Freude hält sich in (nationalen) Grenzen: Happy Birthday Kaltland

Alljährlich wird der Bezug auf die sogenannte deutsche Wiedervereinigen zum Anlass genommen das Konstrukt „Deutschland“ in ein glorreiches Licht zu rücken. Dabei werden grundlegende Probleme, z.B. soziale Ungerechtigkeit und strukturelle Diskrimierungen, fröhlich ignoriert und ein „wir“ gefeiert. Doch jedes „wir“ bedeutet auch ein „die anderen“.

Sandro Philippi, Mitglied im Vorstand des fzs kritisiert den so transportierten Nationalismus der Einheitsfeierlichkeiten:
„Die Einheitsfeierlichkeiten dienen dazu, ein verherrlichendes Bild von der eigenen Nation herzustellen. Dabei wird eben nicht bloß die „Wiedervereinigung“ von Freund*innen, Familien und Bekannten gefeiert, die zuvor von einer Mauer getrennt waren. Es werden neue Grenzen und Ausschlüsse gefeiert, die nun ein größeres Gebiet umfassen. Denn die Selbstbezeichnung „deutsch“, der Zugang zu dem Territorium dieses Staates bleibt exklusiv und elitär. Das liegt am nationalen Konzept an sich. Spätestens an staatlichen Grenzen zeigt sich, dass der Tod von Menschen für dieses nationale Kollektiv in Kauf genommen wird. Da gibt es nichts zu feiern!“

Ben Seel, ebenfalls Vorstandsmitglied, erläutert weiter:
„Der Titel „Grenzen überwinden“ ist zynisch. Die Herrschenden feiern den Fall von Grenzen vor 25 Jahren, während sie gleichzeitig neue Grenzzäune und Kontrollen um Europa bauen. Inzwischen finden sich sogar wieder Grenzen in Europa: In Ungarn, das vor 25 Jahren im Zentrum der Grenzöffnung stand, verteidigen heute Panzerfahrzeuge mit Erlaubnis von Waffengewalt die Grenze gegen Flüchtende. Selbst innerhalb der EU herrschen wieder Abschottung und Grenzkontrollen.“

Mandy Gratz, ebenso Mitglied im fzs-Vorstand, führt die Kritik weiter aus:
„Wer Deutschland feiert, feiert das gleiche Konzept wie diejenige, die täglich rassistisch motivierte Gewalt verüben. Dafür gibt es einen Grund: Die Kategorie Nation grenzt aus. Diese Ausgrenzung ist theoretisch und erfahrungsgemäß rassistisch. Die Überhöhung und Mystifikation einer sozial hergestellten Gemeinschaft bedeutet logisch die Abwertung anderer Menschen. Sie wird durch die Inszenierung einer Willkommenskultur verschleiert, die letztlich auch nur dort erwünscht ist, wo sie das Deutschsein aufwertet. Es gibt keine überwundenen Grenzen zu feiern, es gilt nach wie vor sie einzureißen!“

„Wir leben in einer Zeit, in der nahezu täglich Anschläge auf Geflüchtetenunterkünfte verübt werden. Grenzen werden geschlossen und das Recht auf Asyl weiter eingeschränkt wird. Die deutsche Politik ruht sich darauf aus, dass Freiwillige den Geflüchteten dort helfen, wo der deutsche Staat versagt und sich verweigert. Zusätzlich fallen Politiker*innen aus den regierungsbildenden Parteien mit rassistischen Äußerungen auf. Die Einheitsfeierlichkeiten sind für alle Menschen ein Schlag ins Gesicht, die sich für Geflüchtete einsetzen. Deswegen rufen wir dazu auf, gegen diese Heuchelei zu protestieren!“, schließt Marie Dücker, Vorstandsmitglied im fzs.

Aufruf der Gruppe Kritik und Praxis Frankfurt: www.grenzenueberwinden.de/

Kontakt:

Sandro Philippi – – 0178- 2324494
Ben Seel – – 0151-20942563
Mandy Gratz – – 0151-16807671
Marie Dücker – – 0157-72532231