Newsletter Frauen- und Geschlechterpolitik Oktober 2007

1. Bundeshaushalt 2008 – mehr Geld für Familienpolitik

Dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wird 2008 rund eine Milliarde Euro mehr Geld zur Verfügung stehen als im laufenden Jahr; die Mittel sind vor allem für das Elterngeld bestimmt. Dem Koalitionspartner und der Linkspartei kommen gleichstellungspolitische Maßnahmen allerdings zu kurz. Die frauenpolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, Christel Humme, kritisierte die mangelnde Finanzausstattung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, von der sie mehr Engagement für die Lohngerechtigkeit erwartet. Arbeitsfähig sei die Stelle aber nur, wenn anstatt der eingeplanten 2,8 Millionen Euro die im Gleichbehandlungsgesetz vorgesehenen 5,6 Millionen Euro bereitgestellt werden, unterstrich Humme. Für Gleichstellungspolitik sind nach Auskunft des BMFSFJ wie im Vorjahr 11,2 Millionen Euro vorgesehen, die unter dem Posten “ Aufgaben der Familien- und Gleichstellungspolitik sowie für ältere Generationen“ zusammengefasst sind. Ein Teil des Geldes soll in rund 80 lokale Infobörsen fließen, die etwa mittels Broschüren über Themen wie Chancengleichheit oder Gewalt gegen Frauen informieren sollen. Nach Ansicht der kinderpolitischen Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Diana Golze, wäre das Geld in einem Programm für Berufsrückkehrerinnen nach der Elternzeit weitaus sinnvoller angelegt.

(Quelle: ZWD Frauen, Gesellschaft und Politik, Printausgabe 247/September 2007, S. 2)

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2. Gender@Wiki sucht Artikel

Der Gender@Wiki e.V. lädt ein, sich am 2. Call for Articles bis zum 15. Dezember 2007 zu beteiligen.

Was ist der neue Feminismus? Was wären die Gender und Queer Studies ohne Judith Butler? Aber wer ist sie eigentlich und vor allem was hat sie geschrieben, das die Frauenforschung ,ins Wanken‘ brachte? Was ist Frauenforschung überhaupt? Und was hat es eigentlich mit den Gender Studies auf sich? Artikel hierzu sowie zu vielen anderen Themen wünschen wir uns für das Gender@Wiki. Damit uns das gelingt und das Wiki weiter wächst, rufen wir nun den 2. Call for Articles aus. Wir suchen Menschen, die im Gender@Wiki (www.genderwiki.de) einen neuen Lexikonartikel zum Thema ihrer Wahl anlegen möchten. Und da das Gender@Wiki nach den Wikiprinzipien funktioniert, richtet sich der Call an alle Menschen, die ihr Wissen einbringen möchten.

Alle Artikel sollen sich thematisch mit queeren, feministischen, genderrelevanten Inhalten auseinandersetzen. Es ist möglich, Artikel zu Begriffen, Personen, Einrichtungen sowie Ereignissen anzulegen. Wichtig für das Erstellen der Artikel ist der Nachweis der Quellen und die genaue Angabe von Zitaten.

Die Artikel sollten bis zum 15.12.2007 eingearbeitet sein. Eine erste Hilfe für Einsteiger_innen bieten die eingerichteten Hilfeseiten.

Ab dem 16.12.2007 rufen wir für alle Nutzer_innen des Gender@Wiki auf einzelne Artikel (Seiten für Artikelvorschläge) als besonders gelungen vorzuschlagen. Aus den vorgeschlagenen Artikeln wählt eine Jury des Gender@Wiki e.V. die besten drei Artikel aus. Als Preise winken Büchergutscheine in Höhe von 50,00 €.

Solltest du jetzt noch nicht den Impuls verspüren einen eigenen Artikel anzulegen, dann bereichere doch einfach die bestehenden Artikel mit deiner Perspektive. Für Fragen zum Call stehen wir gern zur Verfügung.

