Studierende kämpfen gegen Sexismus und Zensurversuche. Antisexistisches Bündnis gegen Pick-Up-Artists verzeichnet Erfolg vor dem Landgericht Köln

Viele Partner*innen aus dem Bündnis von Studierendenvertretungen, politischen Verbänden und Medienschaffenden aus ganz Deutschland haben von dem Kläger zuvor Abmahnungen erhalten, weil sie Zeitungsartikel wieder-veröffentlicht haben, die sich kritisch mit Sexismus, sexualisierter Gewalt und „Pick-Up-Artists“ befassen. Anlass für das gemeinsame Auftreten des Bündnisses ist der Gerichtsprozess, in dem sich aktuell die Studierendenschaft der Universität Frankfurt befindet. In ihrer Zeitung sind die in Rede stehenden Artikel zu erst veröffentlicht worden. Dagegen wurde von dem Kläger, der als „Pick-Up-Artist“ kritisiert wird, Beschwerde eingelegt. Nachdem das Landgericht die Beschwerde im Sinne des Presserechts abgelehnt hat, ging er in die nächste Instanz. Beim Oberlandesgericht erreichte er eine einstweilige Verfügung, weil die Studierendenvertretung mit der Freigabe eines solchen Artikels ihr Mandat überschritten hätte. Zur Debatte steht damit die Kritik an Sexismus und die Frage, wer überhaupt Kritik üben darf. Nun versuchte der damalige Beschwerdeführer erneut über den Rechtsweg Kritik zu unterbinden und scheiterte.

Marie Dücker vom Vorstand des freien zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) erklärt: „Wir freuen uns über den Ausgang des Verfahrens. Die öffentliche Auseinandersetzung über Sexismus und Pick-Up-Artists darf nicht verdrängt werden. Das Grundrecht auf Meinungsäußerung und Pressefreiheit muss auch für die Organe der Verfassten Studierendenschaften gelten, zumal selbsternannte „Verführungskünstler“ immer massiver auftreten – auch an Hochschulen. Dennoch ist es weiterhin der Fokus des Bündnisses, sich nicht in einem juristischen Streit zu verlieren, sondern die Gesamtheit des Problems zu beleuchten und im öffentlichen Diskurs zu thematisieren. Es war für das Bündnis gegen Pick-up-Artists von Beginn an klar, dass wir uns nicht von Zensuren und juristischen Ablenkungsmanövern schwächen lassen. Unser Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Ganzen, und gegen „Pick-Up-Artists“ wird definitiv weitergehen.“

Hintergrundinformation: Der Euphemismus „Pick-Up-Artist“ bezeichnet keine harmlose Freizeitbeschäftigung, sondern es handelt sich vielmehr explizit um psychische und physische Manipulationstechniken, die vorgeblich Durchsetzungsfähigkeit und Selbstsicherheit im Beruf und Alltag sichern sollen. Der „selbstsichere Mann“ wendet dann, gemäß der Erkenntnisse in den Seminaren, das Erlernte gegen Frauen* an. Dabei wird kein Widerstand, kein „Nein“, kein Desinteresse von Frauen* akzeptiert, sondern ignoriert. Dies führt so weit, dass Angehörige der Szene die Legalisierung von Vergewaltigungen und sexualisierter Gewalt fordern. Sensibilisierung und Aufklärung über diese Praktiken, das zugrundeliegende Frauen*bild und die dadurch entstehenden Gefahren für alle Frauen* und Mädchen* ist nicht nur an den Hochschulen dringend nötig.

Die Liste der Bündnispartner*innen ist hier zu finden: www.fzs.de/extra/show/353994.html