Dies betrifft die Zusammensetzung der Gesamtvertretungen der Hochschulen und in noch stärkerem Maß die überregionale Vertretung der StudentInnen.
Die Mitglieder des fzs halten eine geschlechtergerechte Vertretung der StudentInnen für eine unabdingbare Voraussetzung für eine demokratische und emanzipatorische Interessenvertretung. Das alljährlich wiederkehrende Problem, ausreichend Frauen für den streng quotierten Vorstand des fzs zu finden, ist Ausdruck einer mangelhaften Geschlechterdemokratie innerhalb der StudentInnenschaften und insbesondere der Gremien des fzs. Die stärkere Beteiligung von Frauen an der Verbandsarbeit muss weiterhin auf der Tagesordnung stehen, solange keine tatsächliche Gleichstellung erreicht ist. Der Anspruch, Geschlechterdemokratie sowie ein Ende patriarchaler Machtverhältnisse erreichen zu wollen, leidet an Glaubwürdigkeit, wenn dies nicht einmal in den eigenen Selbstvertretungsorganen gelingt. Die Tatsache, dass es seit Jahren Probleme bei der Erfüllung der Frauenquote im Vorstand gibt, zeigt jedoch auf, dass strukturelle Defizite innerhalb des fzs und der StudentInnenschaften vorliegen, die nicht allein auf der Symptomebene bekämpft werden können (Stichwort: männliches Redeverhalten), sondern einer systematischen Analyse unterworfen werden müssen.
Der Vorstand gibt nach Rücksprache mit dem AS eine Studie in Auftrag, welche die Organisationsformen und Arbeit der StudentInnenschaften und des fzs auf ihre Attraktivität für StudentInnen, insbesondere für Frauen, StudentInnen mit Behinderung und ausländische StudentInnen, untersucht. Ziel der Studie ist es, Mängel an Partizipationsmöglichkeiten aufzuzeigen, neue und/oder veränderte Arbeitsformen und Arbeitsgebiete zu erschließen sowie Erwartungen der StudentInnen an ihre Interessenvertretungen aufzudecken.
Mögliche Untersuchungsfelder sind:- Informationsdefizite sowie Informations- und Kommunikationsformen und -mittel- Projektarbeit und Gremienarbeit- parlamentarische und Rätemodelle; Rolle und Organisationsformen der Hochschulgruppen- Kommunikationsverhalten innerhalb der StudentInnenvertretungen- Unterschiede Ost/West und Nord/Süd (verfasste und nicht verfasste StudentInnenschaften- unterschiedliche Vorstellungen und Interessen bei Universitäten und Fachhochschulen- Organisationsformen usw. der StudentInnenschaften anderer europäischer Staaten- …
Begründung:
Die Debatte um die Vorstandsquotierung wird voraussichtlich auch auf dieser MV wieder geführt; es werden voraussichtlich wieder nicht genug Kandidatinnen für den Vorstand gefunden. Dieses alljährlich wiederkehrende Phänomen ist kein zufälliges, sondern ein strukturelles Problem, das sowohl auf Ebene des Dachverbandes als auch auf der Ebene der StudentInnenschaften angesiedelt ist. Trotz der für alle Beteiligten unerträglichen Diskussionen wurde es bisher nicht für nötig befunden, die genauen Ursachen systematisch zu erforschen, noch wurden wesentliche organisatorische Veränderungen vorgenommen, die zur Problemlösung geeignet waren.
Die Erstellung einer Studie zur Situation, zu Problemen und neuen Handlungsmöglichkeiten der StudentInnenschaften ist überfällig. StudentInnenschaften in anderen europäischen Staaten haben zum Teil keineswegs die deutschen Probleme der Demotivation und des mangels an Beteiligung von Frauen. Hier gilt es nachzuhaken, warum das so ist. Bei radikal fallender Wahlbeteiligung sind die Ursachen für das Desinteresse und das Fehlen des Gefühls, ”vertreten” zu sein, zu erforschen, sowie die Gründe dafür, warum sich immer weniger StudentInnen an der Arbeit ihrer eigenen Interessenvertretungen beteiligen.
Beschlossen auf der 22. MV in Münster, November 2002