Das Gender@Wiki soll als ein virtueller Diskussionsraum bzw. als Onlineplattform eines Kommunikationsnetzwerkes genutzt werden, in dem der Austausch von Fachinformationen unter Berücksichtigung der für die Geschlechterforschung zentralen Kennzeichen (Kategorie Geschlecht, Inter- bzw. Transdisziplinarität, Wissenschaftskritik, Wissenstransfer in die Praxis) möglich ist. Die Herausforderung dieses Projekts liegt also darin, aktuelle Informationen und Entwicklungen schnell und ohne große Vorkenntnisse von allen Interessierten in das Wiki einarbeiten und ändern zu können. Hier liegen die Chancen für die Gender Studies, die sich durch Transdisziplinarität und durch die Berücksichtigung von Perspektiven und verschiedensten Methoden auszeichnen. Seit dem Start 2006 sind bei Gender@Wiki 94 Artikel erstellt worden.

Hier geht’s zu Gender@Wiki

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3. Regierung will Frauen besser schützen

Die Bundesregierung hat den zweiten Aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen vorgestellt. Laut Aktionsplan II sollen Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen und Fachberatungsstellen im Bereich Frauenhandel und Gewalt im Migrationsprozess bundesweit stärker vernetzt werden, da Studien und Rückmeldungen aus der Praxis zeigen, dass verstärkte Kooperationen zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen in den letzten Jahren zu einer verbesserten Interventionspraxis geführt haben. Weiterhin prüft die Bundesregierung, eine bundesweite Notruftelefonnummer einzurichten, die bei jeder Form von Gewalt gegen Frauen berät und vermittelt. Ob es sinnvoll ist, eine weitere Nummer neben der Telefonseelsorge oder der „Nummer gegen Kummer“ zu etablieren, steht noch zur Diskussion.

Einen weiteren Schwerpunkt des Aktionsplans II bildet eine möglichst früh ansetzende Prävention. Denn wenn Kinder und Jugendliche Gewalt erfahren, ist die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, dass sie im späteren Leben zu Opfern oder TäterInnen werden. Um gefährdete Kinder frühzeitig zu erkennen und zu fördern, soll die Kooperation zwischen Schulen und Jugendämtern intensiviert werden. In einem Berliner Modellprojekt wird eigens dafür entsprechendes Fachpersonal qualifiziert.

Für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund gibt es demnächst ein erweitertes Online- Beratungsangebot. Es dient zur Information der Betroffenen, aber auch des Freundeskreises, der professionellen Helfer und Helferinnen. In Integrationskursen wird Gewalt gegen Frauen künftig speziell thematisiert. Insbesondere MultiplikatorInnen und Respektspersonen unter den MigrantInnen sollen für die Problematik sensibilisiert werden.

Wie bereits im ersten Aktionsplan 1999 sind auch im Aktionsplan II spezielle Weiterbildungen für niedergelassene ÄrztInnen vorgesehen, um ihren Blick für Ursachen von Verletzungen zu schärfen und sie auf den Umgang mit Misshandlungen vorzubereiten.

Insgesamt umfasst der Aktionsplan 133 Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt eine vom BMFSFJ in Auftrag gegebenen Studie aus dem Jahr 2004. 37 Prozent der befragten Frauen berichteten, dass sie bereits einmal in ihrem Leben körperliche Gewalt erfahren haben. Frauen osteuropäischer und türkischer Herkunft wurden deutlich häufiger Opfer von Gewalt als der Durchschnitt.

(Quelle: ZWD Frauen, Gesellschaft und Politik, Printausgabe 247/September 2007, Seite 20)

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4. PorNO-Kampagne der EMMA

Dies ist – nach dem Stern-Prozess 1978 und der PorNO-Kampagne 1988 – die dritte EMMA-Kampagne gegen Pornografie und die Pornografisierung von Medien, Mode und Kultur. Wie ist der Zusammenhang zwischen Pornokonsum und sexueller Gewalt? Was sagt die Wissenschaft? Was sagen die Kriminalstatistiken? Was die Männer – und was die Frauen? Dieses Dossier beginnt mit selbstkritischen Stimmen von Frauen – und endet mit sehr konkreten Tipps zum Handeln: Was tun! Pornografie ist…

Pornografie ist die Verknüpfung in Text oder Bild von sexueller Lust mit Lust an Erniedrigung und Gewalt (Es geht also bei der Kritik an Pornografie nicht um Kritik an Nacktheit, Erotik oder Sexualtität).

