Exit aus der Exzellenz? – Kritik an der Exzellenzstrategie von allen Seiten

Ben Seel, Mitglied im Vorstand des freien zusammenschlusses von student*innenschaften, stellt fest: „Überall regt sich Widerstand gegen die Exzellenz und ihre Exzellenzen: Wissenschaftler*innen bekunden ihre Exzellenzkritik, Hochschulangehörige gehen auf die Straße und selbst Ministerpräsident*innen kündigen Widerstand gegen die Exzellenzstrategiepläne an. Wir können die Gegenwehr nur begrüßen und hoffen dass die Diskussion endlich dazu führt die leidigen Exzellenzpläne zu begraben.“

In der vom freien zusammenschluss von student*innenschaften mit zahlreichen Wissenschaftler*innen initiierten Petition der Kampagne „Exzellenzkritik“ haben sich bereits knapp 3000 Wissenschaftler*innen gegen die Exzellenzinitiative gewandt. Hinzu kommen noch einmal 700 Unterschriften, die alleine in Hamburg im Rahmen der Hamburger Kampagne „Uni für alle statt Exzellenzinitiative“ gesammelt wurden.

Sinkende Qualität wissenschaftlicher Arbeit durch Marktlogik

Sandro Philippi, ebenfalls im Vorstand des fzs, erläutert: „Die aktuellen Debatten drehen sich darum, nach welchen Schlüsseln knapp gehaltene Ressourcen am besten verteilt werden. Dabei geht es um die Qualität von Wissenschaft und Bildung. Doch diese lässt sich weder über quantitative Indikatoren noch über kurzsichtige Marktmechanismen klären. Die Kriterien wissenschaftlicher Güte und Relevanz sind wesentlich spezifischer. Sie ließen sich nur in einem offenen diskursiven und damit demokratischen Rahmen bestimmen. Doch dabei würde letztlich die Frage aufkommen, warum denn die finanziellen Ressourcen im Ganzen so knapp gehalten sind. Schließlich ist es möglich und nötig mehr Geld bereit zu stellen.“

Hierarchisierung ist einem wissenschaftlichen Diskurs abträglich

Marie Dücker, ebenfalls Mitglied im Vorstand des fzs, erklärt abschließend: „Die Initiative führt zu einer Hierarchisierung innerhalb der und zwischen den Hochschulen, die einem freien wissenschaftlichen Diskurs entgegensteht. So führt die Initiative bloß zu einer Umverteilung von Geldern. Wenige Hochschulen erhalten etwas mehr, wohingegen die Masse der Hochschulen mit viel zu geringen Budgets auskommen müssen. Gleichzeitig stärkt das Förderprogramm von Bund und Ländern die Macht der Präsidien, die nun über einen zusätlichen eigenen Etat verfügen sollen. Tatsächlich ist die Macht der Rektorate in Finanz-, Personal-, Struktur- und Baufragen gegenüber dem Akklamationsgremium Senat in den letzten Jahren immer stärkter gewachsen. Bald kann nirgendwo mehr entgegen der Meinungen dieser Wissenschaftspatriarch*innen geforscht werden. Der Fall um die Professur Salzborn zeigt bereits die selbstherrliche und damit wissenschaftsfeindliche Macht der Rektorate. Der künstliche Wettbewerb zwischen den Universitäten befördert die Entmachtung der Wissenschaftler*innen selbst, da ihnen Forschungsinhalte für das Prestige der Institution aufgedrückt werden. Wer sich den Clustern und Prestigeprogrammen nicht anschließen will, dem fehlen am Ende die Mittel für die eigene, freie Forschung.“

Der fzs unterstützt die Proteste gegen die Exzellenzinitiative und die Exzellenzstrategiepläne und arbeitet dabei mit lokalen Gruppen zusammen. Um die Proteste gegen Leistungszwang und Ökonomisierung zu bündeln wird sich der fzs außerdem an der bildungspolitischen Protestkonferenz „Lernfabriken …meutern!“ in Duisburg vom 18.-20. November diesen Jahres beteiligen.

Kontakt:

Marie Dücker: 015772532231;

Sandro Philippi: 01782324494;

Ben Seel: 015120942563,

Weitergehende Informationen:

Exzellenzkritik, Blog und Petition: exzellenzkritik.wordpress.com/

Aufruf zur Demonstration in Hamburg: www.asta-uhh.de/home/home-detail/article/auf-zur-demonstration-uni-fuer-alle.html und Pressemeldung des AStA Uni Hamburg: www.asta-uhh.de/home/home-detail/article/pressemitteilung-demo-uni-fuer-alle-statt-exzellensinitiative.html