New Approach Methodologies (NAMs), d. h. tier(versuchs)freie Methoden wie In-Vitro- oder In- Silico-Modelle, also Forschung an Zellen und Geweben, „Tissue Engineering“ (Gewebezucht) oder Computermodelle werden in der Industrie immer mehr eingesetzt und stoßen bei Studierenden auf großes Interesse. Ein weiterer immer wichtiger werdender Bereich ist die patientenbasierte Forschung. Nicht nur das Tierleid, sondern auch die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse führen zu dieser Nachfrage.
Der große Innovationsschub, gerade bei der Weiterentwicklung vorhandener Methoden und der Entwicklung völlig neuer, wird jedoch durch den Lock-In-Effekt eines über Jahrzehnte auf Tierversuche ausgelegten Lehr- und Forschungsbetriebs ausgebremst.
NAMs werden im Moment, wenn überhaupt, erst vereinzelt ab dem Master- oder Doktorand*innen-Niveau gelehrt. Länder wie die USA ermöglichen hier weitaus mehr. Hinzu kommen bürokratische Hürden bei der Anerkennung/ Validierung der Methoden, Vorprägungen in der wissenschaftlichen Publikationspraxis und in der finanziellen Forschungsförderung, was die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre genauso wie der Berufswahl im Bereich NAMs stark einschränkt und den Hochschulstandort Deutschland benachteiligt.
NAMs brauchen also als Zukunftstechnologien – wie es der ehemalige Dekan der Charité, Axel Radlach Pries, ausdrückte – einen ähnlichen Paradigmenwechsel wie die erneuerbaren Energien (Vgl.: https://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/ein-berliner-institut-fuer-alternative-zu-tierversuchen-15260615.html).
Mit einem Abbau der benachteiligenden Hürden, groß angelegten Unterstützungsprogrammen (auch in der Grundlagenforschung) und 1R- (Replacement) statt 3R-Zentren kann das gelingen.
Wir wünschen uns NAMs in der Lehre aller einschlägigen natur- und agrarwissenschaftlichen sowie medizinischen Studiengänge (Biologie, Biotechnologie, Biochemie, Bioinformatik, Neurowissenschaften, Pharmazie, Toxikologie, Humanmedizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Medizintechnologie, Psychologie, Ernährungswissenschaften, Agrarwissenschaften u. ä.). Da die Bedarfe je nach Fach sehr unterschiedlich sind, kann es sich dabei um Wahl- oder Pflichtfächer zu vorhandenen Methoden und Methodenentwicklung handeln, um einzelne Module oder um eigene Bachelor- und Masterstudiengänge. Uns ist wichtig, dass sie bereits in allen relevanten grundständigen Studiengängen vorkommen und Forschende dafür gewonnen werden, Lehrveranstaltungen anzubieten. Auch mehr Kooperationen mit technischen Studiengängen und der Industrie halten wir für sinnvoll.
Einige Beispiele:
In der Industrie:
https://www.zeit.de/news/2023-05/26/merck-chefin-garijo-fuer-ausstieg-aus-tierversuchen
https://www.roche.com/stories/modeling-the-future
https://institutehumanbiology.com
An Hochschulen/Instituten:
https://www.bcp.fu-berlin.de/pharmazie/faecher/pharmakologie/Team/index.html
https://www.tu.berlin/angewbiochem/ueber-uns/leitung
https://www.biologie.uni-konstanz.de/leist
https://www.biologie.uni-konstanz.de/leist/caat-europe
https://www.researchgate.net/profile/Mario-Rothbauer
https://www.invitrojobs.com/index.php/de/forschung-methoden/arbeitsgruppen
Start Ups/Gemeinnützige Organisationen:
https://www.researchgate.net/profile/Nick-Jukes
COLAAB: https://www.pcrm.org/ethical-science/animalmethodsbias
Auch im Bereich „Ernäherung“ werden Anleihen aus der Zellforschung und dem „Tissue Engineering“ genommen, viele Start-Ups und Forschungskooperationen entstehen:
https://www.tci.uni-hannover.de/de/arbeitsgruppen/biokatalyse-und-bioreaktionstechnik
https://publikationen.bibliothek.kit.edu/1000156303/150383212
https://gfi.org/wp-content/uploads/2023/01/2022-Cultivated-Meat-State-of-the-Industry-Report-2-1.pdf