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5. EU: Frauenrechte auf dem Arbeitsmarkt im Blick

Am 27. September 2007 wurde im EU-Parlament der Bericht über die Gleichstellung von Frauen und Männern in der EU angenommen. Der Bericht zeigt auf, dass Langzeitarbeitslose zumeist weiblich, das Vereinbarkeitsproblem weitergehend ein Frauenproblem bleibt und die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen im Mittel immer noch 15 Prozent betragen.

Als Mütter und pflegende Angehörige sind Frauen oft in Teilzeit tätig und haben unterbrochene Erwerbsbiographien – beides mit negativen Auswirkungen auf Karrierechancen, Entgelt und Rentenansprüche. Die Mitgliedsstaaten werden aufgefordert konkrete Maßnahmen einzuleiten, um Ungleichbehandlung von Männern und Frauen zu bekämpfen sowie sich für geschlechtsneutrale Löhne einsetzen. Als ein Beispiel wird die gesamtgesellschaftliche Umlegung der Kosten für Mutterschutz und Elternzeit genannt.

Im Zusammenhang mit der Vereinbarkeitsproblematik wurde die Bedeutung eines gut ausgebauten Betreuungssystem hervorgehoben und Anstrengungen zum Ausbau des Betreuungsangebotes positiv bewertet. Einen Bericht über die Fortschritte in diesem Bereich will die Kommission 2008 vorlegen. Die weitgehende Abwesenheit von Frauen in den Naturwissenschaften, der Forschung und dem Ingenieurswesen führt der FEMM-Ausschuss (Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter) auf die immer noch vorhandenen Geschlechterstereotype im Bildungswesen zurück. Daher sei es notwendig ab dem frühesten Kindesalter Maßnahmen zur Bekämpfung geschlechterbezogener Klischees zu etablieren. Stereotype müssen aus Lehrplänen und Lehrbüchern verbannt werden – Lehrende und Studierende sollten sensibilisiert werden; Jungen und Mädchen angeregt werden, nichttraditionelle Bildungsmöglichkeiten zu nutzen.

(Quelle: ZWD Frauen, Gesellschaft und Politik, Printausgabe 247/September 2007, Seite 18)

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6. Geschlechtergerechtigkeit im Job – Bericht über Kongress der Hans-Böckler-Stiftung

Vor kurzem fand ein Kongress der Hans-Böckler-Stiftung zum Thema „Gleichstellung ohne Vereinbarkeit – Vereinbarkeit ohne Gleichstellung“ statt, auf dem über die ambivalente Situation der Frauen unter veränderten Bedingungen des Arbeitsmarktes diskutiert wurde. Hildegard-Maria Nickel, Professorin des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien der HU Berlin stellte eine Studien vor, in der sie zahlreiche Interviews mit großen Unternehmen zum Thema Gleichstellung durchführte und parallel selbst Daten erhob. Laut Aussagen der Führungsspitzen dieser Unternehmen, u.a. die Deutsche Bahn AG, gibt es bei ihnen keine Gleichstellungsprobleme mehr. Die Behauptung widerspricht allen empirischen Daten, diese zeigen deutlich, dass vor allem die oberen Etagen weiterhin männerdominiert sind.

