Liebe Besetzerinnen und Besetzer, Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der freie zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs), der bundesweite studentische Dachverband, solidarisiert sich mit Euch und Eurem Protest gegen Studiengebühren und für ein sozial gerechtes und demokratisches Bildungssystem.
Die Einführung von Studiengebühren, wie sie in einigen Ländern bereits erfolgt und in anderen geplant ist, wird die ohnehin prekäre Situation von StudentInnen massiv verschlechtern. Junge Menschen aus einkommensschwächeren Familien werden durch Studiengebühren von einem Studium abgeschreckt; Studieren wird damit zu einem Luxus, den sich nur noch Reiche leisten können sollen. Auch an vielen anderen Stellen wird die soziale Situation von StudentInnen verschärft – etwa durch die kürzlich beschlossene Absenkung der Altergrenze beim Kindergeld auf 25 Jahre, die gerade StudentInnen in der Abschlussphase betrifft, oder die seit fünf Jahren stagnierenden BAföG-Sätze, die eine ausreichende Ausbildungsförderung für Einkommensschwache unmöglich machen.
Gleichzeitig finden seit Jahren massive Umwälzungen in der Hochschullandschaft statt. Die Einrichtung hierarchischer Leitungsstrukturen und die parallel verlaufende Einschränkung demokratischer Entscheidungsgremien, wie sie gerade in Baden-Württemberg durch die Einführung von Aufsichtsrat und Vorstand bestehen, sollen Hochschulen zu Unternehmen umstrukturieren. Emanzipatorische Bildungspolitik kann aber nur durch Teilhabe aller Betroffenen und demokratische Gremien an der Hochschule funktionieren. Insbesondere unterstützen wir Euer vehementes Engagement für die Wiedereinführung Verfasster Studierendenschaften in Baden-Württemberg. Die systematische Einschränkung demokratischer Mitsprache in Baden-Württemberg muss ein Ende haben!
Wie Ihr protestieren seit Wochen Zehntausende in der ganzen Bundesrepublik für ein gebührenfreies und sozial gerechtes Bildungssystem. In Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und weiteren Bundesländern gehen täglich Tausende SchülerInnen, StudentInnen, Eltern, GewerkschaftlerInnen und viel weitere Menschen gegen die neoliberale Bildungspolitik auf der Straße. Die flächendeckenden Proteste zeigen, dass wir als StudentInnen die fortschreitende Ökonomisierung des Bildungssystems nicht hinnehmen werden und uns aktiv für ein offenes, sozial gerechtes und demokratisch organisiertes Bildungssystem einsetzen. Der große Zuspruch, der uns erreicht, zeigt, dass wir mit unseren Forderungen nicht alleine stehen.
In dem Sinne wünschen wir Euch weiterhin viel Erfolg bei der Besetzung des Schlosses Hohentübingen und auch darüber hinausgehender Protestaktionen.
Mit solidarischen Grüßen,
Christian Berg
Katharina Binz
Christoph Lüdecke
Regina Weber
der Vorstand des fzs