Wir fordern die Bundesregierung und die Regierung von Rheinland- Pfalz auf, das stillgelegte Atomkraftwerk Mühlheim- Kärlich nicht wieder in Betrieb zu nehmen.
Die Stillegung vor nunmehr neun Jahren hat zu keinem Zeitpunkt zu Energieeng-pässen gefährt. Diese sind auch in Zukunft nicht zu erwarten. Es ist allgemein bekannt, dass im europäischen Verbundnetz zuviel Strom angeboten wird.
Das Atomkraftwerk Mühlheim- Kärlich war zum Zeitpunkt der Erteilung der neuen ersten Teilgenehnügung im Jahre 1990 längst nicht mehr auf dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik. Das Konzept dieses Druckwasserreaktors ist hoffnungslos und irreparabel veraltet. Sicherheitsrelevante Anlagenteile wie Reaktordruckbehälter, die Dampferzeuger, die Konzeption des Primärkreislaufes und die Werkstoffqualität des Sicherheitsbehälters und der Rohrleitungen werden heutigen Anforderungen in keiner Weise gerecht. Bei einem Kernschmelzunfall im Reaktor von Mülheim- Kärlich muss damit gerechnet werden, dass bereits wenige Stunden nach Unfallbeginn mehr als die Hälfte des leichtflüssigen, radioaktiven Inventars in die Umgebung freigesetzt wird – das ist sogar noch mehr als beim Tschernobyl-Unfall. Die dadurch hervorgerufenen Schäden würden eine unabsehbare Katastrophe für das gesamte Neuwieder Becken bedeuten und weit über die Region hinaus wirken.
Das Risiko eines Unfalls erhöht sich durch den extrem ungünstigen Standort: das Atomkraftwerk Mühlheim- Kärlich wurde genau auf einem alten Vulkanschlot, im Bereich einer Erdspalte und einem Gebiet häufiger Erdbeben gebaut. Die im Falle eines Unfalls nachteilige Kessellage und die hohe Bevölkerungsdichte machen wirksamen Katastrophenschutz unmöglich.
Das Atomkraftwerk Mühlheim- Kärlich ist ein modifizierter ‚Harrisburg Reaktor Typ‘, der wegen seines besonderen Risikos in mehreren Staaten der USA stillgelegt worden ist. Die Risiken dieses Atomkraftwerks sind der Bundesregierung bekannt. Wir wenden uns mit diesem Appell auch an die Öffentlichkeit, damit die Verantwortlichen einer möglichen Wiederinbetriebnahme später nicht behaupten können, sie hätten von den technischen Risiken und den gesundheitlichen Gefahren für Menschen, Fauna und Flora nichts gewußt.
Wir fordern die sofortige und endgültige Stillegung des AKW Mühlheim- Kärlich und eine wirkungsvolle Förderung der erneuerbaren Energien.
Beschlossen auf der 8. MV in Wilhelmshaven, November 1997