Durch die verstärkte Flexibilisierung der Arbeit und die Individualisierung der Lebenswelt scheint das Projekt Geschlechtergerechtigkeit ins Stocken zu geraten. Auf Entwicklungen wie die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen regieren die Frauen sehr unterschiedlich. Ein Teil der Frauen nehmen die neuen, teuren Dienstleistungen in Anspruch und arbeiten hart dafür, der andere Teil der Frauen hingegen zieht sich ganz auf die Familie zurück. Die gewachsenen Ansprüche des Arbeitsmarktes machen es Frauen besonders schwer Familie und Karriere miteinander in Einklang zu bringen, daher verzichten viele Frauen entweder auf die Karriere oder die Familie. Laut Hildegard-Maria Nickel sollen die Veränderungen des Arbeitsmarktes auch positive Auswirkungen auf Frauen haben, da Eigenschaften wie Teamfähigkeit an Bedeutung für die Arbeitswelt gewinnen und diese in der weiblichen Sozialisation immer noch einen höheren Stellenwert haben als in der männlichen. Dies bezweifelt Karin Gottschall von der Universität Bremen. Ihre These lautet: Frauen besitzen derzeit mehr Aufstiegschancen, da sich sich bereitwilliger ausbeuten lassen. Bei einem Vergleich von sozialer Absicherung, Einkommen und Arbeitsstunden mit männlichen Kollegen ist eine enorme Selbstausbeutung weiblicher Angestellter festzustellen. Nickel weist darauf hin, dass sich Frauen oft freiwillig für aufopferungsvolle Jobs entscheiden, da sie in der Arbeit aufgingen.

Frauen, die es in höhere Positionen geschafft haben, wollen von Gleichstellungsfragen oft nicht mehr wissen, da sie nach ihrer Kompetenz und nicht nach ihrem Geschlecht beurteilt werden wollen. Sowohl die hohe Selbstausbeutungsbereitschaft als auch die Problematik, dass Frauen in höheren Postionen Gleichstellungsprobleme nicht thematisieren, sondern stattdessen nur die individuelle Leistung zur Erreichung von Gleichstellung betonen, gerät das Thema Geschlechtergerechtigkeit aus der Diskussion, die letzten Ende die gerechte Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit unter den Geschlechtern zum Ziel hat. In der Entwicklung, dass auch männlichen Arbeitnehmer dem Zeit- und Leistungsdruck nicht länger gewachsen sind, sieht Nickel eine Möglichkeit, dass sich neue Lebensentwürfe etablieren können, welche Bündnisse zwischen weiblichen und männlichen Ausgebeuteten denkbar machen und der Diskussion um Geschlechtergerechtigkeit und neue Arbeitsstrukturen neuen Wind geben könnten.

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7. BuKoF: Rückenstärkung für die Frauen in Wissenschaft und Forschung

Auf der Mitgliederversammlung der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten (BuKoF) an Hochschulen vom 17.-19. September 2007 wurde zahlreiche Beschlüsse zur besseren Unterstützung von Frauen in Wissenschaft und Forschung gefasst.

1. Geschlechterperspektive in der Medizin stärker berücksichtigen

Zukünftig soll bei medizinischer Forschung die biologischen und sozialen Unterschiede zwischen Frauen und Männern stärker berücksichtigt werden. Wenn die ForscherInnen nicht zwischen den Geschlechtern unterscheiden, soll die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) von den AntragstellerInnen den Nachweis verlangen, dass die Geschlechterperspektive für die gewählte Fragestellung nicht relevant ist. In den USA findet bereits seit 1993 geschlechtsspezifische Arzneimittelforschung statt.

2. Anteil von Forschungsgelder aus Hochschulpakt 2020 für Gleichstellungsmaßnahmen bereitstellen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft soll die Bewilligung von Forschungsgeldern mit der Auflage versehen, die Chancengleichheit von Frauen und Männern zu fördern. Die BuKoF schlägt vor, 40 Prozent der Mittel, die im Rahmen des Hochschulpaktes 2020 als Zuschlag zur Vollkostenfinanzierung von Forschungsprojekten vergeben werden, für Gleichstellungsmaßnahmen zu verwenden, die direkt in die geförderten Projekte integriert werden. Da viele etablierte und innovative Gleichstellungsprojekte durch das Auslaufen der Förderung durch das Hochschul- und Wissenschaftsprogramm (HWP) Ende 2006 gefährdet sind.

