, ist etwas faul in der „Bildungsrepublik“.“