Schmalspurstudium für alle

BONN. Der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) und das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) kritisieren die jüngsten Forderung der Grünen nach generellen Studiengebühren für das Masterstudium auf das schärfste. „Nachdem die SPD mit nachlaufenden Studiengebühren liebäugelt, kippen nun auch noch die Grünen“, kritisiert Colin Tück vom Bundesvorstand des fzs. Die Grüne Landtagsfraktion Baden-Württemberg ist am Mittwoch mit diesem Vorstoß an die Öffentlichkeit getreten.

Das „Studien-Credit-Modell“ sieht ein Studienguthaben für ein Bachelor- und Masterstudium vor. Dabei können die Credits im Bachelor-Studium gebührenfrei verwandt werden, während im Master-Studium pro Credit eine „Eigenbeteiligung“ von 20 EUR vorgesehen ist. Damit wird das Master-Studium voll gebührenpflichtig. Ein gesamtes Master-Studium würde somit mindestens 2400 EUR kosten. Das Modell wurde u.a. vom Kölner Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) entwickelt.

„Die Grünen behaupten, dass sie durch die Gebührenfreiheit des Bachelor Studierende aus sozial schwachen Schichten nicht am Studium hindern. Das stimmt, ist jedoch zu kurz gedacht. Es ist doch klar, was ein gebührenpflichtiges Masterstudium bedeutet: Schmalspurstudium für alle, einen Masterabschluß gibt´s nur für die, die es sich leisten können“, bemängelt Klemens Himpele, Geschäftsführer des ABS. Die „Eigenbeteiligung“ im Master-Studium muss nach dem Studium in Raten zurück gezahlt werden und unterscheidet sich dadurch faktisch nicht von nachlaufenden Studiengebühren. „Dass die Grünen in diesem Maße soziale Selektionsmechanismen etablieren wollen, ist erschreckend“, so Himpele weiter.

Das Modell sieht darüber hinaus vor, dass die Höhe der finanziellen Mittel für Hochschulen abhängig sind von den eingelösten Krediten, also von der Zahl der Studiereden. Befürworter des Modells, wie die Grünen, wollen so die Qualität der Lehre steigern. Die Hochschulen müssen mit ihrem Lehrangebot in Konkurrenz treten und um Studierenden werben, so das Argument. fzs und ABS halten diese Einschätzung für verfehlt. „Kreditpunktesysteme orientieren sich am Lernaufwand der Studierenden und nicht am Aufwand der Hochschulen. Dadurch werden möglichst große Frontal-Lehrveranstaltungen für Hochschulen finanziell lukrativ“, so Tück. „Das Kreditpunktesystem wird nur dazu führe, dass sich die Hochschulen durch verstärktes Marketing möglichst attraktiv darstellen. Mit einer besseren Lehrqualität hat das beim besten Willen nichts zu tun“, erklärt Himpele abschließend.