3. Gleiches Geld für gleiche Leistungen aushandeln

Die Tarifparteien werden aufgefordert, bei Gehaltsverhandlungen auf eine diskriminierungsfreie Arbeitsbewertung zu achten, damit frauendominierte Tätigkeiten gerecht vergütet werden. Sie sollen sich verpflichten, vor Abschluss der neuen Verträge zu prüfen, wie sich die vereinbarten Regelungen voraussichtlich auf Männer und Frauen auswirken. Zudem wird an die Tarifparteien appelliert, jährlich Statistiken zu erstellen, die zeigen, wie hoch die Differenz der Gehälter zwischen frauen- und männerdominierten Tätigkeiten ist.

4. Benachteiligte Frauen vor Gericht unterstützen

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) räumt Antidiskriminierungsverbänden das Recht ein, als Beistand von benachteiligten Personen in Verhandlungen aufzutreten, um die Betroffenen in psychisch stark belastenden Verfahren den Rücken zu stärken. Die BuKoF wird daher klären, ob und mit welchen Konsequenzen sie sich als Antidiskriminierungsverband im Sinne des Gesetzes definieren kann.

(Quelle: ZWD Frauen, Gesellschaft und Politik, Printausgabe 247/September 2007)

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8. Frauen holen bei der Internetnutzung auf

Immer mehr Frauen nutzen das Internet. In Deutschland sind 46,5 Prozent der UserInnen Frauen, geht aus der Sonderauswertung „Gender und Diversity“ des (N)ONLINER-Atlas 2007 hervor. Damit liegt die Differenz zwischen Frauen und Männern bei der Internetnutzung auf dem niedrigsten Niveau seit dem ersten Erscheinen der Erhebung im Jahr 2001.

Die repräsentative Auswertung beruht auf 50.000 Telefoninterviews, die das Marktforschungsinstitut TNS Infratest zusammen mit der Initiative D21 am 26. September in Schwerin vorgestellt hat. Insgesamt sind demnach 53,8 Prozent der Frauen online. Den Spitzenwert hält Berlin mit 60,9 Prozent, die Frauen im Saarland nutzen am seltensten das Internet (43,7 %). In den neuen Bundesländern sind außer in Mecklenburg-Vorpommern weniger als die Hälfte der Frauen im weltweiten Netz unterwegs. Im Westen und Mecklenburg-Vorpommern bilden die Onlinerinnen die Mehrheit. Das nordöstlichste Bundesland machte gegenüber der Befragung von 2006 im Vergleich der Bundesländer einen Sprung vom 15. auf den siebten Platz.

Laut der Studie gibt es einen Zusammenhang zwischen Bildungsabschluss und Internetnutzung. Frauen und Männer mit abgeschlossenem Studium nutzen das Internet mit 81 Prozent gleichermaßen häufig. Je geringer der Bildungsgrad, desto geringer ist jedoch der Frauenanteil an den UserInnen. Schülerinnen liegen erstmals mit einem Prozentpunkt vor den Männern. Während bei den Schülern lediglich ein Anstieg von einem Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen ist, stieg der Anteil der Schülerinnen um 4 Prozentpunkte.

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9. Studie zur politischen Partizipation von Frauen und Männern

Nicht mehr ganz neu, aber immer noch interessant folgende Studie, die unter unten angegebenen Webadresse als Download zur Verfügung steht.

Brigitte Geißel, Virginia Penrose: Dynamiken der politischen Partizipation und Partizipationsforschung – Politische Partizipation von Frauen und Männern (August 2003)

Die Mainstream-Partizipationsforschung hatte seit ihren Anfängen eine Reihe von Entwicklungen erfahren. Nach ihrem Start als Wahlforschung weitete sie ihren Untersuchungsgegenstand zunächst auf verschiedene Formen institutionalisierter Beteiligung und schließlich nicht zuletzt aufgrund des veränderten Partizipationsverhaltens der Bevölkerung auch auf nicht-institutionalisierte Formen aus. Konzeptualisierungen und Zugänge blieben aber, so die Kritik der genderorientierten Partizipationsforschung, nach wie vor männerorientiert und Malestream. Kritisiert wird vor allem, dass die Mainstream- Forschung Frauen als politische Defizitwesen beschreiben, die patriarchale Struktur von Gesellschaft und Staat nicht wahrnähmen und von einem eingeschränkten Politik- und Partizipationsbegriff ausgingen.

