Tagung zu (R)echten Eliten

Programm:

10 – 12.30 Uhr Einleitung: Zur männerbündischen Verfasstheit von Hochschule und Gesellschaft (Dr. Birgit Seemann – Frankfurt/Main) Dimensionen des Elitebegriffs (Prof. Dr. Morus Markard – Berlin)

12.30 – 13.30 Uhr: Mittagspause

13.30 – 16 Uhr Hauptteil:

Block A: Männlichkeitsbilder Rechte Männlichkeitsbilder (Gruppe dissident – Marburg) Ritual, Gewalt und Männlichkeit (Marian Füssel, Münster) neoliberale Männlichkeiten (N.N.)

Block B: Elite konservative Bildungselite (Dr. Stephan Peters – Lyon) ideologiepolitische und bildungsökonomische Funktion des Elitenmotivs (Torsten Bultmann – Bonn) Wissenschaftliche Elite oder elitäre Wissenschaft? Wettbewerb, Leistungsdenken und Elitenauslese in der Wirtschaft (Robert Erlinghagen)

Block C: rechte Institutionen Studienzentrum Weikersheim (Jörg Kronauer – Köln) rechtsextreme Tendenzen in Verbindungen (Gerhard Schäfer) Zeitung „Junge Freiheit“ (DISS – Duisburg)

16.00- 16.30 Kaffeepause

16.30 – 18.30 Uhr: Abschlusspodium: Wie einflussreich ist antiegalitäres Denken im gesellschaftlichen Kontext? VertreterIn des DISS – Duisburg Dr. Alexandra Kurth Harald Pittel (fzs) N.N.

(R)ECHTE ELITEN – Männerbünde, studentische Verbindungen und anti-egalitäres Denken in Hochschule und Gesellschaft Alle statistischen Erhebungen kommen zu dem gleichen Ergebnis: In höheren Positionen von Wissenschaft, Politik und auch der Wirtschaft finden sich weit weniger Frauen als Männer. Durch jahrzehntelange feministische Kritik an männerbündischen Strukturen und das Erkämpfen von Gleichstellungsregelungen hat sich der Ausschluss von Frauen aus Spitzenstellungen zwar verringert, aber ist bei Weitem noch nicht beseitigt. Nicht nur in rechten Kreisen hält sich nach wie vor der Mythos von Interessens- und „Wesens“-unterschieden zwischen den Geschlechtern. Statt den Ausschluss von Frauen aus der gesellschaftlichen Elite auf vermeintlich natürliche Differenzen zurückzuführen, muss die männerbündische Verfasstheit der Gesellschaft und ihrer Institutionen ins Blickfeld genommen werden.

Hierbei stellen studentische Verbindungen am deutlichsten dar, wie männerbündische Prinzipien funktionieren. Auch wenn es einige wenige Verbindungen gibt, die Frauen aufnehmen, bleiben klassische geschlechtsspezifische Rollen-vorstellungen bestehen. Verbindungen reproduzieren nicht nur biologistische Festschreibungen in Bezug auf Geschlechterverhältnisse, sondern auch auf essentialistische Vorstellungen von Nationalität, Kultur oder „Rasse“.

Unhinterfragte Traditionen, konservative Grundeinstellung, das Lebensbundprinzip, Elitebewusstsein und ausgeprägter Autoritarismus sollten ebenso in die Kritik genommen werden. Korporationen treten mit dem Anspruch auf, zukünftige Eliten heranzubilden und die Verbandsbrüder durch Protektionsmechanismen in führende Positionen von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu bringen.

Die Kritik sollte aber nicht nur an Verbindungen, Männerbünden und Elitenvorstellungen formuliert werden, sondern sie auch in den Kontext gesellschaftlicher Zusammenhänge stellen. In diesem Zusammenhang erscheint es angebracht, einen Blick auf die Bildungseinrichtungen und die Rekrutierungsmechanismen von Eliten zu werfen und Elitekonzepte kritisch zu hinterfragen. Sozialdemokratische Bildungskonzeptionen gehen davon aus, dass die „Besten“ aus der „Masse“ zur gesellschaftliche Elite werden. Dazu wird allenthalben der Mythos von der Leistungselite beschworen. Die Diskussion über die Einführung von sogenannten Eliteuniversitäten zeigt, dass im gesellschaftlichen Mainstream der Konsens herrscht, dass Eliten gebraucht werden. Außerdem wird die Überzeugung geteilt, dass der soziale Aufstieg in die renommiertesten Positionen für jeden und jede möglich wäre.

Jedoch ist empirisch nachgewiesen, dass sich Kinder aus höheren Schichten überproportional häufig in den Führungsetagen finden. So ist zu fragen, ob es nicht doch auf dieses „gewisse Etwas“ ankommt. Der Untersuchung dieses „Etwas“ wollen wir die diesjährige Tagung widmen. In verschiedenen Blöcken soll neben der männerbündischen Verfasstheit von Hochschule und Gesellschaft den Gründen für die Popularität eines „bestimmten Gestus der Männlichkeit“ nachgegangen werden. Es wird die Frage zu klären sein, ob Verbindungen noch bedeutende Organisationen sind, die gesellschaftliche Eliten hervorbringen.

Die Tagung soll Raum geben, einen Blick auf die rechte, akademische Elite und ihre Institutionen zu werfen. Wie einflussreich sind die anti-egalitären Ideologien, die von studentischen Verbindungen und Institutionen der neuen Rechten hervorgebracht werden? Die Tagung am 3. Juli 2004 in Marburg will jenen WissenschaftlerInnen ein Forum bieten, die sich kritisch mit Männerbünden und Eliten(-rekrutierung) auseinandersetzen. Dort sollen sie die Möglichkeit erhalten, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren und sie gemeinsam zu diskutieren. Der Kongress will jedoch auch kritisches Wissen zu diesen Themen vermitteln, Forschungen anregen und richtet sich deshalb an alle Interessierten.

VeranstalterInnen: AStA der Universität Marburg, AStA der Universität Giessen, freier zusammenschluss der studierendenschaften (fzs), Gruppe dissident, Demokratische Linke an der Uni Giessen, Projekt Konservatismus und Wissenschaft e.V.

UnterstützerInnen: Arbeitsgemeinschaft für gewerkschaftliche Fragen (AgF), Linke Fachschaft 03 (LiFa03)

Kontakt und Informationen: e-mail: www.p-kw.de

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Für Verpflegung muss selber aufgekommen werden. Wer eine Unterkunft benötigt, kann sich für weitere Hinweise bei der e-mail-Adresse melden.

Anfahrt: Bahn: stündliche Zug-Verbindung von Kassel und Frankfurt/Main. Vom Bahnhof mit dem Bus zum Rudolfsplatz, von dort 200 Meter zurück in die Biegenstraße – Hörsaalgebäude der Uni. Auto: B3, Abfahrt Marburg Mitte, Richtung Innenstadt, über Erlenring, Lahn überqueren, nun rechts über Rudolfsplatz in die Biegenstr., dort erste rechts, Wolffstr., Parkplatz Uferstraße. Zu Fuß zurück, Biegenstr. überqueren – Hörsaalgebäude der Uni.

Spenden für die Tagung: Projekt Konservatismus und Wissenschaft e.V., Bankverbindung: Sparkasse Marburg-Biedenkopf BLZ 533 50000 Konto-Nr. 110 101 48, Stichwort: Tagung (Spenden sind steuerlich absetzbar) Abends: Sommerfest des Collegium Gentium (CG), Gutenbergstr. 18/Marburg