Entsprechend den Anforderungen eines Lehrtextes werden in diesem Beitrag Debatten um politische Partizipation der Mainstream- und der genderorientierten Forschung nachgezeichnet. Zu Beginn diskutieren wir zentrale Begrifflichkeiten und gängige empirische Methoden der Mainstream- und der genderorientierten Partizipationsforschung.

In weiteren Kapiteln werden Entwicklungen geschlechter-unterschiedlicher Beteiligung in institutionalisierten sowie in nicht- institutionalisierten Formen und Erklärungsansätze zur geschlechterunterschiedlichen Partizipation dargestellt. Der Beitrag zeigt auch (potentielle) Verbindungen zwischen genderorientierter und Mainstream-Partizipationsforschung auf.

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10. Saure Gurke 2007 – Preis für Frauenfeindlichkeit verliehen

Auf ihrem 30. Herbsttreffen haben Medienfrauen von ARD, ZDF und dem österreichischen ORF am 7. Oktober die ZDF-Produktion „Lafer! Lichter! Lecker!“ mit der „Sauren Gurke 2007“ ausgezeichnet. Der alljährlich verliehene Preis rückt einmal im Jahr Frauenfeindlichkeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ins Scheinwerferlicht.

In der Sendung vom 18. August dieses Jahres ließen die Köche Horst Lichter und Johann Lafer weibliche Gäste zu „Törtchen an ihrer Seite“ oder „nougatgefüllten Marzipanpralinen auf zwei Beinen“ werden. Auch Hühnerbrüstchen hätten eine neue Bedeutung bekommen, so die Jury. „Brüstchen“ präsentierte auch der „Weltspiegel“ des Bayerischen Rundfunks (BR) am 25. Februar 2007 und erhielt dafür einen „Trostpreis“. „Filmautor Richard Schneider und sein Kameramann wissen, wie man verführerische Rundungen in einem politischen Magazin delikat in Szene setzt“, urteilt die Jury.

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11. Veranstaltungshinweise

  • 18.-21.10.2007 (Cottbus): „Frauen bewegen Politik“. Ver.di-Frauen auf dem 2. Sozialforum in Deutschland
  • 20.10.2007 (Bonn, 09:30-18:00 Uhr): FrauenMädchenNetz NRW – Es geht ums Ganze, Constanze! Perspektiven für NRW (www.fes.de)
  • 25.-27.10.2007 (Berlin): „Lobbyarbeit für Frauenrechte. Strategien – Umsetzungen – Praxiserfahrungen“
  • 25.-27.10.2007 (Potsdam): „Chancen in der Chancengleichheit – Bildung und Ausbildung, Zugang zum Arbeitsmarkt“
  • 2.-3.11.2007 (Dresden): „Frauen in der Wissenschaft – Stieftöchter der Alma Mater?“ (www.frauenbildung-dresden.de)
  • 13.11.2007 (Berlin, 16:00-20:00 Uhr): Grün trifft Grün: Zwei Frauenwelten in Deutschland? Die Geschlechterdemokratie in der muslimischen Community (www.boell.de)
  • 04.12.2007 (Uni-GH Siegen, Kulturcafé, 19 Uhr): Gegen den sexistischen Normalzustand – immer noch! (Infos)

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12. Bücher- und Linktipps

Bücher

  • Betsy Udink: Allah & Eva. Der Islam und die Frauen; C. H. Beck-Verlag, 2007, 18,90 € (Rezension)

Links

  • Auf fembio.org findet ihr Biographien von über 30.000 bedeutenden Frauen aller Epochen und Länder. Einfach mal reinschauen und rumstöbern. www.fembio.org
  • Broschüre „Neue Wege für Männer“
  • Studie „20-jährige Frauen und Männer heute Lebensentwürfe, Rollenbilder, Einstellungen zur Gleichstellung“(Februar 2007) Zur Studie
  • Chancengleicheit im Arbeitsleben: Auf den Seiten der Böckler Stiftung findet ihr viele Zahlen, Grafiken und Hintergrundinformationen Seiten der HBS

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